"Night on Earth", das sind fünf halbstündige Taxifahrten, die gleichzeitig stattfinden, durch die zehn Zeitzonen zwischen US-Westküste und Finnland aber für den Zuseher von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang reichen. Die fünf Städte und ihre Taxifahrten:
Los Angeles: Eine Dame aus dem Filmbusiness trifft auf die unkomplizierte Vollbluttaxlerin Corky (Winona Ryder mit 20, zum Verlieben).
New York: Brüderlicher Kulturaustausch zwischen dem smoothen YoYo (Brooklyn) und dem gutmütigen Helmut (Dresden).
Paris: Ungeschickter ivorischer Taxifahrer stellt anziehender Blinder (Béatrice Dalle) dumme Fragen.
Rom: Roberto Benigni beichtet einem Pfarrer in blumiger Sprache seine sexuellen Fehltritte. Im Grunde infantiler Bierzelthumor, aber Benignis sprudelnde Wortmagie versöhnt.
Helsinki: Ein Taxifahrer mit Walrossbart und unterkühltem finnischem Phlegma (Matti Pellonpää) bringt drei Betrunkene nach Hause. Feuchte Augen zum Abschluss.
Ein cooler Film, der in fünf in vieler Hinsicht verschiedenen Vignetten die Diversität unserer blauen Kugel zeigt. Sehr schön wird die Unterschiedlichkeit der Straßenpanoramen eingefangen, die Leuchtreklamen, die Architektur. Anno 1991 reichten dafür noch die USA und Europa, heute wäre ein solcher Hipster-Film nicht unter fünf Kontinenten denkbar. Handlung gibt es kaum und jede Episode steht für sich allein da, aber auch wenn es um nichts geht, wird man doch gut unterhalten und die 25 Minuten je Abschnitt werden einem kaum zu lang. Ein Meisterwerk würde ich den Film aber nicht nennen, eher eine gelungene Fingerübung, einen Showcase des Regisseurs, eine leere Bühne für die Schauspieler und nicht zuletzt eine Hommage an die porträtierten Städte.
Nur logisch, dass es den Film nur in Originalfassung (Englisch, ein wenig Deutsch, Französisch, Italienisch, Finnisch) mit Untertiteln gibt. Selbst beim Abspann wird dieses Prinzip durchgezogen: die Credits sind, nach Drehorten unterteilt, in der jeweiligen Landessprache angegeben.
Eins noch: Die Katzenmusik von Tom Waits nervt auf die Dauer.