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72.5% Bewertung
  • Bewertung

    Diesen Film genießt man am besten in Häppchen

    Der Film erzählt der Reihe nach mehrere eigenständige Geschichten aus dem Wilden Westen. Die einzelnen Geschichten reichen von humorvoll bis tragisch, sind aber durchwegs originell, größtenteils unterhaltsam und mit teils schrägen Charakteren und Handlungen gespickt. Als Mini-Serie betrachtet, bei der man sich immer wieder eine (oder zwei) Kurzgeschichte(n) anschaut, ist "the ballad of Buster Scruggs" durchaus empfehlenswert.

    Doch ergibt die Aneinanderreihung guter Kurzgeschichten auch einen guten Film?
    Nicht unbedingt. Dafür fehlt dann doch der durchgehende Handlungsstrang, der den Zuseher nach Ende der jeweiligen Geschichte zum sofortigen Weiterschauen animiert.

    Daher: 80% für die einzelnen Geschichten, 60% für den Film als Gesamtpaket
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    01.02.2020
    21:26 Uhr
  • Bewertung

    tales of the american frontier

    "the ballad of buster scruggs", "near algodones", "meal ticket", "all gold canyon" (nach jack london), "the gal who got rattled" (inspiriert von stewart edward white) und "the mortal remains":

    sechs einzelne, in sich abgeschlossene episoden der cohen-brüder über den wilden westen, wie er im buche steht, aufgepeppt durch etliche A-list-schauspieler und beeindruckende panoramabilder arizonas und new-mexikos. dazu noch ein paar schöne kostüme und authentisch-knorrige typen mit rauschebart, ein arm- und beinloser künstler, der mit seinen deklamationen von shakespeare-sonetten, ozymandias und lincolns gettysburg address doch nicht gegen ein mathematisch begabtes huhn ankommt, ein mädel, das allzu schnell das handtuch wirft – "wie soll mr. arthur das jetzt billy knapp beibringen...?" ein singender revolverheld, verhinderte bankräuber, goldgräber, ein bunt zusammengewürfeltes reisegrüppchen in einer kutsche - "try to make sense of it", versuch dir einen reim drauf zu machen...

    diese geschichten vom leben und sterben im wilden westen sind neben roma der zweite netflix-film, der 2019 für einige oscars nominiert wurde – überraschend viele: bestes adaptiertes drehbuch, beste kostüme, bester song ("when a cowboy trades his spurs for wings"). gewollt cool und schräg, selbstreferenziell und gespickt mit inside-jokes, die am werten publikum allerdings größtenteils vorbeiziehen dürften, ohne überhaupt bemerkt zu werden; dazu müsste man schon die trivia-seite bei imdb.com nachlesen. doch wer tut das schon – und vor allem: was bringt's? dem film? dem publikum? trotz aller coolness, trotz des cohen-typischen schwarzen humors und trotz der guten darstellerleistungen fehlt vor allem eine gute storyline – und das emotionale engagement des zuschauers.

    fazit: ziemlich einzigartig in der machart im heurigen oscar-aufgebot. doch das attribut "cohen-film" wird the ballad of buster scruggs auch nicht besser verkaufen können – zu seicht und unausgegoren für einen drehbuch-oscar, zu wenig eingängig der song, und auch die kostüme sind für einen oscar-gewinn doch zu wenig flashig. so wird es wohl bei den nominierungen bleiben...

    → zu sehen derzeit auf netflix.
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    02.02.2019
    22:02 Uhr
  • Bewertung

    Unterhaltsamer Wilder Westen

    Exklusiv für Uncut von den Filmfestspielen in Venedig
    Von Musicalnummern über schwarze Komödie bis hin zu Drama und Lovestory: In der Anthologie-Serie „The Ballad of Buster Scruggs“, dem neuen Film der Brüder Joel und Ethan Coen, kommt alles irgendwie zusammen. Zugrunde liegt den sechs Episoden aber immer dasselbe Thema. Es geht um Leben und Sterben im Wilden Westen, den Chancen aber auch das Ausgeliefertsein gegenüber dem Schicksal. In ihrer Gesamteinheit ergeben die Geschichten ein unterhaltsames und auch bewegendes filmisches Werk, das Beste seit langem für die Brüder.

    Verbunden werden die Episoden durch ein Geschichtenbuch, in dem eine unbekannte Hand sorgfältig von Seite zu Seite blättert um einen Storyauftakt nach dem anderen einzuleiten. Die Reihung der Episoden ist eine ausgeklügelte Raffinesse seitens der Coens. Nachdem die ersten beiden Geschichten eher auf der humorvoll-morbiden Seite verankert sind und sich bereits das Gefühl einstellt, hier wird einem ein bissiger Blick auf den Wilden Westen geboten, wechselt der Film den Ton und wird düster und kurz darauf rührselig.

    So ist zu Anfang ein singender, die vierte Wand brechender Bandit namens Buster (Tim Blake Nelson) zu sehen, der sich gern duelliert, kurz darauf ein die namenloser Bandit und Möchtegern-Bankräuber (James Franco), dem auch die beste Punchline des Films gebührt. Der Film traut sich aber auch danach in Territorien wie die verwerfliche menschliche Moral, als ein Schausteller (Liam Neeson) vor der Entscheidung steht sich seines arm- und beinlosen Stars zu entledigen als er bemerkt, dass ein rechnendes Huhn mehr Geld einbringt. Gegen Ende wird es dann nochmals süffisant komödiantisch, als sich eine Kutsche an streitenden Gästen auf einer übernatürlichen Reise zu ihrer letzten Destination befindet.

    Den Coens gelingt es trotz der Vielfalt an Erzählweisen dem Genre in seinen Grundwerten treu zu bleiben. Die weiten trockenen Prärien, die Salons mit ihren Kartenspielenden saufenden Gästen, die Duelle im Wüstensand und die Goldgräber auf der Suche nach Schätzen - die Wiedererkennungswerte sind da, bereichert um eigene Kommentare und Observationen, die personifizierte Linse die die Brüder gerne auf die Welt halten. Die Charaktere sind weder Held noch Feind, schweben zwischen kritischem Kommentar und Persiflage.

    Das freie Lotterleben und die aufregende Zukunft, alte Versprechungen des Westens, erfüllen sich hier im Endeffekt für fast niemanden, aber der Weg dorthin kann durchaus tragisch-komisch sein, wie hier eindeutig bewiesen wird.
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    01.09.2018
    21:01 Uhr