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    Einer der letzten phantastischen Animationsfilme für Erwachsene in der westlichen Welt!

    Eldritch Advice
    Wer im Jahr 2000 ein Teil der deutschsprachigen Metal- und Comicszene war, für den gab es an „Heavy Metal F.A.K.K.²“ kein vorbeikommen. Jedes Fachmagazin war voll mit Artikeln zu jenem Animationsfilm, der sowohl ein Nachfolger des Klassikers „Heavy Metal“ aus dem Jahre 1981 als auch eine Adaption des Graphic Novels „The Melting Pot“ von Kevin Eastman ist. Der Hype war groß; besonders im deutschsprachigen Raum. Da das ehemalige deutsche Medienunternehmen Helkon Media Co-Produzent war, konnte man den Film, der in den meistern Ländern lediglich „Direct-to-Video“ veröffentlicht wurde, bei unserem Nachbarn sogar im Kino bestaunen. Um die ungekürzte Version zu sehen, musste man damals allerdings 18 Jahre alt sein, weswegen ich seinerzeit auf die unzensierte VHS-Veröffentlichung warten musste, anstatt über die Grenze in ein Kino zu wandern. Mittlerweile wurde der Film von der FSK neu geprüft und ist seit 2010 in seiner ganzen Pracht bereits für Käufer ab 16 Jahren auf DVD erhältlich.

    Bei Grabungen im Weltall stößt der Minenarbeiter Tyler auf eine Scherbe des Loc-Nar. Als er diese berührt, verändert diese nicht nur sein Erscheinungsbild, sondern lässt ihn ebenfalls wahnsinnig werden. Von Macht und der Gier nach Unsterblichkeit getrieben, schart Tyler eine kleine Armee um sich und begibt sich auf die Suche nach dem Planeten der Jugend. Auf dem Weg dorthin begeht er ein Massaker auf F.A.K.K.². Die einzige Überlebende, die nicht in Gefangenschaft gerät, ist die wunderschöne Amazone Julie. Diese schwört blutige Rache und nimmt die Verfolgung auf um Tylers Ambitionen nach Unsterblichkeit ein frühes Ende zu setzen.

    Ich muss sagen … westliche Animationsstudios sollten sich wieder auf Filme dieser Art besinnen.

    Mit einem geschätzten Budget von etwa 15 Millionen Dollar mag es durchaus den Anschein erwecken, als ob „Heavy Metal F.A.K.K.²“ im Konzert der Großen im Animationsbereich mitspielte. Bedenkt man allerdings, dass der im selben Jahr erschienene Film „Titan A.E.“ mindestens über ein fünffaches dieser Summe als Budget verfügte, ist es umso bemerkenswerter, dass „Heavy Metal F.A.K.K.²“ über weite Teile so gut aussieht. Lediglich einige der am Computer animierten Szenen sind nicht sonderlich gut gealtert. Da der Film allerdings größtenteils von Hand gezeichnet wurde, überdauerte er die Zeit und trägt daher zu Recht den Namen „Heavy Metal“. Schließlich stammt dieser vom gleichnamigen Science-Fiction/Fantasy-Magazin, das sich seit 1992 im Besitz von Kevin Eastman, dem Autor der Comicvorlage, befindet. Wer diese Lektüre, die von 1980 bis 1999 im deutschsprachigen Raum als „Schwermetall“ erschien, kennt, weiß, dass dieser Film nicht nur gut aussieht, sondern auch episch klingt. Dem Soundtrack des französischen Komponisten Frédéric Talgorn fehlt es daher nicht an Pathos, was den rasanten Ablauf der Geschichte ideal unterstreicht. Natürlich sind im Film auch zahlreiche Rock-, Metal- und Industriallieder zu hören. Diese sind meiner Meinung nach zwar etwas zu kommerziell geraten, wissen sich aber dennoch gut in das Gezeigte einzufügen.

    Der große Meisterstreich von „Heavy Metal F.A.K.K.²“ war es seine Charaktere dem Antlitz der jeweiligen Sprecher anzugleichen. So verfügt die Protagonisten Julie nicht bloß über den selben Namen wie ihrer Sprecherin Julie Strain, sondern ebenfalls über das makellose Aussehen, des damals mit Kevin Eastman verheirateten, Vampirella-Models. Der Schönheit der Heldin entgegen steht die imposante Stimme und das Respekt sowie Furcht einflößende Erscheinungsbild der Schauspiellegende Michael Ironside. Seine verbale Performanz umgibt den Antagonisten Tyler mit einer bedrohlichen Aura, die man zu keinem Zeitpunkt hinterfragt. Ein weiterer interessanter Charakter ist der von Billy Idol gesprochene Odin, aus dem man als Zuseher zunächst nicht ganz schlau wird. Zusammenfassend betrachtet, hätte man hinsichtlich der Sprecher keine bessere Wahl treffen können.

    Ist dieser Film eines freitäglichen Filmabends würdig?

    Normalerweise bin ich der Erste, der sich über die Verwendung von Computeranimationen aufregt. Allerdings muss ich gestehen, dass sich diese in „Heavy Metal F.A.K.K.²“ oft gut in die von Hand gezeichneten Elemente einfügen und in manchen Situation, wie etwa dem eindrucksvollen Kampf im Hyperraum, sogar eine äußerst positive Note hinterlassen. Ist dies so atemberaubend wie die zauberhaften Animationen des Vorgängers von 1981? Nein, „Heavy Metal F.A.K.K.²“ erreicht zu keinem Zeitpunkt die künstlerische Perfektion des originalen „Heavy Metal“-Films. Allerdings verfolgte die Fortsetzung eine gänzlich andere Vision und sollte nicht dafür kritisiert werden was sie nicht ist, sondern vielmehr dafür zelebriert werden was sie ist; nämlich ein sehr unterhaltsamer Film.

    „Heavy Metal F.A.K.K.²“ ist schnell, brutal, sexy und äußerst dreist; eine mutige Mischung aus Weltraumoper und Sword & Sorcery. Ich weiß, dass sich die Zeit nicht zurückdrehen lässt, aber als einer der letzten Filme die primär handgezeichnet wurden, steht dieses Werk für das Ende einer Ära; insbesondere dann wenn man wie ich ein Zeitzeuge des Niedergangs der westlichen Animationsfilme für Erwachsene ist. Heute, gut 20 Jahre später, weiß ich „Heavy Metal F.A.K.K.²“ noch mehr zu schätzen als ich es damals tat. Mit seiner rasanten Erzählstruktur und einer Laufzeit von unter 90 Minuten ist diese Produktion zudem perfekt zum wiederholten Anschauen geeignet. Für mich ist „Heavy Metal F.A.K.K.²“ nicht nur ein wichtiges Zeitdokument und ein äußerst unterhaltsamer Film, sondern darüber hinaus eines freitäglichen Filmabends würdig!
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    24.01.2020
    11:54 Uhr