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    Ganz oben

    Eine Fortsetzung von Teil I (Room at the Top) und ein anderer Regisseur (Ted Kotcheff) hat die Romanvorlage von John Braine verfilmt. Der Fortsetzungsroman war literarisch schwächer als der erste Teil, aber Kotcheff hat eine großartige gesellschaftspolitisches Psychogramm draus gemacht. Er hat die Konturen und viele Situationen deutlicher herausgearbeitet als es im Roman geschieht, z.B. die Klassenunterschiede betont, sie sich ja immer noch auf der Insel hartnäckig halten. Auf diese Weise ist ein fast zeitloses Drama rausgekommen mit geschliffenen Dialogen und hervorragenden Darstellern: Lawrence Harvey sorgt als Joe Lampton für Kontinuität, was nur noch von Jean Simmons als seiner Frau begleitend unterstrichen wird. Und die den Zuschauer gelegentlich emotional einfach umhaut.
    Das entscheidende an diesem Film ist aber die selbstverständliche Nachvollziehbarkeit der emotionalen Berg- und Talfahrten, die von Joe und Susan durchleben werden. Da liegen Welten zwischen Trennung und einem wieder aufeinander Zugehen. Charaktere wachsen, verändern sich und bleiben sich doch treu. Das gilt besonders für Joe und Susan. Ted Kotcheffs empfindet den Schluss des Romans kongenial nach. Joe hat seinen Weg gefunden. Auch wenn das Fabriktor für ihn noch geschlossen bleibt. Er kann nicht hinaus…Aber von oben- da wo er momentan lebt - hat er einen besseren Überblick. Ein quasi offener Schluss, den der Zuschauer für sich weiterdenken kann.
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    26.06.2020
    10:34 Uhr