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    Stille Rache die für keinen aufgeht

    Exklusiv für Uncut von der ViENNALE
    Ein Mädchen verschwindet, taucht unversehrt wieder auf und doch liegt danach ein Leben in Scherben. Falsche Vorwürfe, verletzte Gefühle und eine Frau, die schlicht zu nett für ihre Umwelt ist, münden in Kojis Fukadas neuesten Film „Yokogao“ („A Girl Missing“) in einer stillen Rache, welche leider nicht so ganz aufgehen mag.

    Ichiko ist eine liebenswerte Krankenschwester, die einer Familie bei der Pflege ihrer Großmutter behilflich ist. Ichiko ist jedoch weiter mehr als nur eine Pflegerin für die Familie. In ihrer Freizeit hilft sie den beiden Kindern, in der Familie, mit Hausaufgaben, Lernen und steht ganz allgemein als helfende und gutmütige Hand zur Stelle. Ihr Leben verläuft friedlich und ruhig bis Saki, die jüngere der beiden Kinder, plötzlich spurlos verschwindet. Eine Woche nach ihrem Verschwinden, wird sie wohlauf wiedergefunden. Als jedoch der Täter gefasst wird, kommt Ichiko ungewollt unter die Lupe der Ermittler. Lügen, Verrat und ein Racheplan entfalten sich von da an, in einem stillen, beizeiten rätselhaften, Film.

    Wer nun bei den Schlagwörtern Lügen, Verrat und Rache an einen adrenalingefüllten Thriller denken mag, dem sei gesagt, dass dies hier keineswegs der Fall ist. „Yokogao“ beginnt so entspannt und gemütlich wie ein Frühlingspaziergang und beschleunigt von hier an maximal auf einen etwas flotteren Schrittgang. Ruhige und klare Kameraeinstellungen fangen für die erste halbe Stunde Ichikos Leben ein. Spannungen kommen hierbei kaum auf. Selbst als Saki verschwindet, findet das Ganze in einer dermaßen unaufgeregten Art und Weise statt, dass man fast meinen könnte, eine Geldbörse und nicht ein Mensch ist verschwunden. Wirkliche Spannung versucht der Film durch das erzählen auf zwei Zeitebenen aufzubauen, welche beide nur konfus auseinander zu halten sind. Dies führt dazu, dass man weniger einen Vorher-Nachher-Effekt hat und die daraus resultierenden Fragezeichen eine Spannung erzeugen, sondern dass man als Zuschauer eher verwirrt ist und sich kaum auf das gezeigte konzentrieren kann.

    Fukada spricht vereinzelt einige Themen an, schafft es jedoch zu spät sich auf einen markanten Punkt zu konzentrieren. Die zugrundeliegende Rachegeschichte einer zu netten Person, die für ihre Gutmütigkeit nichts als den Hohn der Welt erntet, ist prinzipiell eine sehr spannende, jedoch nur wenn sie mit dem richtigen Fingerspitzengefühl durchgeführt wird. Hier könnte man fast sagen, dass Fukada zu sehr die Samthandschuhe anhatte wodurch man sich als Zuschauer durch eine gefühlte Ewigkeit an Belanglosigkeiten durchkämpft nur um sich dann nicht ganz sicher zu sein, was denn nun der Punkt der Aussage war. Fukada, welcher auch das Drehbuch schrieb, ist so beschäftigt mit dem aufwerfen unnötiger Fragezeichen und aufbauen eines Plottwist, dass er kaum Zeit dafür lässt die relevanten Fragen der Thematik an zu sprechen. Das der Film funktioniert, wenn der Fokus da ist, zeigt sich in all jenen Szenen, welche sich auf die tatsächliche Grundthematik der Geschichte beziehen und das ganze Rundherum ausblenden. Hier scheint auch Mariko Tsutsui als Ichiko auf, die eine faszinierende und dermaßen warme Ausstrahlung hat, dass man ihr liebend gerne zusieht. Aber selbst sie schafft es nicht, das konfuse Drehbuch und die langatmigen Szenen alleine zu stemmen. Zurück bleibt ein Film, der an vielen Stellen schlicht langweilt und sich selbst zu etwas aufzubauschen versucht, was er einfach nicht ist.
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    06.11.2019
    14:14 Uhr