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    Schreiben und Lieben

    Eines der Poster des Films gibt einen unzweifelhaften Hinweis auf den Inhalt. Josée Dayan, die auf große historische bzw. literarische Figuren programmiert ist, hat sich hier mit einem Zweiteiler recht kurz gefasst. Nicht nur die tatsächliche Körperfülle der Titelfigur (Gérard Depardieu) macht Balzac hier zu einem Giganten, sondern sein immer noch beachtliches schauspielerisches Talent.
    Zwei Mängel fallen jedoch sofort auf: man hört oder sieht fast nichts von dem, was ihn berühmt gemacht hat: sein Oeuvre, und zum zweiten fehlt jeglicher Hinweis auf seine politische Einstellung. Z.B. Sein europaweit beachteter Einsatz für Jean Jaurès (‘J’accuse!‘). Viel mehr Wert wird auf die Darstellung seines Liebeslebens gelegt: von der Mutter (Jeanne Moreau) zeitlebens abgewiesen und quasi erst auf dem Krankenlager mit ihr versöhnt, pendelt Balzac, der Womanizer, wenn er nicht schreibt, zwischen Frauen hin und her. Eine ältere Geliebte als Dauerbrenner (Virna Lisi). Sie bringt sogar etwas Melodramatik ins Spiel, auch wenn sie so liberal tut. Katja Riemanns Intermezzo hinterlässt keine tiefen Spuren. Dann kommt Eva, Fanny Ardant, die Lebensabschlussgefährtin und am Ende sogar Ehefrau. Sie erhält den Rasierklingen Part.
    Ausstattung und Dialoge sind von hoher Qualität neben Dayans Markenzeichen: die immer wiederkehrenden Kutschfahrten. So geht sein Leben in die etwas ruhigere, ernstere, aber auch langweiligere Endphase. Er hat es verbracht zwischen Lust und Schulden, zwischen Frauen und Kommerz. Unterhaltsam.
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    14.12.2019
    16:55 Uhr