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    Ein Blick zurück auf ein Lebenswerk

    Exklusiv für Uncut von der Berlinale 2019
    In ihrem letzten Film vor ihrem Tod im März 2019 reflektiert die Regie-Legende Agnès Varda noch einmal über ihr eigenes Werk und schafft dabei einen unterhaltsamen, autobiographischen und autokritischen Film. Durch den Einsatz von Filmmaterial vergangener Veranstaltungen, Interviews und Clips von ihren Werken erschafft sie einen verspielten, augenzwinkernden Rückblick auf ihr Werk und ihr Leben.

    Bestückt mit einer Palette an kuriosen Abschweifungen und surrealen Ausschmückungen, Elemente, die so typisch für den Stil Vardas geworden ist, kreist der Film essenziell um einen Monolog, den Varda von ihrem Regiestuhl aus mit dem Publikum führt. Die Chronologie ihrer Erzählung ist großteils einheitlich, wobei sie ihre Arbeit in zwei Teile aufteilt. Zum einen das „analoge“ 20. Jahrhundert, in dem sie mehr die konventionelle Rolle einer Regisseurin übernahm, und das „digitale“ 21. Jahrhundert, in dem sie sich als Installation Artist wiedererfand. Die Werke, über deren Entstehungsgeschichte sie spricht, sind die New Wave Filme „La Pointe Courte“ (1954), ihr Meisterwerk „Cleo de 5 a 7“ (1962) und das kontroverse „Le Bonheur“ (1965).

    Neben den erzählerischen Rückblenden bindet der Film auch eine Vielfalt an Archivmaterial ein, das eine breite Auswahl an Weggefährten abbildet. Material von ihrem Ehemann Jacques Demy, Jane Birkin, Robert De Niro, Jean-Paul Belmondo, Catherine Deneuve und Alain Delon wird eingespielt, Sandrine Bonnaire, Hauptdarstellerin ihres mehrfach ausgezeichneten „Vogelfrei“ (1985) wird sogar von ihr in der Gegenwart interviewt. Varda versucht hier nicht zu schönen, sie adressiert Hits und Flops ihrer Karriere gleichermaßen, so wie etwa ihre weniger erfolgreichen Filme „Lions Love“ (1969) und „101 Nacht - Die Träume des M. Cinema“ (1995).

    Während sich die meisten Zuseher zumindest in der ersten Hälfte des Films wiederfinden können, wird Vardas Karriere als Installationskünstlerin mehr ein Nischenpublikum ansprechen und dünnt sich in der Komplexität auch aus. Varda inkludiert ein paar interessante Episoden, wie etwa ein Kartoffelkostüm für die Biennale von Venedig oder ein ausgefallenes Grabmal für ihre Katze. Dazwischen reflektiert sie immer wieder über sich selber, über die Angst, die sie hatte 80 zu werden und wie sie mit 90 darüber nur lachen konnte.

    Der Film funktioniert auf gewisse Art und Weise wie eine Art Sequel zu ihrem biographischen Dokumentarfilm „Agnès Strände“ (2008), dessen Material sie auch in diesem Film immer wieder einbaut. Wie sein Vorgänger bietet auch „Varda par Agnès“ ein rundes Bild der ausufernden, ansteckend positiven Weltsicht der Regielegende und führt ihr nun endendes Werk zu einem mitreißenden, einfühlsamen Ende.
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    19.10.2019
    13:13 Uhr