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    Gefangen in der Tiefe

    Exklusiv für Uncut vom Slash Filmfestival
    Dass das Slash Filmfestival eine einzigartige Bandbreite verschiedenster Genrefilme präsentiert, beweist die Programmgestalter jedes Jahr aufs Neue. Mit „Breaking Surface“ von Joachim Hedén wurde dem Publikum nun ein Film vorgeführt, der auch für ein breiteres Publikum, das ansonsten wenig mit Genrekino am Hut hat, geeignet sein dürfte.

    Die beiden äußerst verschiedenen Halbschwestern Ida und Tuva, treffen sich für ihren traditionellen Wintertauchgang bei ihrer Mutter in Norwegen. Während Ida mit Eheproblemen zu kämpfen hat, verschweigt Tuva, dass sie im Zuge ihres letzten Tauchgangs beinahe in eine Turbine geraten wäre. Das Verhältnis zwischen den beiden ist schwierig, die jüngere Tuva, die mittlerweile professionelle Tiefseetaucherin ist, wurde nach der Trennung vom Vater stets von der Mutter bevorzugt – eine Tatsache mit der Ida noch heute zu kämpfen hat. Die Geschwister brechen zu ihrem Tauchausflug auf, an einer steilen Felswand steigen sie schließlich durch eine Höhle herab ins kalte Nass. Nachdem sie Schwertwale sichten löst sich plötzlich ein Steinschlag, der nicht nur die ahnungslose Tuva zu Boden reißt, sondern auch die am Land drapierte Notfallsausrüstung unter sich begräbt. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt, denn der Sauerstoff geht den beiden allmählich aus, und die Suche nach Rettung scheint vergebens.

    Der Survivalthriller brilliert mit wunderschönen Landschafts- und beeindruckenden Unterwasseraufnahmen - gedreht im tiefsten Studiowasserbecken der Welt in Belgien. Die Handlung verläuft dabei gänzlich gemäß den Konventionen des Genres: Alles was schief gehen kann, geht schief und die Protagonistin muss mehr und mehr Hindernisse überwinden, um die Rettung ihrer Schwester in greifbare Nähe rücken zu können. Befände man sich nicht inmitten der winterlichen Landschaft Norwegens, würde man beinahe jeden Moment den Angriff eines Riesenhais oder eines ähnlich mörderischen Monsters erwarten, der der gezeichneten Ida ein weiteres Obstakel in den Weg legt.

    Schwachpunkt des Films ist die ausgesprochen oberflächlich aufgebaute und gezwungen emotionale Geschichte der beiden Schwestern, die über Erinnerungen und Collagen die schwierige Beziehung zwischen Ida und Tuva darlegen möchte, dabei allerdings zu stark auf Klischees und Kitsch setzt anstatt die Charaktere zu sympathischen, eigenständigen Figuren heranwachsen zu lassen. Obwohl sich ein bemerkenswerter Spannungsbogen durch den Thriller zieht, ist das Werk schlussendlich doch hervorsehbar und in seiner Ausführung zu wenig konsequent. Ein Punkt, der bedauerlicherweise auch nicht durch die wirklich gelungenen Performances der beiden Hauptdarstellerinnen Moa Gammel und Madeleine Martin wettgemacht werden kann.

    Trotz einer eher mangelhaften Hintergundgeschichte liefert uns Joachim Hedén einen kompromisslosen, wunderschön inszenierten Survivalthriller, der sein Publikum bis zur letzten Sekunde gebannt in den Kinositzen hält!
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    19.09.2020
    11:43 Uhr