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    Gewohnt blutiger Spaß der Marke Miike

    Exklusiv für Uncut von der ViENNALE
    Die Werke des Japaners Takashi Miike erfreuen sich besonders in Genre-Kreisen großer Beliebtheit. Unter dem Titel „First Love“ veröffentlichte der vielbeschäftigte Regisseur in diesem Jahr schon seinen sage und schreibe 103. (!) Spielfilm. Der Filmemacher, der einst mit kontroversen Beiträgen wie „Visitor Q“ oder „Audition“ groß geworden ist, hat hier eine eigensinnige Mischung aus Crime-Thriller und Gangsterkomödie gedreht, die aber trotz aller Ungleichmäßigkeiten köstlich zu unterhalten weiß.

    Miikes neuester Streich handelt vom jungen, angehenden Profi-Boxer Leo (Masataka Kutoba), dem in Folge eines Vorfalls bei einem Match eine schockierende Diagnose ereilt: es wurde ein tödlicher Hirntumor in ihm vorgefunden, durch den er nur noch wenig Lebenszeit übrig hätte. Als er durch Zufall auf das Callgirl Monica (Sakurako Konishi) trifft, der ein korrupter Polizist auf den Schlichen ist, entscheidet sich der sonst eher selbstzentrierte Leo kurz vor dem Ende seines Lebens noch dazu, einer anderen Person aus der Misere zu helfen. Wie Leo aber in Erfahrung bringen muss, haben es auch andere Leute auf die junge Prostituierte abgesehen. So fühlen sich die beiden bald auch noch zusätzlich von der Polizei Tokios, einer Auftragskillerin und der hochgefährlichen Yakuza umzingelt. Was folgt ist eine Verfolgungsjagd quer durch die Nacht, bei der auch der eine oder andere Beteiligte das Zeitliche segnen wird.

    Es lässt sich nicht besonders viel über das neueste Werk des Genremeisters sagen. Das wohl wichtigste jedoch: Miikes abgedrehter Stil, der zumeist aus einer Mixtur aus überdreht karikierter Gewalt und tiefschwarzer Komik besteht, ist auch hier wieder zu jeder Sekunde erkennbar. Und das obwohl der Film zu Beginn überraschend geerdet daherkommt und anfangs noch eher einem Drama gleicht. Sobald jedoch jegliche kriminelle Fronten aneinandergeraten und das Miike-typische Blutbad losgehen darf, wird der Großteil an Seriosität aus dem Fenster geworfen. Dies bringt Schokoladen- wie auch Schattenseiten mit sich, denn auch, wenn der groteske Humor eine der größten Stärken darstellt, wissen die ernsteren Momente, die sich hier und da einschleichen, in diesem Sammelsurium an absurden Geschehnissen nicht wirklich aufzugehen.

    Schlussendlich ist es aber genau die herrlich überzeichnete Gewaltdarstellung gepaart mit der teils bitterbösen Komik, weshalb Miike-Fans auch hiermit eine pure Freude haben werden. Die rasante Action ist versiert inszeniert, die reichlich blutigen Momente amüsant überstilisiert, die Besetzung gibt ihr Bestes und der staubtrockene Gallenhumor weiß vollkommen aufzugehen, auch wenn einem durch die brachiale und oft auch unerwartet schamlose Natur der Gewaltexzesse manchmal das Lachen im Halse steckenbleibt.

    Ein weiteres sehr unterhaltsames wie auch schick in Szene gesetztes Blutbad der Marke Takashi Miike, bei dem jedoch keine wirkliche Balance zwischen Gangstergroteske und Charakterdrama gefunden wurde.
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    11.11.2019
    19:52 Uhr
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    Comichafte Hysterie

    In die Welt von „Hatsukoi“ führt uns der junge Boxer Leo ein, der in seinem Leben bisher nichts anderes gelernt und gemacht hat, als in den Ring zu steigen. Dabei lassen ihn seine zahlreichen Gewinne vollkommen kalt. Nachdem er bei einem Kampf beinahe grundlos zu Boden geht, bekommt er jedoch eine schlechte Nachricht, die ihn erstmals dazu bringt über sein Leben nachzudenken. Er zieht sogar den Rat eines Weissagers heran, der ihm nahelegt, nicht immer nur für sich selbst, sondern auch für andere zu kämpfen. Wenig später bekommt er die Chance dazu, als er über das junge Mädchen Monica stolpert, die von jemandem davonzulaufen scheint. In seiner selbstlosen Tat erwischt er allerdings den Falschen und bringt damit ein Kartenhaus zum Fallen, was weitreichende Konsequenzen mit sich bringt. So findet er sich plötzlich zwischen den Gewaltexzessen von japanischer und chinesischer Mafia wieder.

    Kann ein Comic in filmischer Form funktionieren? Miike Takashi hat es mit „Hatsukoi“ jedenfalls versucht. Während sich der Anfang noch einer kinematografischen Ästhetik verschreibt, kippt der Film bald ins B-Movie ab und man fragt sich, ob der Film ernst gemeint ist, oder schlechte Mafiafilme über die japanischen Yakusa parodieren will. So oder so scheint er nicht aus dem Genre ausbrechen zu können. Kurze Pointen stellen Lichtblicke in der extremen Gangsterwelt dar, die sich den Comic zu sehr als Vorbild genommen hat. Bis tief in den Film hinein, ahnt man noch nicht, dass die übertriebene Hysterie, in die die Figuren zeitweise verfallen, einen Hintergrund in der Mischform zwischen Literatur und Film hat. Mit einer Szene in Comicform reicht Takashi dem Publikum eine Dekodiermaschine und die Art und Weise, wie er die Geschichte erzählt, wird nachvollziehbarer.

    Dieser kurze unerwartete Einschub schafft es jedoch nicht, die anderen Mängel auszugleichen. Die Charaktere sind lediglich oberflächlich gezeichnet und man hat keine Möglichkeit, hinter ihre Beweggründe zu blicken. Sowohl sie als auch die Handlung bleiben wie auf einer Wolke hängen, die man als Zuschauer nicht ganz fassen kann. Die hohe Anzahl der beteiligten Personen, die teilweise zufällig ins Geschehen rutschen, helfen dabei ebenfalls nicht. Alles in allem ist „Hatsukoi“ ein zweitklassiger Gangsterfilm, der vor unnötiger Gewalt und Hysterie überschäumt.
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    04.11.2019
    20:11 Uhr