2 Einträge
5 Bewertungen
53% Bewertung
  • Bewertung

    definitiv keine Komödie

    Ich ging ins Kino in dem Irrglauben, dass Cruella ein weiterer netter familienfreundlicher Disney-Film mit vielen lustigen Elementen ist. Leider wurde ich enttäuscht. Der Film verleitet zwar zeitweise zum Schmunzeln, ist aber aufgrund seiner vielen dramatischen, sogar brutalen Szenen sicher keine Komödie.
    Der Inhalt zeigt wie aus der unschuldigen kleinen etwas anderen Estella die verbitterte rachsüchtige und empathielose Cruella wird, die wir alle aus 101 Dalmatiner kennen. Dabei ist es interessant zu beobachten wie überzeugend Emma Stone die Wandlung vollzieht von der leicht kriminellen aber liebenswerten guten Freundin zur erfolgreichen arroganten Einzelgängerin.
    Beide Hauptdarstellerinnen (Emma Stone und Emma Watson) sind in ihren Rollen äußerst glaubwürdig, leider macht das den Film trotzdem nicht zum Blockbuster.
    Alles in Allem bekommt man hier eine Aneinanderreihung von mehr oder weniger spannenden Inhalten, die zwar recht unterhaltsam sind, aber einen nicht vom Hocker hauen.
    25.07.2021
    14:35 Uhr
  • Bewertung

    The de Vil Wears Prada

    Exklusiv für Uncut
    Der unerwartete Riesenerfolg des 2019 erschienenen „Joker“-Films von Todd Phillips war fürs Kino Fluch und Segen zugleich. Zwar erwies sich das einerseits als gutes Zeichen dafür, dass Studios Filmemacher*innen nun endlich mehr kreative Freiheit bei namhaften Projekten gewähren würden, anstatt sie stets an lästige Restriktionen zu binden. Andererseits bedeutete das leider auch, dass uns eine neuartige Welle an Filmen erwarten würde, die sich den Hintergrundgeschichten bekannter Figuren der Popkultur widmen sollten. Ein Trend, der wohl oder übel durch den massiven Erfolg des „Joker“-Prequels herbeigerufen wurde. Bevor uns bald eine filmische Origin-Story über keinen geringeren als unser aller Lieblings-Chocolatier Willy Wonka erwartet, steht vorerst noch Disneys „Cruella“ bevor. Wie der Titel schon verrät, beschäftigt sich der Film mit der ikonischen Cruella de Vil, die seit ihrem ersten Auftreten im animierten „101 Dalmatiner“-Film von 1961 als eine der populärsten Bösewicht*innen im Disney-Kosmos gilt. Mitte der 90er versuchte sich der Mauskonzern bereits an zwei Realverfilmungen des Stoffes, in denen die hinterlistige Pelzmantelträgerin von der sehr geschätzten Glenn Close verkörpert wurde. Im neuen „Cruella“-Film, der eine frei dazugedichtete Vorgeschichte erzählt, fällt das sonst so geläufige Image der Hunde-hassenden Fashionista. Tatsächlich wird Cruella in ihrem eigenen Film nämlich zur Sympathieträgerin und Heldin mit einem bis Dato ungeahnten Maß Charaktertiefe. In der Praxis mag dies nach einem durchaus spannenden Konzept klingen. Auch der vorhin erwähnte „Joker“ versuchte die Wandlung vom (vermeintlich) missverstandenen Außenseiter zum kaltblütigen Schurken ohne Rücksicht auf menschliches Leben glaubhaft zu vermitteln. „Cruella“ gelingt dieses Unterfangen jedoch nicht voll und ganz.

    Wovon erzählt der Film denn jetzt überhaupt genau?
    Schon von klein auf benahm sich Estella de Vil (Emma Stone) anders als ihr Umfeld und wurde dafür häufig schief angeschaut. Als junge Erwachsene möchte die Britin im London der 70er-Jahre ihrer kleinkriminellen Vergangenheit den Rücken kehren und mit allen Mitteln Fuß in der Modeindustrie fassen. Bereits in frühen Jahren zeigte sich Estella, die manchmal mit ihrer dunklen Seite „Cruella“ zu ringen hat, als talentierte Designerin mit womöglich vielversprechender Zukunft. Mithilfe ihrer diebischen Kindheitsfreunde Horace (Paul Walter-Hauser) und Jasper (Joel Fry) ergattert sie immerhin einen Job in einem berühmten Londoner Modekaufhaus. Über Umwege wird sie dann sogar von der berüchtigten Modedesignerin Baroness von Hellman (Emma Thompson) angeheuert. Die divenhafte Fashion-Ikone verbindet ein dunkles Geheimnis mit Estella. Nach und nach schreitet ihre unaufhaltbare Verwandlung zur schurkischen Cruella de Vil voran.

    Inszeniert wurde das Disney-Prequel von Craig Gillespie, der sich vor wenigen Jahren für das mehrfach oscarnominierte Biopic „I. Tonya“ verantwortlich zeichnete. Der reißerische und vor mitreißender Energie nur so strotzende Erzählstil, den Gillespie bereits für sein sportliches Comedy-Drama verwendete, kommt auch in seinem neuesten Werk wieder zum Einsatz. Die erzählerische Aufmachung wirkt hier jedoch in vielen Momenten fehl am Platz. Die tragikomische Charakterstudie durchzieht eine punkige Ader, die aber zumeist aufgesetzt und artifiziell daherkommt. Oft ist Gillespie sichtlich daran bemüht, dem Publikum zu zeigen, was für einen „coolen“ Film er hier denn gedreht hat, wird seinen Ambitionen in der Umsetzung aber nicht gerecht. Vor allem die Wahl des Soundtracks, dem zahlreiche Rockhymnen der 60er- und 70er-Jahre angehören, trieft nur so vor einem spürbaren „Coolness“-Faktor, der einfach nicht aufzugehen weiß.

    Womit der Film hingegen glänzen kann, das ist seine schmackhafte Optik. Die Disney-Realverfilmung besticht mit einem detaillierten Szenenbild, das prächtig und von satten Farben begleitet in Szene gesetzt wurde. Nicht minder beeindruckend ist das fabelhafte Kostümdesign, das die Ansprüche eines Films, der sich in der Modeindustrie abspielt, mehr als nur erfüllt. Die traumhaft schöne Ästhetik lässt sogar über so manch erzählerische Schwächen, auf die später noch genauer eingegangen wird, hinwegsehen. Für Kostüm- und Szenenbild darf man sich sogar reelle Chancen auf potentielle Oscar-Nominierungen ausmalen.

    Auch die darstellerischen Leistungen überzeugen zumindest zum Großteil. Am meisten Spaß macht „Cruella“ dann, wenn die sich anbahnenden Rivalitäten zwischen der titelgebenden (Anti-)Heldin und ihrer Arbeitgeberin Baroness von Hellman in den Vordergrund rücken. Die zwei Oscar-Preis- und Emma-Namensträgerinnen Stone und Thompson verkörpern die divenhaften Verhaltensmuster ihrer Figuren äußerst glaubwürdig – auch wenn man den nicht immer gelungenen britischen Akzent der Amerikanerin Stone durchaus kritisieren könnte. In Nebenrollen amüsieren Joel Fry und Paul Walter Hauser als Estellas langjährige Freunde und Sidekicks Jaspar und Horace. Letzterer trägt mit seinem Cockney-Akzent ab und an aber auch etwas zu dick auf.

    Plottechnisch hat das Disney-Prequel aber vergleichsweise wenig zu bieten. Flashback-Sequenzen langweilen mit konstruiertem Drama und ausgelutschten Familien-Dynamiken. Erzählerische Wendungen wirken an den Haaren herbeizogen und erfüllen kaum narrativen Zweck. Direkte Bezüge auf „101 Dalmatiner“ erscheinen im Anbetracht der sonstigen Eigenständigkeit des Films deplatziert und schlichtweg aufgezwungen. Klare Parallelen zu „Joker“ und der modebewussten Erfolgskomödie „Der Teufel trägt Prada“ lassen sich auch kaum von der Hand weisen.

    Das „Cruella“-Prequel bleibt insgesamt also unter den Erwartungen. So schön der Film auch anzuschauen und so überzeugend die Besetzung auch sein mag, das Gesamtwerk wird – wie die meisten der bisherigen Disney-Realverfilmungen – den Möglichkeiten nicht gerecht. Cruela de Vil in eine sympathische Fashionista, die keinem Hund Leid zufügen würde, umzufunktionieren, erweist sich doch als keine allzu herausragende Idee. Der Gang ins Kino lohnt sich aufgrund der imposanten Bilder aber allemal.
    1705313743158_ee743960d9.jpg
    27.05.2021
    07:32 Uhr