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    Carmine Street Guitars - Der Klang des Holzes

    Exklusiv für Uncut von der ViENNALE
    In „Carmine Street Guitars“ lernen wir die famose Gitarrenwerkstatt mit ebendiesen Namen im Greenwich Village in New York kennen. Wir tauchen gemeinsam mit dem Eigentümer Rick Kelly und seiner Mitarbeiterin Cindy in die traditionelle Welt des Gitarrenbaus ein. Am Anfang steht das Holz und am Ende eine einzigartige Gitarre mit außerordentlichem Klang, die ihre eigene Geschichte vom Big Apple erzählen kann. Als Zugabe schauen einige berühmte Rockstars vorbei, die schon das eine oder andere Einzelstück bei Rick gekauft oder in Auftrag gegeben haben.

    Ein derartig individuelles Instrument findet jedoch nicht nur durch das Aussehen seinen richtigen Besitzer, sondern es muss selbstverständlich auch ausprobiert werden. So kommt man auch in den Genuss, Musikern wie Bill Frisell, Eszter Balint, „Captain“ Kirk Douglas (The Roots), Nels Cline (Wilco), Jamie Hince (The Kills), Marc Ribot etc. zuschauen bzw. zuhören zu können, wie sie ihre magischen Finger über die Saiten gleiten lassen. Es schaut sogar eine Koryphäe der Filmwelt vorbei, die sich auch gerne in der Musikerszene herumtreibt: Jim Jarmusch. Eleanor Friedberger gibt sogar ihre Stimme zum Besten und performt ein Lied von ihr in dem kleinen Shop. The Sadies zeichnen sich für den Soundtrack verantwortlich, somit stattet auch Dallas Good Rick einen Besuch ab.

    Die musikalischen Appetithäppchen runden den Film ab und stehen für den letzten Schritt im Instrumentenbau. Noch interessanter wird es, wenn Rick und Cindy die Arbeitsschritte bis dahin zeigen. Vom Sammeln der Holzlatten aus alten New Yorker Gebäuden, die im Lager mit Beschriftung und Entstehungsdatums aufliegen, bis zur Fertigstellung des Instruments. Begonnen wird mit dem Sägen, Hobeln und Schleifen des Körpers, danach kommen eventuelle Verzierungen und das Holz wird eingelassen und am Ende steht der Einbau der Elektronik. Man kann somit miterleben wie aus einem einfachen Stück Holz eine einzigartige Gitarre entsteht.

    Die technische Inszenierung der Gitarrenwerkstatt ist eher naturalistisch und einfach gehalten. Wie in vielen Dokumentarfilmen üblich, wird mehr beobachtet und es steht der Inhalt im Vordergrund und nicht ein außergewöhnlicher Stil. Die Kamera fängt die Personen, den Shop und die Musikeinlagen ein, ohne die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken und findet stets neue Perspektiven in einem doch recht beschränkten Raum.

    Ron Manns Film ist ein auditiver und visueller Genuss für jeden Musikliebhaber und Gitarrenverehrer. Das einzige Manko des Films stellt das Ende dar, das man bereits zweimal vor dem eigentlichen Schluss vermutet, in Szenen, die einen wunderschönen Film über die Kunst der Musik gebührend abschließen würden.
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    06.11.2018
    10:11 Uhr