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    Schuld oder Unschuld ist unwichtig, solange das Publikum zufrieden ist

    Exklusiv für Uncut vom Slash Filmfestival
    Es gibt viele Filme, die mit dem Spiel zwischen Traum und Realität hantieren. Und gerade dann wenn diese Zustände nicht mehr zu unterscheiden sind verliert man sich in der Geschichte oder bleibt ratlos zurück. Es ist also meist eine Gratwanderung, die entweder als brillant oder im schlechtesten Fall als Schwachsinn wahrgenommen wird. Im Film „Keep an eye out“ von Filmemacher Quentin Dupieux (aka Mr. Oizo) sind wir in keinem Traum. Ganz im Gegenteil befinden wir uns mit dem Protagonisten Fugain auf einer Polizeistation, in der der Wahrheit nachgespürt wird.

    Ein Mann ist tot aufgefunden worden und der Täter wird gesucht. Fugain ist derjenige, der den Leichnam gefunden und die Behörden verständigt hat und da es keine anderen Augenzeugen gibt, ist er auch der einzige Verdächtige in diesem Fall. Deshalb muss er die Nacht im Verhörraum mit Kommissar Buron (Benoit Poelvoorde) verbringen und seine Geschichte ausführlich erzählen. Der Untersuchungsraum, in dem sich beinahe das Ganze Geschehen abspielt, ist in Braun- und Grautönen gehalten, die Wände sind aus einfachem Sichtbeton und auch sonst scheint in dem Raum alles ineinander zu verschwimmen. Selbst die Protagonisten heben sich nur unmerklich von ihrer Umgebung ab.

    In diesem Zimmer, in dem nur Fakten zählen, der Wahrheit aus Berufsgründen nachgespürt wird und man eingeschüchtert von den Autoritäten im Generellen schon auf er Hut ist passiert dann aber im Laufe des Films allerlei Surreales, das den Verdächtigen Fugain nahezu den Verstand raubt. Wegen der späteren Stunde und der Aufregung hat Fugain mit Schlafentzug und Hunger zu kämpfen, wie er immer wieder betont. Doch all das Bitten, die Verhörung doch auf den nächsten Tag zu verschieben fruchten nicht und der Kommissar beharrt darauf weiterzumachen bis die Geschichte zu Ende erzählt ist.

    Es sind Fugains Erinnerungen, in die wir als Zuschauer dann eintauchen und lebendig mitverfolgen. Anstatt an dieser Stelle aber, wie bei anderen Filmen, mit actionreichen Erzählungen konfrontiert zu werden erhalten wir lediglich trockene und einfache Schilderungen des Geschehenen, die in ihrer Schlichtheit auch den Kommissar beinahe zum Einschlafen bringen. Das sagt er Fugain auch und dieser kann nur erwidern, dass das die Wahrheit sei und er nichts dafür kann, dass es nicht anders abgelaufen ist. So geht es dann bis zum Ende der Erklärung des Verdächtigen dahin, bis Buron genug gehört hat, um sein Urteil zu sprechen.

    Der Film zeigt auf nicht gerade subtile Art und Weise, wie versessen wir heutzutage schon auf Schlagzeilen und Katastrophen sind. Anstatt die Wahrheit zu ergründen, ist es dem Kommissar fast wichtiger etwas Spannendes aus der Erinnerung des Verdächtigen heraus zu kitzeln. Andere wichtigere Angelegenheiten treten deswegen sogar in den Hintergrund oder werden übersehen, wie es im Film dann des Öfteren auf sehr witzige Art und Weise geschieht. Ein überaus gelungener, kurzweiliger und vor allem komischer Film, dessen Auflösung wohl nicht vorherzusehen ist und einem auch noch längerfristig zu denken gibt.
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    27.09.2018
    16:31 Uhr