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    Der Regenmantel-Dieb treibt sein Unwesen

    Exklusiv für Uncut vom Slash Filmfestival
    Das Erstlingswerk des taiwanesischen Regisseurs Tzu-Hsuan Hung hat es in so mancherlei Hinsicht in sich: geballte Actionsequenzen wechseln sich ab mit spannungsgeladenen Bildern, die eine düstere Neo-Noir-Stimmung vermitteln. Die Handlung, die sich vor allem auf den Straßen der taiwanesischen Hafenstadt Kaohisung erstreckt, funktioniert aber vor allem durch das geglückte Zusammenspiel der beiden Protagonisten, wodurch ein Buddy-Movie der besonderen Art entsteht. Und das bringt auch so einige Wendungen mit sich.

    Das Leben des ehemaligen Basketballstars Ray (J.C. Lin) ändert sich schlagartig als er eines Nachts auf Ben (Kang Ren Wu) trifft, der als berüchtigter „Regenmantel-Dieb“ auf den Straßen Kaohisungs sein Unwesen treibt. Während Ray von diesem anfangs noch gegen seinen Willen festgehalten wird, entwickelt sich bald eine Art Freundschaft zwischen den beiden gesellschaftlichen Außenseitern und sie werden zu Partnern. Doch in der Unterwelt kannst du niemandem trauen und schnell entspinnt sich ein Netz aus Lügen und Intrigen.

    Der Actionfilm ist jetzt nicht unbedingt ein Genre, welches man mit dem taiwanesischen Film verbindet. Deshalb ist es umso erfreulicher, dass es Tzu-Hsuan Hung gelingt – gerade, wenn man bedenkt, dass es sich um seinen Debütfilm handelt – einen spannenden wie auch unterhaltsamen Actionthriller abzuliefern. Denn auch die komödiantischen Elemente kommen nicht zu kurz, gerade was die Beziehung zwischen den beiden Protagonisten betrifft. Mit Ray wird uns eine von Leid geplagte, aber dennoch sympathische Hauptfigur vorgesetzt, dessen Dynamik mit „Ben“ wohl ein Highlight des Films darstellt – wenngleich J.C. Lin neben Kang Ren Wu mitunter etwas verblasst.

    Kommen wir nun zu den negativen Aspekten von „The Scoundrels“: Die vielen Rückblenden stellen sicherlich eine Schwäche dar, die dramaturgisch gesehen absolut nicht notwendig gewesen wären. Sie wirkten eher wie Lückenbüßer, die zusätzlich noch mit einer Überdramatisierung des Gezeigten einhergingen und das Ganze dabei etwas überstrapaziert wird. Ab der Hälfte ist dann auch eine allgemein veränderte Stimmung wahrzunehmen: Der vormals eher lockere Ton des Films nimmt ein abruptes Ende und man wird viel zu drastisch in ein zunehmend ernstes Milieu eingeführt. So wird zwar ein cleverer Twist eingebaut, der den Film von einem 08/15-Actionfilm abzuheben scheint, allerdings erscheint das ständig wechselnde Pacing etwas unausgereift.

    Gerade als Erstlingswerk macht „The Scoundrels“ aber eine wirklich gute Figur und auch die Kampfszenen erscheinen äußerst gelungen. Die Vorzüge, wie die Atmosphäre, die Darsteller und die unkonventionelle Kameraarbeit überwiegen in diesem Sinne auch!
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    23.09.2019
    22:37 Uhr