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81.8% Bewertung
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    Lighthouse of Madness

    Faszinierend. Außergewöhnliche gute Schauspieler. Ort des Geschehens: eine kleine Insel im Nirgendwo. Ist alles nur ein Traum? Willem Dafoe ist für den Oscar fällig. Zum Glück habe ich den Film im Original mit Untertiteln gesehen. Diese waren fürs Verständnis notwendig.
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    02.12.2019
    22:22 Uhr
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    Bizarrer Trip in die Psyche zweier Männer

    Exklusiv für Uncut vom Zurich Film Festival
    In „Der Leuchtturm“ zeigt Regisseur Robert Egger einen in schwarz-weiß gehaltenen Alptraum von zwei Männern, die im Maine des 19. Jahrhunderts gefangen auf einer kleinen Leuchtturminsel sich langsam, aber sicher ihrem Wahnsinn hingeben. Der Film besticht mit seinen düsteren Bildern und den herausragenden Darstellungen Willem Dafoes und Robert Pattinsons und nimmt den Zuschauer mit auf einen Trip durch Wahn, Fantasie und Schuld.

    Ende des 19. Jahrhunderts werden die Leuchtturmwärter Tom Wake (Dafoe) und Ephraim Winslow (Pattinson) auf eine einsame kleine Leuchtturminsel verfrachtet, an der sich die wilde Brandung ohrenbetäubend bricht, die Möwen sich wie eine Armee über das kleine Fleckchen Land ausbreiten und die Einrichtung halb desolat immer wieder auf Vordermann gebracht werden muss. Tom ist der Veteran unter den beiden und obwohl die beiden Männer die Dienste teilen sollen besteht er darauf, sich allein um das Licht zu kümmern. Ephraim bleibt nichts anderes übrig als die unangenehmen Aufgaben wie Putzen, Holz schlichten und Reparaturen zu übernehmen. Die beiden beginnen ziemlich schnell über Wakes herrische Art und Kritik an der Arbeit Ephraims aneinander zu geraten. Das unsichere Verhältnis der beiden ist geprägt von vertraulichen Momenten in einer Szene, zur plötzlichen Konfrontation in der nächsten.

    Ephraim ist zudem misstrauisch, woran Wakes letzter Assistent verstorben ist und warum dieser sich immer so geheimnisvoll in seinem Turm einschließt. Die Antwort, der Assistent hätte bizarre Visionen gehabt, die ihn in den Tod trieben, scheint nicht weit hergeholt als Ephraim selber beginnt verstörende erotische Fantasien von einer Meerjungfrau zu haben und sich mit einer Möwe anzulegen. Als die Einsamkeit, die Frustration und die Trunkenheit überhandnehmen, mündet das Schicksal und die geistige Klarheit der beiden schließlich in einem dramatischen destruktiven Showdown.

    Pattinson, auf dessen Schultern der Großteil des Films ruht, spielt abermals die Rolle einer Figur am existenziellen Limit mit Bravour. Sein Ephraim ist getrieben von vergangenen Taten, der Verzweiflung auf der Insel und der grimmigen Autorität Wakes. Das Verhältnis der beiden Figuren beginnt sich zu verschärfen, als Egger langsam übernatürliche Elemente in die Handlung einfließen lässt. Es ist zu keinem Punkt klar ob diese real oder ein Produkt der Fantasie Ephraims sind.

    Doch es ist gerade diese sich intensivierende Paranoia und Angst, die den bedrückenden Schwarz-Weiß-Bildern des Films kongruent ist. Die Ästhetik, die an Stummfilme vergangener Zeiten erinnert, mit ihrem körnigen Look und den teils in Grau-Schwarz versinkenden Bildrändern, gibt dem Film eine Aura des Vergangenen, eines Geistes den man verdrängen möchte. Die Filmmusik von Mark Korven, die dröhnend mit dem Nebelhorn unter die Haut kriecht, verstärkt dieses Gefühl noch.

    Doch es ist nicht nur der Look des Films, der die Erfahrung so bedrückend macht. Die Interaktionen zwischen Ephraim und Wake, ihr Hin und Her zwischen Vertrauten und Feinden, treibt die Handlung voran. Das Verhältnis der beiden beruht nicht oft auf Worten oder dem Ausdruck desselbigen. Es sind die Blicke und Handlungen, die diese Animosität hochschaukeln. Eggers hat keine Angst davor auch mal abgedroschen und verrückt zu wirken, da sich im Endeffekt alles seinem narrativen Strang einordnet.

    Die Frage bleibt somit, sind die beiden Männer noch am Leben, ist all das real, oder sind sie in einer Art Hölle gefangen. Sind ihre Monster und Visionen echt oder Ausdruck ihres kaputten Geistes? Diese Fragen wird Eggers naturgemäß nicht beantworten. Doch in keinem Moment lässt der Film einen wünschen, dass er dies getan hätte. Zu sehr hätte es den bizarren und faszinierenden Blick auf menschlichen Wahnsinn getrübt.
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    22.10.2019
    07:59 Uhr