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    Wolkenkuckucksheim

    Ein Mystery der besonderen Art. Erstens werden die Hintergründe eines Familiendramas nur vage umschrieben: da ist von Giftpflanzen die Rede, von toten Eltern und von einer Familie, die… s. Titel!
    Im Verlauf gibt es mehrere Hinweise und Anspielungen, aber nie wird eine vollständige Lösung z.B. optisch oder als Retro dargeboten. Das macht die Spannung aus, die durch eine Feuersbrunst zwar noch erhöht wird, aber entscheidend ist das hervorragende Drehbuch, das die menschlichen Konflikte von offener Feindschaft bis hingebungsvoller Zuneigung oszillieren lässt.
    Zwei Schwestern Merrycat (Taissa-jüngereSchwestervonVera-Farmiga) und Constance (Alexandra Daddario) leben zusammen mit Onkel Julian (Crispin Glover) auf Blackwood Castle. Der Alltag hier mutet zunächst lediglich sonderbar an. Merrycat ist die jüngere, resolutere, pragmatischere Schwester mit Hang zu Voodoo Zaubereien. Constance ist das Supergirl, das immer lächelt, gut gebaut und freundlich ist, aber stets darauf bedacht ist über ihre kleine Schwester zu wachen. Dann ist da noch Onkel Julian der im Rollstuhl sitzt und versucht einen Roman zu schreiben, aber nie über die erste Seite hinauskommt. In diese mysteriöse Idylle platzt Cousin Charles (Sebastian Stan) hinein und zwingt alle Figuren Position zu beziehen, als Charles mit Constance eine Romanze anzettelt. Merrycat, die Zauberin der Familie zündet das Schloss an, der Dorfpöbel steigert sich in ein Pogrom hinein und plündert die brennende Ruine. Die beiden Männer im Castle überleben nicht, was z.T. am Feuer liegt, zum Teil auch an der Zauberin Merrycat.
    Am Ende flüchten beide Schwestern in die Zwischenwelt zwischen Realität und Traum, wo sie eigentlich leben. Sie flüchten vor der feindlichen Welt da draußen in ein Schloss im Wolkenkuckucksheim, wo sie schon immer gewohnt haben. Interessant.
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    15.11.2022
    18:17 Uhr
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    A New Wickedness is Coming

    Exklusiv für Uncut
    Shirley Jacksons Bücher haben einen festen Platz in der amerikanischen Mystery- und Horrorliteratur. Werke wie das zuletzt sogar als Netflix-Serie verfilmte „Spuk in Hill House“ oder „Wir haben schon im Schloss gelebt“ wurden über die Jahre von einer großen Leserschaft verschlungen. So ist es auch nicht verwunderlich, dass Stacie Passons Verfilmung des zweitgenannten Romans unter Fans mit großer Spannung erwartet wurde, stellt es doch die erste filmische Adaption dieses Werkes dar - die obwohl bereits 2016 produziert, erst jetzt in die Kinos kommt.

    Die 18-jährige Mary Katherine Blackwood (Taissa Farmiga), kurz Merricat genannt, lebt mit ihrer älteren Schwester Constance (Alexandra Daddario) und dem senilen Onkel Julian (Crispin Glover) in dem alten Anwesen der Familie Blackwood, völlig abgeschieden von der Außenwelt. Das Haus birgt ein dunkles Geheimnis: Sechs Jahre zuvor wurden Mitglieder der Familie, darunter die Eltern der Schwestern, Opfer eines Giftmordes. Constance wurde verdächtigt, die Tat begangen zu haben, später allerdings freigesprochen. Von der Dorfgemeinde geächtet, stellt der einzige Kontakt zur Nachbarschaft Merricats Besorgungen im Dorf dar. Als nun allerdings ein entfernter Cousin (Sebastian Stan) den Schwestern einen Besuch abstattet, wird der Alltag der Blackwoods gehörig auf den Kopf gestellt.

    Auf den ersten Blick erinnert „We Have Always Lived in the Castle“ an Park Chan-wooks „Stoker“ aus dem Jahr 2013. Stacie Passons Adaption des Shirley-Jackson-Romans wirkt aber leider viel unausgereifter. Gerade was den Erzählfluss angeht, ist der Beginn sehr schleppend und auch die zahllosen Zwischentitel erscheinen unnötig.

    Die Besetzung hört sich auf den ersten Blick zwar vielversprechend an, aber die Charaktere wirken dann allesamt doch eher wie die Verkörperungen unterschiedlicher Stereotype: Angefangen bei Taissa Farmiga, die „die unsichere Schwester“ darstellt und mit weit aufgerissenen Augen und ihrer gebückten Körperhaltung das Gegenteil von Alexandra Daddario zu sein scheint, deren exzessives Lächeln und gehauchte Stimme wie die Idealvorstellung der „perfekten Hausfrau“ wirkt. Crispin Glover, der den an den Rollstuhl gefesselten, senilen Onkel spielt, kann mit ein paar paranoiden Ausbrüchen punkten, wenn er über seinen toten Bruder spricht – oder teilweise sogar „mit ihm“. Das Potential des Charakterdarstellers wird aber auch nie vollends ausgeschöpft. Und zu guter Letzt, Sebastian Stan, dessen Figurenbeschreibung wohl auf sein Charisma beschränkt zu sein scheint.

    Der Film arbeitet darüber hinaus auf ein imposantes Finale hin, welches dann aber ebenfalls äußerst abgehackt daherkommt. Am Ende hat man das Gefühl, dass der verfügbare Stoff nicht wirklich ausgereizt wurde.

    Für Fans des Romans ist der Film sicherlich ganz interessant, ansonsten stellt es eher ein etwas auswechselbares Mystery-Drama dar, welches zwar mit seiner Atmosphäre und den Darstellern punkten kann, denen jedoch nicht viel gehaltvolle Grundlage seitens Drehbuch und Inszenierung geboten wurde.
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    30.09.2019
    15:30 Uhr