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    Mavio Bavas gelungenes Proto-Alien Projekt

    Eldritch Advice
    Wenn ein Franchise über einen eigenen Feiertag verfügt und selbst einige misslungene Beiträge nichts an seinem hohen Stellenwert in der Populärkultur ändern konnten, so spricht dies dafür, dass man einmal (beziehungsweise zweimal) etwas wirklich richtig gut gemacht hat. Im Jahr 1979 hätte wohl niemand geglaubt, dass Ridley Scott mit „Alien - Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt“ einen Mythos erschuf, dessen Geschichten selbst 40 Jahre danach, egal ob in Film-, Comicheft- oder Romanform noch Relevanz genießen und auch weiterhin fortgesetzt oder neu interpretiert werden. Doch Scott hat genau dies geschafft und egal was man von seinen neuen Filmen hält, den Erfolg des ersten „Alien“-Films kann ihm niemand streitig machen. Um dieses cineastische Meisterwerk zu würdigen, werfe ich heute einen Blick auf einen Film, der gemeinhin als eine der Inspirationsquellen für „Alien“ gilt, nämlich Mario Bavas 1965 erschienener Science-Horror-Film „Planet der Vampire“. Zwar streitet Scott vehement ab, jemals von diesem Film gehört zu haben, aber sein Drehbuchautor Dan O'Bannon gab zu, dass ihm Bavas Werk bekannt war. Interessant ist ebenfalls, dass der Special-Effects-Künstler Carlo Rambaldi an beiden Filmen beteiligt war. Es verwundert also nicht, dass sowohl „Alien“ als auch „Planet der Vampire“ über einen ähnlichen Plot sowie Ästhetik verfügen.

    Die Raumschiffe Galliott und Argos folgen einem Notruf, der sie auf den bisher unerforschten Planeten Aura führt. Dort angekommen müssen sie feststellen, dass es sich bei dem angeblichen Ruf nach Hilfe um eine Falle handelt, als unsichtbare Wesen nach und nach die Körper beider Crews in Besitz nehmen. Lediglich Captain Markary und einige Besatzungsmitglieder der Argos schaffen es diesem Schicksal vorerst zu entgehen. Ohne zu wissen wem sie noch trauen können, müssen sie einen Weg finden wie sie diese fremden Wesen besiegen können.

    Ich muss sagen … man hat den richtigen Film als Inspirationsquelle auserkoren.

    Für Mario Bava empfinde ich allen Respekt dieser Welt und für mich wird er immer der einzig wahre Magier des Filmgeschäfts sein. Dies stellte er mit diesem Projekt abermals unter Beweis. Mit einem Budget von etwa 200.000 Dollar schuf er einen Film, der unter jedem anderen Regisseur maximal ein unterhaltsamer B-Movie geworden wäre, doch Bava machte daraus einen bildgewaltigen sowie spannenden Science-Horror-Film, der sich vor zeitgenössischen Millionenproduktion nicht zu verstecken braucht. Da kein Geld für Vorsatzmalerei zur Verfügung stand um den Planeten Aura darzustellen, drehte Bava einfach alles per Kamera und erzeugte mit einer Handvoll Plastiksteinen, simpler Spiegeltricks und einer Menge an Nebel, eine Landschaft, die nicht nur selbst nach all diesen Jahren überzeugend aussieht, sondern ebenfalls einen großen Teil zum Ambiente dieses Films beiträgt. Gleiches gilt für die Kostüme und Requisiten. Bava und sein Team machten aus Alltagsgegenständen kunstreiche außerirdisch wirkende Designs. Leider scheiterte der Komponist Gino Marinuzzi Jr. daran eine dazu passende, ikonische Filmmusik zu kreieren. So hatte ich durch das Fehlen einer einprägsamen musikalischen Untermalung ständig das Gefühl, dass etwas fehlt.

    Die Besetzung für „Planet der Vampire“ ist auffallend international. So wird die Hauptrolle des Captain Mark Markary vom US-Amerikaner Barry Sullivan verkörpert, während für weitere Rollen der spanische Western- und Sandalenfilm-Star Ángel Aranda, die brasilianische Schönheit Norma Bengell und die griechische „Nymphe“ Evi Marandi unter Vertrag genommen wurden. Es verwundert dabei nicht, dass es am Set zu sprachlichen Problemen kam, da jede Person ihren Part in ihrer jeweiligen Heimatsprache zum Besten gab. Dass davon nichts im fertigen Film zu spüren ist, ist ein weiterer Verdienst des talentierten Teams. Weiters ist mit dem charismatischen Ivan Rassimov ein späterer Star des italienischens Exploitationfilms in einer frühen Nebenrolle zu sehen.

    Ist dieser Film „Alien Day“ würdig?

    Viele Tropen und Designs in diesem Film erinnern sowohl an „Alien“ als auch an „Prometheus - Dunkle Zeichen“. Dessen ungeachtet wäre es aber nicht korrekt, bei diesen Projekten von genauen Ebenbildern zu sprechen. Trotz der vielen Ähnlichkeiten, haben beide Filmwelten genügend Alleinstellungsmerkmale um auf eigenen Beinen zu stehen. Manchmal würde ich gerne wissen was Bava mit dem geschätzten Budget von neun bis elf Millionen Dollar vollbracht hätte, über das „Alien“ seinerzeit verfügte. Weiß man allerdings wie Bava tickte, ist davon auszugehen, dass er die Produzenten für verrückt erklärt hätte ihm ein Budget in einem solchen Ausmaß zu geben, mit dem er normalerweise 50 Filme drehen hätte können. Es gab eben nur einen Mario Bava.

    „Planet der Vampire“ ist ein erstaunlicher Science-Horror-Film, der über sämtliche Merkmale einer guten Bava-Produktion verfügt: hypnotisierende Farben, einen gut ausgearbeiteten Spannungsbogen, billige aber dennoch mehr als nur überzeugende und hervorragend gealterte Effekte sowie eine angenehme Laufzeit, die mit ca. 90 Minuten ideal für einen Filmabend ist. Obwohl ich Mario Bava als den besten Regisseur aller Zeiten bezeichne, bin ich der Meinung, dass „Alien“ dem hier besprochenen Film in allen Bereichen überlegen ist. Nichtsdestotrotz handelt es sich bei „Planet der Vampire“ um ein Werk, das nicht nur von historischer Bedeutung und äußerst unterhaltsam, sondern darüber hinaus auch „Alien Day“-würdig ist.
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    26.04.2019
    09:17 Uhr