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    Irgendwas lauert da draußen auf uns und es ist nicht der originale Predator!

    Eldritch Advice
    Der John-McTiernan-Klassiker „Predator“ ist nach wie vor der Goldstandard im Actionfilm-Genre und gilt darüber hinaus auch als Referenz in den Bereichen Horror und Science Fiction. Es ist also nur allzu verständlich, dass seither etliche Filmemacher versucht haben dieses Erfolgsrezept zu kopieren. Darunter fallen sogar manche Fortsetzungen innerhalb des eigenen Franchise. Der 2010 erschiene dritte Teil (beziehungsweise fünfte wenn man die „Alien vs. Predator“-Filme inkludiert) „Predators“ war darin bestrebt so nah wie nur irgendwie möglich an das Ambiente des Originals heranzukommen, fühlte sich in vielen Szenen aber lediglich wie eine dreiste, wenn auch unterhaltsame, Nachahmung an. Dass es noch wesentlich dreister geht, bewies Regisseur Dan Garcia in seinem 2011 veröffentlichten „Predator“-Klon „Flesh Wounds – Blutige Wunden“, der mittlerweile im deutschsprachigen Raum als „Predator vs. Warrior“ ein „Repack“ erfuhr, sprich unter einem neuen Titel wiederveröffentlicht wurde.

    Eine streng geheime Forschungseinrichtung der U.S. Army wurde von Terroristen gestürmt, um die dort stationierten Wissenschaftler zu entführen. So lautet zumindest die offizielle Instruktion, die CIA-Agentin Cassandra Mason, Lieutenant Tyler, dem Anführer der rasch zusammengestellten Rettungsmission, auftischt. Er und seine Männer müssen allerdings feststellen, dass es sich dabei nur um die halbe Wahrheit handelt und etwas wesentlich gefährlicheres da draußen auf sie lauert.

    Ich muss sagen … ernsthaft, was habt ihr euch erwartet?

    Versucht euch vorzustellen, „Predator“ mit einem Budget von etwa 2,5 Millionen Dollar zu kopieren. Die Chancen stünden gut, dass ein Film wie „Flesh Wounds“ danach das Ergebnis ist. Aus Gründen des Urheberrechts, weicht die Handlung in einigen Szenen natürlich etwas vom großen Vorbild ab. Seltsamerweise gleichen diese Abweichungen eben jenen aus „Robowar“, dem ersten „Predator“-Klon, der 1988 von Bruno Mattei gedreht wurde. Ich weiß zwar nicht ob Garcia von diesem Film wusste, aber selbst wenn, Mattei wäre wohl stolz darauf gewesen einmal selbst auf der Seite der Imitierten gestanden zu haben. Allerdings weiß ich nicht, ob dies Alan Silvestri, der Komponist des legendären „Predator“-Soundtracks, ebenfalls so sieht, denn die von Andrew Markus kreierte „Original Music“ klingt zuweilen so, als sei sie stets nur eine Note von einer Klage entfernt. Dies bedeutet wiederum, dass der Soundtrack von „Flesh Wounds“ äußerst gelungen ist.

    Es gibt zwei Gründe warum ich mir diesen Film angesehen habe. Der erste ist natürlich meine Faszination und Liebe für „Predator“, was derlei Exploitation-Werke freilich beinhaltet. Der zweite prangt in großen Lettern vom Filmplakat und heißt Kevin Sorbo. Als Darsteller von Herkules und Kull von Atlantis, schuf sich Sorbo einen festen Platz in meinem Herzen, und es ist immer wieder ein Fest, ihn in einem Genrefilm sehen zu dürfen. In der Rolle des Lieutenant Tyler ist er der Dutch Schaefer dieses Films. Anders als Schwarzeneggers Charakter in „Predator“, stehen Sorbo allerdings keine „Larger than Life“-Persönlichkeiten wie Carl Weathers, Bill Duke oder Jesse Ventura zur Seite. Trotzdem gelingt es ihm, den Film über seine gesamte Länge zu tragen. Erwähnenswert ist zudem, dass Bokeem Woodbine, den heute viele als den zweiten „Shocker“ aus „Spider-Man: Homecoming“ kennen, einen der Soldaten von Tyler spielt, und dabei schauspielerisch sowie charismatisch aus dem Gros heraussticht.

    Ist dieser Film eines freitäglichen Filmabends würdig?

    „Flesh Wounds“ hat viele Probleme, die sowohl dem Budget als auch einem gewissen Mangel an Kreativität geschuldet sind. Das Drehbuch weiß dabei ebenso so wenig zu überzeugen, wie die Kampfchoreographien oder das Setting. Zwar sind die Wälder von Louisiana durchaus wunderbar anzusehen, die gewählten Drehorte wirken jedoch zu zivilisatorisch für eine versteckte Forschungseinrichtung. So hat man das Gefühl, dass sich die Truppe von Lieutenant Tyler nicht durch undurchdringliche Wälder kämpft, sondern einem Waldweg entlang spaziert, was bei den Dreharbeiten wohl tatsächlich der Fall war. Trotzdem hat „Flesh Wounds“ auch seine positiven Seiten. Viele der äußerst blutigen Effekte wurden gekonnt in Szene gesetzt, das CGI ist am Budget des Films gemessen durchaus gelungen, und die überzeugenden Requisiten sorgen doch für ein gewisses Gefühl der Authentizität. Zudem wurde die Laufzeit von „Flesh Wounds“ mit ca. 82 Minuten gut bemessen. Zwar gerät die Handlung im erste Akt etwas langsam ins Rollen, findet im zweiten und dritten Akt aber ein passendes, flottes Tempo.

    An dieser Stelle könnte ich diesen Film für all seine Unzulänglichkeiten abstrafen, schließlich gibt es deren genug. Trotzdem fühlte ich mich letztendlich prima unterhalten. „Flesh Wounds“ ist gewiss kein Geheimtipp für die breite Masse, aber eine obskure und dennoch willkommene Beigabe für jeden „Predator“-, Kevin Sorbo-, sowie Genre-Fan. Es ist nicht der Film, der „Predator“ ersetzt, sondern jener für die Hartgesottenen unter euch, die am Ende eines langen Themenfilmabends immer noch nicht genug haben. Somit ist „Flesh Wounds“ für mich eines freitäglichen Filmabends würdig!
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    12.06.2020
    15:21 Uhr