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    der hofmohr von wien

    wer kennt nicht die legende von angelo soliman? verschachert als kindersklave, geachtet als hochherrschaftlicher kammerdiener und intellektueller freimaurer, seine leiche erst ausgestopft und im kaiserlich-königlichen naturalienmuseum zur schau gestellt, dann im zuge des wiener oktoberaufstandes 1848 verbrannt, solimans zweiter tod gewissermaßen...

    diese annäherung an seine geschichte ist eine sehenswerte österreichisch-luxemburgische koproduktion mit steirischer beteiligung, berückend schön fotografiert und exzellent ausgestattet, gedreht im beengenden, fast quadratischen 4:3-format: ein kammerspiel der zwänge und konventionen, durchsetzt mit freiheitsdrang und dem wunsch nach einem selbstbestimmten leben - gleichzeitig ein spiegel unseres eigenen selbstverständnisses, durch gewollte stilbrüche die sichere, anheimelnde ebene der historie verlassend.

    leider (und das bedauert auch regisseur markus schleinzer) gibt es über den menschen angelo soliman mehr geschichterln und mutmaßungen zu berichten als belegte fakten. und so muss, will man nicht vollends ins reich der legenden abdriften, vieles ungesagt bleiben - und die vita des berühmtesten wiener hofmohren eine dehnbare hülle, ausgefüllt mit unserer fantasie.
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    31.01.2021
    23:51 Uhr
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    Sehenswert

    Der Film handelt vom Sklaven Angelo, der als Kind nach Europa verschleppt wird und es bis zum Hof des Kaisers schafft.
    Ein sehenswerter Film, der unter anderem in Graz gedreht wurde.
    01.12.2018
    19:58 Uhr
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    Österreichische Filmkunst

    Und wieder einmal wurde durch den Film "Angelo" bewiesen, dass Österreich großartige Schauspieler und Regisseure hat.

    Die "wahre Geschichte" Angelos, der als Kindersklave von Afrika nach Frankreich kam und schließlich am Hofe von Joseph II. landete, wird in zwei Stunden auf der Leinwand erzählt - das Publikum folgte bis zur letzten Minute gebannt der Erzählung.

    Mein Tipp: unbedingt anschauen!
    19.11.2018
    19:27 Uhr
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    Der kein Sklave ist

    Exklusiv für Uncut von der ViENNALE
    Nach einer umfassenden Filmfestivaltour durch Europa (und darüber hinaus) feierte Markus Schleinzers Historienverfilmung „Angelo“ nun im Zuge der Viennale seine Österreich-Premiere. Schleinzer, der schon anhand seines Erstlingswerkes „Michael“ bewies, dass er die österreichische Filmlandschaft unter dem Stichwort „innovatives Kino“ geradezu reformieren will, setzt sich dieses Mal mit Themen wie Identität und Freiheit auseinander. Inspiration verschaffte er sich hierfür anhand der Lebensgeschichte von Angelo Soliman.

    Europa, im 18. Jahrhundert: Ein afrikanischer Sklavenjunge wird von einer wohlhabenden Comtesse (Alba Rohrwacher) in ihren Haushalt aufgenommen und Angelo („der 1.Botschafter Gottes“) getauft. Unter ihrer Obhut erhält er Zugang zu Bildung und bekommt vorrangig Musikunterricht. Später gewinnt er zwar als „Hofmohr“ hohes Ansehen, die Diskrepanz zwischen ihm und seinen Mitmenschen, die ihn aufgrund seiner Herkunft fortwährend als Außenseiter betrachten und ihm sogar teilweise die Menschlichkeit absprechen, verliert sich allerdings nie.

    Die Rolle des Angelo wird im Laufe des Films von fünf Darstellern interpretiert: Ange Samuel Koffi D’Auila, Kenny Nzogang, Ryan Nzogang, Maikta Samba und Jean-Baptiste Tiémélé verkörpern die Hauptfigur zu unterschiedlichen Stadien ihres Lebens. Unterteilt ist der Film nämlich in drei Kapitel, in denen Angelo als Kind, als Erwachsener und im hohen Alter auftritt und wir von einer Lebensphase in die nächste gleiten. Neben Rohrwacher als Comtesse versammelte Schleinzer in seiner Schauspielerriege einige bekannte Gesichter der heimischen Filmbranche, u.a. Lukas Miko, Michael Rotschopf und Gerti Drassl.

    Ein schwieriges Thema wird hier kunstvoll umgesetzt: egal, ob man die Musik, Lichtsetzung oder Kostüme betrachtet – alles erscheint gut durchinszeniert. Was allerdings auffällt, ist die Unterbringung von zeitgenössischen Elementen.
    Wenn von Historienfilmen die Rede ist, gerade wenn sie auch auf der wahren Lebensgeschichte eines Individuums basieren, lässt die Frage nach der Authentizität nämlich nicht lange auf sich warten: Schleinzer meint dazu, dass dies ohnehin ein „wahnwitziges Unterfangen“ und „von vorne herein zum Scheitern verurteilt“ sei. Gerade deshalb baute er absichtliche Stilbrüche ein, mithilfe derer er den Authentizitätsgedanken komplett aufbrechen wollte. Allerdings wirken die modernen Settings oder Requisiten – wie beispielsweise eine Lagerhalle mit Neonbeleuchtung –teilweise dann auch wirklich irritierend.

    Besonders ist auch Schleinzers Herangehensweise an das Thema Gewalt: er zeigt diese nie direkt und überlässt auf diese Weise den/die ZuschauerIn seiner/ihrer Vorstellung. Wie schon bei „Michael“ ist diese häufig schlimmer, als es eine Szene darzustellen vermag.

    Doch trotz aller visueller Vorzüge und interessanter Herangehensweisen an die Thematik, verläuft die Narration an manchen Stellen eher schwach. Viele Szenen werden einfach aneinandergereiht, wodurch manchmal der übergreifende Sinn des Ganzen verlorengeht. Auch die obskuren Zwischensequenzen verwirren viel mehr anstatt die Handlung voranzubringen.

    „Angelo“ ist aber nichtsdestotrotz ein mutiger Film, der zum Nachdenken anregt. Die Menschenwürde und die Suche nach sich selbst stehen hier im Mittelpunkt. Angelo bezeichnet sich in diesem Sinne einmal als „Sohn Afrikas, aber Mann Europas“. Für den Regisseur steht jedenfalls eines fest, wie er nach der Filmvorführung meint: Identität ist verhandelbar - die Frage ist nur, wer verhandelt.
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    28.10.2018
    07:37 Uhr
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    Auch Engel können stürzen

    Exklusiv für Uncut von der ViENNALE
    Der Film „Angelo“ von Filmemacher Markus Schleinzer zeigt das Leben der namensgebenden Titelfigur in drei Kapiteln unterteilt; als kleiner Junge, erwachsener Mann und alter Greis. Zu Beginn wird Angelo aus einer Reihe schwarzer Jungen ausgewählt, die von Afrika mit kleinen Schiffen an einem Strand in Europa ankamen. Er wird neu eingekleidet, getauft und in Sprache und Musik ausgebildet. Schnell zeigt sich, dass er ein musikalisches Talent hat und auch schon bald Aufführungen vor Mitgliedern des Hofes abhalten kann. Er wird zum Aushängeschild seiner Ziehmutter, der Comtesse.

    Als nächstes wendet er sich der Schauspielkunst zu und trägt, nun schon als erwachsener Mann Erzählungen über fremde Länder zum Besten. Auch in diesem Metier begeistert er die Menschen in seiner Umgebung und selbst der Kaiser wird auf ihn aufmerksam und sucht immer wieder das Gespräch mit ihm. Doch gerade die Gespräche mit dem Kaiser treiben Angelo dazu seine mittlerweile hohe und angesehene Stellung zu überdenken. Er fühlt sich zusehends unwohl und versucht aus dem Leben am Hofe auszubrechen.

    Der Film schafft es ohne weiteres mit seinen Settings bestimmte Gefühle im Zuschauer hervorzurufen. So ist das erste Kapitel, in dem Angelo in den Räumlichkeiten der Comtesse ausgebildet wird, gezeichnet von Dunkelheit und Isolation. Man fühlt mit dem kleinen Jungen mit, der entrissen aus seiner Heimat, verängstigt in den dunklen Räumlichkeiten wie gefangen scheint. Einzig ein paar Lichtblicke gibt es, wenn man Sonnenstrahlen durch Fensterscheiben dringen sieht. Gerade diese Szenen erzeugen aber umso stärker den Wunsch nach Freiheit.

    Im zweiten Kapitel kommt er dann endlich an die frische Luft und mit anderen Menschen in Berührung. Doch hier entstehen, wie gesagt, die eigentlichen Probleme. An dem Punkt an dem Angelo die Außenwelt mehr und mehr kennen lernt wird sein Drang nach Freiheit, Identität und Selbstbestimmung immer größer und diese Dinge sind wiederrum mit seinem festgeschriebenen Platz am Hofe nicht vereinbar. Außerdem ist er zwischen zwei Welten hin und hergerissen. In einem Gespräch mit dem Kaiser sagt er deshalb einmal er sei ein Sohn Afrikas, aber ein Mann Europas.

    Die Gespräche zwischen dem Kaiser und Angelo sind es letztlich, die fortwährend Fragen aufwerfen auf welche keiner von beiden befriedigende Antworten parat hat. So fragt sich der Kaiser z.B. selbst wann man eigentlich frei ist und ob eine hohe Stellung einem nicht zum Diener von vielen macht. Ein Film der generell viele Fragen aufwirft und auch Verbindungen zu unserer heutigen Gesellschaft zieht. Viele wichtige Themen werden angesprochen und dabei durch Kamera und Bühnenbild äußerst ansehnlich in Szene gesetzt. Die Bilder wirken oftmals selbst wie Gemälde alter Meister und auch die schauspielerischen Leistungen sollen an dieser Stelle gelobt werden. „Angelo“ ist ein Werk das unterhält und dabei über unsere Gesellschaft und unser Handeln nachdenken lässt.
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    28.10.2018
    07:36 Uhr