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    Franciscis später Ausflug in die Welt der Science Fiction

    Eldritch Advice
    „Star Wars“ war 1977 nicht bloß ein massiver Kinoerfolg, sondern entwickelte sich darüber hinaus Stück für Stück zu einem globalen Phänomen, das aus unserer Kultur nicht mehr wegzudenken ist. Eine Erfolgsgeschichte an der logischerweise viele mitnaschen wollen. Dies sorgte für eine Flut an „Star Wars“-Kopien von unterschiedlicher Qualität. Kurioserweise waren dies nicht ausschließlich neue Filme. In manchen Fällen kauften amerikanische Filmvertriebe die Rechte alte Science-Fiction-Werke, „peppten“ diese ein wenig auf und verkauften sie dem US-Publikum als Novität. So etwa wurde im Oktober 1977 rasch ein Film namens „Star Pilot“ ins Kino gebracht, um den noch jungen „Star Wars“-Hype lukrativ zu nutzen. Dabei handelte es sich allerdings um „Raumkreuzer Hydra - Duell im All“, einen italienischen Science-Fiction-Film, der in seinem Heimatland bereits 1966 veröffentlicht wurde und für den amerikanischen Markt eine etwas neue Schnittfassung mit „geborgten“ Szenen aus „Ufos zerstören die Erde“ (1962) bekam. Da dieses Werk allerdings nicht die Vision des für seine Peplum Filme berühmten Regisseurs Pietro Francisci zu tun hat, bespreche ich hier nur das italienische Original von 1966.

    Am 14. Juni des Jahres 1964 stürzt ein UFO, aus dem Sternbild Hydra kommend, über Italien ab und löst dabei eine Welle von Erdbeben aus. Um der Ursache auf den Grund zu gehen, entsendet man Professor Solmi, der mit seinem Team und seiner Tochter Luisa zum Epizentrum der Katastrophe ausbricht. Die sonderbaren Umstände der Beben blieben auch international nicht verborgen, sodass bereits zwei kommunistische Spione dicht auf den Fersen des Forschungsteams sind. Vor Ort angekommen, staunen beide Parteien nicht schlecht als sie hinter die wahre Ursache der Naturkatastrophe kommen. Doch das Staunen schlägt in Angst um als sie von außerirdischen Piloten gewaltsam an Bord ihres Schiffes gebracht werden. Dort gibt die außerirdische Kommandantin Kaena den Menschen zu wissen, dass sie lediglich Hilfe bei der Reparatur ihres Raumkreuzers benötigt und ihnen danach wieder die Freiheit schenkt. Schnell zeigt sich aber, dass dies nicht die einzige Agenda von Kaena ist.

    Ich muss sagen … dieser Film fühlt sich sogleich unvollständig als auch harmonisch an.

    Bei einer italienischen Produktion aus den 60er-Jahren darf man sich natürlich kein Effektgewitter erwarten. Zwar ist das Endprodukt von Francisci durchaus ein ambitioniertes Vorhaben, schafft es aber trotzdem nicht die Limitationen seines Marktes zu verbergen. So hat man das Gefühl, dass die eigene Geduld im Wechsel vom ersten in das zweite Drittel des Films etwas überstrapaziert wird, da man sich immer noch auf der Erde befindet und noch nicht so recht weiß wohin die Reise gehen soll. So werden Kosten gespart und Spielzeit gewonnen, denn im selbst gebauten Weltall und fernen Welten zu drehen ist im Vergleich dazu wesentlich teurer. In diesem Film ist dies allerdings durchaus erträglich; vor allem weil einem der Anfang prima abholt und sobald der Raumkreuzer von der Erde aus gen Sternbild Hydra aufbricht, die Geschichte Fahrt aufnimmt. Trotzdem hat man stets das Gefühl, dass es dem Regisseur an den monetären Mitteln fehlte, um die Geschichte in seiner gesamten Pracht zu erzählen. Dies wirkt beim Sehen jedoch nicht entfremdend, sondern erzeugte bei mir sogar das Gefühl Lust auf mehr zu verspüren. Einen großen Anteil daran hat der famose Soundtrack von Nico Fidenco, der das brillante einprägsame Titelthema des Film immer wieder gekonnt jeder Szenerie anpasst; ein Geheimtipp für Science-Fiction-Fans!

    Beim Casting griff Francisci auf viele bekannte Gesichter aus italienischen Peplum Filmen zurück. Darunter etwa mit Kirk Morris und Gordon Mitchell, der leider nur einen Kurzauftritt hat, gleich zwei legendäre Herkules und Maciste Darsteller. Der Blickfang liegt aber ganz auf den beiden Hauptdarstellerinnen Leonora Ruffo als Kaena und Leontine May als Luisa, die den Film gekonnt und stilvoll tragen und ein ästhetisches Spiegelbild der Kreativität der Kostüm- und Maske-Abteilung dieser Produktion sind. Generell fällt einem die Chemie zwischen allen mitwirkenden Darstellern positiv auf.

    Ist dieser Film eines freitäglichen Filmabends würdig?

    Franciscis vorletzter Film zieht einem langsam und allmählich in seinen Bann. Zwar ist nicht alles nachvollziehbar und man hat das Gefühl, dass sich irgendwo im Film eine Botschaft gegen Atomwaffen befindet, die unbedingt raus will, was aber letztendlich bleibt ist ein gutes und harmonisches Gefühl wenn der Abspann läuft und der herrliche Soundtrack ein letztes Mal sein atmosphärisches Titelthema zum Besten gibt. Darüber hinaus ist dieser Film einfach sexy ohne Elemente des Erotikfilms zu beinhalten. Vielmehr spielt er gekonnt mit den Reizen seiner wunderschönen Hauptdarstellerinnen.

    „Raumkreuzer Hydra“ wirkt viel zu ambitioniert für sein Budget und schafft objektiv betrachtet nicht sein hoch gestecktes Potential zu erfüllen. Dennoch handelt es sich hierbei um eine Produktion, die in ihrer Naivität förmlich von Charme und Ästhetik nur so strotzt und ein besseres Gefühl hinterlässt als man aufgrund der Qualität des Films vermuten würde. Mit einer Laufzeit von 86 Minuten ist er auch keine Mammutaufgabe und gerade für späte Filmabende prädestiniert. Science-Fiction-Fans der alten Schule und Freunde des Peplum Films, die ihre Stars gerne mal in anderen Rollen sehen, kommen hier garantiert auf ihre Kosten und somit ist „Raumkreuzer Hydra - Duell im All“ zweifelsohne eines freitäglichen Filmabends würdig!
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    18.01.2019
    13:10 Uhr