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    Cola für den Osten

    Billy Wilder hat nicht nur wieder einmal bewiesen, dass er Comedy kann, sondern so ganz nebenbei sieht man rasende Autos durch das damals noch ziemlich zerstörte Berlin brettern (1960/61). Diese Außenaufnahmen sind unwiederbringbar. Obwohl dialoglastig ist der Film so flott inszeniert, dass man gar nicht merkt wie die Zeit verfliegt. Der alte Ost-West Antagonismus des Kalten Krieges bietet heute immer noch jede Menge Gags. Wenn z.B. der Cola Chef von Westberlin MacNamara (James Cagney) von seiner Frau Phyllis (Arlene Francis) mit “Mein Führer!“ angeredet wird oder Cagney sagt “Napoleon hat versagt, Hitler hat versagt, Cola ist besser,“ belegt das das pointenreiche Drehbuch, an dem Wilder auch mitgearbeitet hat. Aus der Schwarzwälder Kuckucksuhr winkt statt dem Kuckuck Onkel Sam. Und es geht natürlich gegen die ‘Dreckskommunisten‘, denen MacNamara das ‘braune, süße Gift‘ verkaufen will. Parallel dazu läuft die Aktion, hindert Scarlett die Tochter des Chefs (Pamela Tiffin) daran Dummheiten zu machen.
    Da schlägt die Stunde für die deutschen Leinwandlieblinge Lilo Pulver einzig und allein mal ein scharfes Teil (Striptease auf dem Tisch und Horst Buchholz als Ludwig Piffl, der als Scarletts Ehemann vom Kommunisten zum Kapitalisten umgepolt wird. Hans Lothar als serviler Angestellter, der immer noch die Hacken zusammenschlägt, wenn er von MacNamara einen Auftrag erhält. Die Musik wird hier zur Verstärkung der Komik zielgerichtet eingesetzt. Sei es der ‘Säbeltanz‘ oder die Dauerberieselung mit ‘Itsy bitsy teeny weeny yellow Polka Dot Bikini‘, mit der Ludwig Piffl ein Geständnis abgerungen wird. 1960 war das ein Riesenhit.
    Und wenn man genau hinsieht, erkennt man dass, MacNamara am Ende keine Coca Cola aus dem Automaten holt…
    Wilders politischste Komödie, in der mit den ‘Bösen Russen‘ noch recht charmant umgegangen wird. Dokument und Comedy für Feinsinnige.
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    06.02.2017
    12:22 Uhr