Forum zu Monos

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    Fiebertraumhafter Ausflug in ein Milieu voller Gewalt und Korruption

    Exklusiv für Uncut von der Berlinale 2019
    Es gibt versteckte Gruppierungen auf der Erde, die derart grausame und steinzeitliche Praktiken an den Tag legen, die wir uns in der westlichen Gesellschaft nur schwer ausmalen können. Einer solchen Gruppierung am Rande der Gesellschaft widmet sich der kolumbianisch-ecuadorianische Filmemacher Alejandro Landes in seinem neuen Werk „Monos“.

    Im Film konzentriert sich Landes auf eine achtköpfige paramilitärische Einheit voller Teenager. Die Gruppe erhält den Auftrag auf eine Milchkuh namens Shakira sowie eine US-amerikanische Geisel (Julianne Nicholson) aufpassen. Nach einem fatalen Vorfall müssen sie ihren Standort ändern, was die bereits ungleichen Machtstrukturen der gewaltbereiten Truppe nur noch mehr zerrütten lässt.

    Landes hat mit Monos eine bildgewaltige Mischung aus Kriegsthriller und Milieustudie geschaffen, die Emotion und Authentizität über konkrete Erklärungen stellt.

    So werden die eigentlichen Motivationen, die die Jugendlichen zu ihren Handlungen treiben, aber auch der Sinn und Zweck der Organisation oder sogar der Handlungsort nie genau ausgeführt. Dabei handelt es sich jedoch keineswegs um eine Schwäche des Films, sondern vielmehr um eine bewusste Entscheidung, die getroffen wurde, um den Zuschauer regelrecht in die albtraumhafte Subgesellschaft, die porträtiert wird, rein zuwerfen. Mit einer rauen Gewaltdarstellung, bei der es einem die Magengrube umdrehen kann, satten Farben und einer wahnsinnig präzisen Geräuschkulisse schöpft Landes eine Art Realismus, die das von Absurditäten durchzogene Geschehen im Film plausibel wirken lässt. Szenenweise wurde der Thriller jedoch auch als fast schon surrealer Fiebertraum in Szene gesetzt, dessen bildgewaltige Ästhetik und betörendes Sounddesign einen verstören und gleichzeitig faszinieren können. Landes' Werk versprüht eine nahezu unangenehme Immersionskraft, derer man so schnell wie möglich entkommen will, aber man dennoch nicht wegschauen kann.

    Hinzu kommt eine Darstellerriege, deren physisch und psychisch forderndes Spiel einen glauben lässt, dass diese tatsächlich einem solchen Milieu angehören. Dabei stechen besonders Julianne Nicholson, die als die US-amerikanische Geisel der Truppe eine unvergessliche Tour-de-Force einer Performance abliefert wie auch der einstige Kinderstar Moises Ariás („Hannah Montana“), dessen kaltblütiges Spiel als der korrupte und ruchlose Gruppenanführer Bigfoot einen in Angst und Schrecken versetzen kann, besonders heraus.

    Letztendlich lässt sich „Monos“ wohl viel eher als audiovisuelle Erfahrung bezeichnen und nicht unbedingt als narrativ gebundener Film. Landes hat einen immersiven Kino-Fiebertraum mit atemberaubender Bildsprache und einer psychischen wie auch physischen Härte geschaffen, die einem wohl nicht mehr leicht aus dem Kopf gehen wird. Eines der bisherigen Berlinale-Highlights!
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    11.02.2019
    16:34 Uhr