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    Eine lose aber dennoch gute Adaption einer unterschätzen Figur im Marvel Universum

    Eldritch Advice
    „Man-Thing“ ist eine von Stan Lee, Roy Thomas, Gerry Conway und Gray Morrow erschaffene Comic-Figur aus dem Hause Marvel, die ihr Debüt in „Savage Tales“ #1 im Mai 1971 feierte. Fälschlicherweise sind viele der Meinung, dass es sich hierbei um eine Kopie des wesentlich bekannteren (Dank des Alan Moore Runs) DC Charakters „Swamp Thing“ handelt. Allerdings erschien „Man-Thing“ nicht nur früher als sein DC Gegenstück, sondern entstand zudem am selben Ort, da sich Gerry Conway zu jenem Zeitpunkt eine Wohnung mit dem „Swamp Thing“ Erschaffer Len Wein teilte. So kann man bei beiden Charakteren von keiner Kopie, sondern vielmehr von einer zeitgleichen Kreation sprechen. „Man-Thing“ gehört gewiss zu den obskureren Figuren aus dem Marvel Universum. Deswegen ist es auch verwunderlich, dass seine Geschichte 2005 von Regisseur Brett Leonard in einem Realfilm erzählt wurde.

    Kyle Williams ist der neue Sheriff in Bywater, doch findet er dort nicht die erhoffte verschlafene kleine Stadt, sondern vielmehr ein Dorf in Aufruhr vor. Dutzende Menschen sind spurlos verschwunden, Leichen werden schwer verstümmelt aus dem Sumpf geborgen und, als wäre all dies nicht schlimm genug, proben regionale Umweltschützer einen Aufstand gegen den Ölmagnaten Fred Schist. Nachdem sich Williams ein erstes Bild von der Situation gemacht hat, hegt er den Verdacht, dass dies alles irgendwie zusammenhängt, ohne jedoch das wahre Ausmaß der Situation erahnen zu können, denn Schist drang mit seinen Ölpumpen zu tief in den Morast vor und erweckte dadurch den erbarmungslosen Beschützer des Sumpfes, Man-Thing.

    Ich muss sagen … ich ziehe „Man-Thing“ jedem „MCU“ Film (außer „Winter Soldier“) vor!

    Bei einem Budget von etwa 30 Millionen Dollar kann man zwar nicht von einer ganz kleinen Produktion sprechen, aber gewisse Limitationen waren dadurch, insbesondere beim CGI, durchaus gegeben. Umso erfreulicher ist es, dass „Man-Thing“ größtenteils von einem Schauspieler zum Leben erweckt wurde. Freilich hat man hierbei etwas mit dem Computer nachgeholfen; teils nachvollziehbar, teils unnötig. Insbesondere bei den rot leuchtenden Augen, hätten praktische Effekte für ein besseres Resultat gesorgt. Im Großen und Ganzen kann sich das Präsentierte aber sehen lassen; überwiegend weil das Rundherum eine wahre Augenweide ist. Obwohl in Australien gedreht wurde, gelang es dem Filmteam die dortige Natur glaubhaft als Wetlands von Louisiana in Szene zu setzen. Nebel und ein optisch ansprechender grüner Farbfilter sorgen zusätzlich für eine gruselige Atmosphäre. „Man-Thing“ kann allerdings nicht bloß dadurch als Horrorfilm überzeugen, sondern bietet ebenfalls einige gorige praktische Effekte. Zudem schreckt dieser Film auch nicht vor nackten Tatsachen zurück. Für die musikalische Untermalung sorgt Roger Mason. Obwohl sein Score zu keinem Zeitpunkt störend wirkt, gelingt es ihm leider nicht ein Theme zu kreieren, das mit der Figur des „Man-Thing“ einher geht.

    Es mag skurril klingen, aber dieser Film funktioniert so gut, weil er „Man-Thing“ sehr spärlich einsetzt und sich mehr um seine menschlichen Charaktere kümmert. Dabei handelt es sich sowohl um gute Adaptionen aus den Comicheften als auch um interessante neue Figuren. Jede Person verfügt über eine klare Aufgabe und übt diese zum Wohle des Plots aus. Sheriff Kyle Williams etwa ist jener Charakter mit dem wir uns als Zuseher identifizieren. Durch ihn lernen wir Stück für Stück das Städtchen Bywater mit all seinen kleinen Geheimnissen kennen. Matthew Le Nevez ist eine ausgesprochen gelungene Besetzung für Williams, da es ihm gelingt den Protagonisten äußerst sympathisch darzustellen. Das Highlight in diesem Film ist jedoch der Schauspielveteran Jack Thompson als der eher unbekannte Marvel-Schurke Schist. Er hat sichtlich Spaß an seiner Rolle und liefert eine der besten Darbietungen eines Antagonisten in einer Marvel Verfilmung ab!

    Ist dieser Film eines freitäglichen Filmabends würdig?

    Wie bereits erwähnt sind die Auftritte von „Man-Thing“ in seinem eigenen Film rar gesät. Anders als in Wes Cravens „Swamp Thing“, ist der Titelcharakter hier nicht der Protagonist, sondern übernimmt die Rolle des Monsters, ganz im Stile des klassischen Monsterfilms. Als Beschützer des Sumpfes ist „Man-Thing“ instinktgesteuert und ein Plot Device im positiven Sinn. Obwohl es dem Charakter an der zauberhaften Ästhetik einer Kreatur wie etwa aus „Der Schrecken vom Amazonas“ fehlt, war die Darstellung als Monster definitiv die richtige Entscheidung. Allumfassend ist es dem erfahrenen Horrorfilmmacher Brett Leonard gelungen einen atmosphärischen und runden Film zu drehen.

    „Man-Thing“ hat seine Schwächen und weder den Horrorfilm neu erfunden noch ist es ein Meisterwerk im Genre der Comicverfilmungen; doch zeigt uns dieser Film was uns das Marvel Universum in Sachen Horror bieten könnte, im speziellen wenn es seine etwas düstereren Charaktere nicht für eine Jugendfreigabe kastriert. Leider erschien „Man-Thing“ nur in Ländern wie Russland oder den Vereinigten Arabischen Emiraten im Kino und blieb dadurch in vielen Ländern unter dem Radar. In den USA erfolgte lediglich eine TV-Ausstrahlung auf „SyFy“ sowie ein DVD-Veröffentlichung. Diese Kuriosität unter den Marvel-Comicverfilmungen hat sich definitiv mehr Aufmerksamkeit verdient, denn es ist ein guter Horrorfilm, wie geschaffen für eine stimmige Mitternachtsvorführung, und daher auch eines freitäglichen Filmabends würdig!

    Habt ihr Interesse an Horror und Trashfilmen sowie anderer cineastischer Kleinodien, empfehle ich euch meinen englischsprachigen YouTube Channel zu besuchen. Dort bespreche ich mindestens einmal wöchentlich ein Filmjuwel aus meiner Sammlung:
    https://goo.gl/oYL4qZ
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    13.07.2018
    21:40 Uhr