1 Eintrag
1 Bewertung
70% Bewertung
  • Bewertung

    Teenage Wasteland

    Exklusiv für Uncut vom Slash Filmfestival
    Man stelle sich vor: eine Welt, in der es keine Erwachsenen mehr gibt. Wie das Ganze so ausschauen würde und ob Jugendliche in einer Alternativ-Realität ohne Eltern überhaupt den Alltag bewältigen könnten - das malt sich Regisseurin Jovanka Vuckovic in ihrem neuen Werk „Riot Girls“ aus.

    Der post-apokalyptische Jugendfilm zeichnet ein alternatives 1995, in dem alle Erwachsenen in Folge einer tödlichen Seuche ums Leben gekommen sind. Die verbliebenen Minderjährigen einer Kleinstadt müssen nun ohne erwachsene Autoritätspersonen auskommen und haben sich in zwei Lager aufgespalten. Während die Punks sich auf der Eastside der Stadt eingenistet haben, wird der westliche Teil von kräftig gebauten Teenagern, die sich selbst als ‚Titans‘ bezeichnen, bevölkert. Im Gegensatz zu den Punks, die sehr unabhängig handeln, leben die Titans nach einem strengen, fast schon militärisch geführten Regime, in dem auch vor Folter nicht zurückgeschreckt wird. Als eines Tages der junge Mann Jack von „West Sidern“ gefangen genommen wird, liegt es in der Hand dessen Schwester Nat (Madison Iseman) und deren bester Freundin Scratch (Paloma Kwiatkowski), ihren Verbündeten aus den Klauen der Gegner zu befreien. Dabei werden den beiden Punk-Girls jedoch auch einige Steine in den Weg gelegt.

    Beim Anschauen fühlt sich „Riot Girls“ wie ein seltsamer Mix aus Amblin-Entertainment-Abenteuerfilmen à la „The Goonies“, Highschool-Teenie-Dramen und Endzeit-Werken wie der „Mad Max“-Reihe oder „The Tribe“ an. Dabei wurde vor allem in puncto Charakterzeichnung tief in den Klischeetopf gegriffen. Man würde jedoch lügen, wenn man meint, dass das Ganze nicht trotzdem prima unterhalte. Jovanka Vuckovic gibt hier ein äußerst sympathisches Spielfilm-Debüt, das vom unwiderstehlichen Charisma und der Chemie der beiden Protagonistinnen getragen wird. Während Paloma Kwiatkowski als toughes aber emotional verschlossenes Punk-Mädel Scratch einen absolut überzeugenden Job macht, gibt Madison Iseman als die offenere Nat eine ebenso gute Figur ab.

    Produktionstechnisch merkt man dem Endzeit-Film streckenweise zwar sichtlich sein limitiertes Budget an, mit Hilfe einiger kreativer Einfälle ist es aber dennoch gelungen, das post-apokalyptische 90er-Settung effektiv umzusetzen. Dabei hilft zusätzlich der fetzige Soundtrack aus, der von 90s-Punk-Rock-Nummern hin zu Old-School-Hip-Hop reicht.

    Narrativ bleibt der Film die meiste Zeit über vorhersehbar und handelt trotz des an sich frischen Konzepts viele Higschool-Film-Konventionen ab – wenn auch mit einen Augenzwinkern. In Anbetracht dessen, dass das Ganze weitestgehend so wirkt, als wolle man ein eher junges Publikum ansprechen, kommen die recht harten Gewaltspitzen aber ziemlich unerwartet.

    Im Großen und Ganzen lässt sich sagen, dass Jovanka Vuckovics Endzeit-Punk-Teenie-Drama bestimmt das Rad nicht neu erfindet und wenig wirklich Originelles auf den Tisch bringt. Wer aber Lust auf eine launige und sympathisch gemachte Postapokalypse im 90s-Gewand hat, die sich ihres leichten Trash-Faktors bewusst ist, wird hier sicherlich auf seine Kosten kommen.
    1705313743158_ee743960d9.jpg
    23.09.2019
    17:14 Uhr