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    Blutiges Kammerspiel in Western-Stil

    Exklusiv für Uncut vom Slash Filmfestival
    Mit dem weltbewegenden Erfolg von Quentin Tarantinos „Pulp Fiction“ brach Mitte der 90er-Jahre eine neue Welle an jungen FilmemacherInnen los, die versuchten dessen Stil und Coolness zu imitieren – meist jedoch mit eher peinlichen Ergebnissen. Dass tarantinoesque Filme, die nicht vom Großmeister selbst stammen, jedoch vereinzelt auch funktionieren können, beweist der Russe Kirill Sokolov eindrücklich mit seinem Langfilm-Debüt „Why Don’t You Just Die!“ (OT: „Papa, Sdokhni“).

    Die Haupthandlung des Films spielt sich ausschließlich in einer einzigen Wohnung ab, wird aber hier und da von Flashback-Szenen durchbrochen, die die jeweiligen Motive und Hintergründe der Figuren beleuchten. Der Polizist Andrey (Vitaliy Khaev) und dessen Frau Tasha (Elena Shevchenko) staunen nicht schlecht, als eines Tages der junge Mann Matvey (Aleksandr Kuznetsov) samt Hammer in der Hand vor ihrer Haustür steht. Der Grund dafür: Matveys Freundin Olya (Evgeniya Kregzhde), die gleichzeitig auch die Tochter von Andrey und Tasha ist, hat ihn ins Elternhaus geschickt, um ihren Vater, der sie angeblich im Kindesalter missbraucht hätte, umbringen zu lassen. Dinge verlaufen jedoch nicht nach Plan und schon bald findet sich ein Haufen unausstehlicher Leute in einem Raum wieder, die allesamt ihre Leichen im Keller haben. So wird eine Kettenreaktion an fragwürdigen Handlungen und Entscheidungen losgetreten, die in späterer Folge noch zu einem Blutbad führen werden.

    Der gerade erst 30-jährige Kirill Sokolov hat hier ein beeindruckendes Spielfilm-Debüt geschaffen, das zwar unübersehbar Inspiration aus zahlreichen anderen Werken der Filmgeschichte entnommen hat, aber dennoch auch auf zwei eigenen Beinen stehen kann. Die Inszenierung des Ganzen kommt erstaunlich stilsicher und ohne gröbere Anfänger-Schnitzer daher. Als Vorbilder dienten dem Jungfilmemacher ganz klar postmoderne Tarantino-Klassiker wie „Pulp Fiction“, der scheinbar besonders die episodenhaft strukturierten Rückblenden inspiriert hat, oder auch „Reservoir Dogs“, dessen Einfluss sich am kammerspielartigen Grundkonzept abzeichnet. Trotz des limitierten Settings gelingt es Solokov mit geschickten Stilmitteln ein Maximum an Spaß und Spannung aus der eingeschränkten Szenerie rauszuholen. Teilweise nähert sich der Regisseur seinem sich immer mehr zuspitzenden Konzept wie einen Western an, wobei beim Schauen vor allem Referenzen an zahlreiche Italowestern des Genremeisters Sergio Leone sichtbar werden. So wurde beispielsweise eine Schlüsselszene im Film wie ein Western-Showdown inszeniert – inklusive all der notwendigen Close-Ups und theatralischen Musik-Cues. Obwohl Solokov auf audiovisueller Ebene ein außerordentlich stilsicheres Händchen beweist, gehen nicht alle inszenatorischen Einfälle auf. Zu Beginn wirkt zum Beispiel der (später tadellose) Musikeinsatz noch etwas zu penetrant, unpassend oder gar repetitiv, was der sonst so klaustrophobischen Suspense in einzelnen Momenten keinen Gefallen tut.

    Es gibt jedoch eins, das man der Kammerspiel-Groteske in keinster Weise absprechen kann: für knapp 100 Minuten wird einem wundervolle tiefschwarze Unterhaltung geboten, die durch ständige Twist und Turns auch zu keinem Zeitpunkt wirklich vorhersehbar wird. Dabei helfen minutiös ausgearbeitete Charaktere, deren jeweilige Backstories so ins Geschehen verwoben wurden, dass die Haupthandlung kaum je an Spannung verliert. Während die Masken fallen und die Figuren jeweils ihr wahres Gesicht offenbaren, erinnert uns Solokov daran, wie perfide und kalkuliert Menschen aus schierer Gier oder Arroganz heraus handeln können.

    Das daraus resultierende Katz-und-Maus-Spiel würde beim Anschauen jedoch nicht ganz so viel Spaß bereiten, wäre da nicht das lobenswerte Schauspielensemble. Aus diesem stechen dann noch mal besonders Vitaliy Khaev als egomanischer Cop und Familienvater Andrey, Igor Grabuzob als dessen ehemaliger Polizei-Kollege Oleg und Alensandr Kuznetsov als Haupthandlungsträger Matvey, der den Film auch seinen Titel verleiht, heraus.

    Zusammengefasst kann man guten Gewissens sagen, dass der russische Regisseur Kirill Solokov mit „Why Don't You Just Die!“ ein rundum gelungenes Spielfilm-Debüt gibt, das gleichermaßen unterhält, schockiert und mit seinen raffinierten inszenatorischen Tricks fasziniert.

    A bloody good time at the movies!
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    24.09.2019
    10:51 Uhr
  • Bewertung

    Tarantino lässt grüßen

    Äußerst vergnügliches Kammerspiel, das deutliche Einflüsse von Spaghettiwestern und Tarantinofilmen aufweist. Visuell und musikalisch mit Bravour umgesetzt, wird man vom jungen Regisseur Kirill Sokolov in Zukunft gewiss noch so manches zu sehen bekommen.
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    22.09.2019
    22:58 Uhr