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    Der Bastard

    Stephen Frears hat zwei der Romane von Roddy Doyle verfilmt: der Snapper ist der erste, Fish & Chips der zweite. Die Curleys sind eine typische irische Familie mit 6 Kindern (Abtreibung war ja in Irland bis Mai 2018 verboten). Alle müssen mit der ungewollten Schwangerschaft der ältesten Tochter Sharon (Tina Kellegher) zurechtkommen.
    Der Film betont das soziale Umfeld der Betroffenen: Vaters Saufkumpane und ihre Freundinnen. Die Nachbarschaft fällt über die Curleys her. Man reagiert mit Lästern und Beschimpfungen, zumal Sharon den Vater des Kindes erst nicht nennen will. Ihr eigener Vater Dessie (Colm Meany) leidet am meisten mit seiner Tochter, prügelt sich für sie und wälzt Fachliteratur. Mutter Kay (Ruth McCabe) ist hingegen etwas farblos. Dafür tobt Vater Dessie ständig durchs Haus. Frears hat kein Drama draus gemacht, als er den Film 1993 drehte. Abtreibung war kein Thema. Nur wie es nach der Geburt mit Mutter und Kind weitergeht, verschweigt er uns. Die Mädels selbst sind mit schlüpfrigen Bemerkungen dabei und lachen sich einen Ast.
    Die klaustrophobische Enge eines Einfamilienhauses tut ein Übriges um die Spannung anzuheizen. Hin und wieder kommen leicht nachdenkliche Facetten zum Einsatz. Da wäre der junge Lester (Brendan Gleeson) zu nennen, der als Homosexueller argumentiert.
    Der Film gewährt Einblicke ins damals moralisch etwas rückständige Irland. Nette Einblicke. Auch bei den Eltern menschelt es noch – und das mitten in der Woche.
    So ist und bleibt es ein Spaß für die ganze Familie. Nicht Stephen Frears bester Film. Mal abgesehen von Parallelschnitten wie z.B. Vater Dessie trinkt Guinness und Baby Georgina trinkt an der Mutterbrust. So in etwa ist der ganze Film. Und wer die Message nicht mitbekommen hat, versteht sie nach dem Song von Madonna ‘Papa don’t preach!‘
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    13.07.2019
    09:53 Uhr