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66.7% Bewertung
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    Flachland ist Spitze

    Ein großartiger Film von Newcomerin Jenna Bass aus Südafrika (ihr Dritter!). Eigentlich fast ein reiner Mädels Film. Die bestimmen nämlich hier in den entscheidenden Phasen wo’s lang geht. Und das geht von Anfang an in die Vollen. Da gibt es vor allem im Finale so viele überraschende Wendungen unter den Akteuren, das einem beim Miterleben fast der Atem stockt.
    Natalie (Nicole Fortuin) erschießt direkt nach ihrer Trauung mit Sgt. Bakkies (De Klerk Oelofse) den Pfarrer, der sie getraut hat. Die vorausgegangene Hochzeitsnacht war eine Vergewaltigung. Dann flieht sie mit ihrer schwangeren Halbschwester Poppie (Izel Bezuidenhout) auf ihrem Pferd Oumie.
    Parallel dazu kommt Billy (Brendon Daniels), der Freund von Polizistin Cuba (Faith Baloyi) aus dem Gefängnis frei. Cuba ermittelt und findet Natalie und Poppie, Bakkies hat Billy im Kofferraum.
    Wie in einem echten Roadmovie saufen und raufen sich die Mädels durch das Land und müssen auf Männer Partys einiges einstecken.
    Entscheidend ist, dass die Mädels hier reflektieren und im Gespräch mit Freundin oder Amtspersonen neue Erkenntnisse gewinnen, die sie weiterbringen. Dabei wissen sie ‘die Liebe ist nicht der Freund des Glücks.‘ Und das sagt Bakkies Vater Jaap (Eric Nobbs), der einzige, der von jeglicher Schuld frei ist. Er wird zusammen mit ihm bis zuletzt seines Amtes walten. Poppie wird wohl Mutter werden, Natalie mit Cubas Auto und Geld in eine neue Zukunft starten und die dralle Polizistin findet sich am Ende mit Billy in der Badewanne.
    Beeindruckend wie hier die weite Natur – der Titel ist wörtlich gemeint: ‘es ist so platt hier, dass man seine eigene Zukunft auf sich zukommen sieht.‘ mit gesellschaftlichen Klischees verbunden wird und die künstlich aufrecht erhaltene Männergesellschaft hinterfragt. Gekonnt werden, wo es sein muss, Gefühle sichtbar, aber knapp daneben lauert die knallharte Realität. Darstellerisch, inhaltlich und optisch ganz großes Kino aus Südafrika. Eine echte Bereicherung des Filmprogramms.
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    22.10.2020
    14:47 Uhr
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    Not everyone's cup of tea. Not mine.

    Woop. I really don't know what to say. Maybe I'm missing inside knowledge/cultural references but this film did not catch me.

    The music/score felt out of place many times. The plot was... It felt hurried and too random. It felt like you could not blink without missing a plot piece essentiell for the flow and purpose of the film but at the same time the pieces were not fitting together, leaving behind a strange image.

    The characters were... Something else. I still cannot sympathise with any of them, except maybe Billy. And I tell you, a film that has not one character that I'm rooting for, is a film doomed to not get a good review. Just not my type. I need people that I want to see accomplish something, even if it's only something small but close to the end I really stopped liking any of them.

    The genre question. Cannot answer what genre this film is. It feels to hurried to really give any genre to manifest and thus feels unfinished and raw in that aspect.

    If someone enlightened me, what exactly was good and what to look for in this film, I would consider changing my opinion but so far... Not so much.
    19.02.2020
    20:40 Uhr
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    Verspielte Western-Farce mit politischen Untertönen

    Exklusiv für Uncut von der Berlinale 2019
    Was eigentlich der schönste Tag ihres Lebens sein sollte, artet für die junge Südafrikanerin Natalie (Nicole Fortuin) zur reinen Qual aus. Nachdem ihr frischgebackener Ehemann sie in ihrer Hochzeitsnacht gegen ihren Willen zu Sex nötigt, haut sie von zuhause ab und begeht dabei im Affekt einen Mord an einem Priester, der schon bald Konsequenzen mit sich ziehen wird. Gemeinsam mit ihrer hochschwangeren Kindheitsfreundin Poppie (Izel Bezuidenhout) und ihrem geliebten Pferd flüchtet sie vor dem Gesetz quer durch die südafrikanische Prärie. Es dauert nicht lang und schon bald ist den beiden die Polizistin Beauty (Faith Baloyi) dicht auf den Fersen, die zur selben Zeit selbst von Geistern aus der Vergangenheit eingeholt wird.

    Der südafrikanischen Filmemacherin Jenna Cato Bass ist mit ihrem neuen Werk „Flatland“, das heuer die Panorama-Schiene der Berlinale 2019 eröffnen durfte, ein rasanter Genre-Mix mit hoch-relevanten gesellschaftspolitischen Untertönen gelungen.

    Bass hat es in ihrem Film tatsächlich gemeistert, mehrere Genres miteinander zu kreuzen, ohne dabei den organischen Verlauf der Handlung zunichte zu machen. Der Film beginnt noch als seriöses Drama, wird dann zwischendurch zum leichtfüßigen Roadmovie, bekommt dann in der zweiten Hälfte wieder einen ordentlichen Schuss Ernsthaftigkeit verliehen und wird spätestens im letzten Drittel zu einem waschechten Neo-Western, in dem sogar das Genre-klassische Shootout nicht fehlen darf. Der Film schafft es das authentische Flair, das anfangs etabliert wird - trotz der unterschiedlichen Genres, in die der Plot abschweift - weitestgehend zu bewahren und hinterfragt dabei stets gesellschaftliche Normen des 'modernen' Südafrikas. So zeigt Bass in ihrem Film mit einer rauen Prise Realismus auf, wie sexistische und rassistische Verhaltensweisen auch noch im Südafrika des 21. Jahrhunderts an der Tagesordnung stehen. Dabei werden stereotype Geschlechterverhältnisse klassischer Western-Filme dekonstruiert und starke Frauenfiguren geschaffen, die den patriarchalen Machtstrukturen ihres Landes strotzen. Schauspielerisch kann der gesamte Cast überzeugen, besonders sind aber die feinfühligen und durchwegs natürlichen Schauspieldarbietungen von Nicole Fortuin und Faith Baloyi hervorzuheben. Auch auf technischer Ebene weiß der Film mit einer stylishen Umsetzung zu punkten, dessen lebhafte Kinematographie ein authentisches Setting erzeugt. Ebenfalls weiß die musikalische Untermalung zu überzeugen, die zumeist aus Songs besteht, die im Film selbst im Radio zu hören sind und auf diegetischer Ebene passend zum Einsatz kommen.

    Es sei jedoch durchaus zu kritisieren, dass der Film zunehmend an Fokus verliert und sich am Ende nicht mehr ganz im Klaren zu sein scheint, welcher Charakter denn nur der eigentliche Protagonist ist.

    Abseits dessen lässt sich aber sagen, dass Jenna Cato Bass mit „Flatland“ eine kurzweiligen wie auch hoch-unterhaltsame Neo-Western-Farce mit erfrischend ungewöhnlichem Südafrika-Setting und einer hoch-relevanten Prise Gesellschaftspolitik geschaffen.

    Ein würdiger Auftakt für das diesjährige Panorama-Programm!
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    08.02.2019
    09:00 Uhr