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    Aufstieg und Fall einer Weltmacht?

    Exklusiv für Uncut
    Die USA als politische und kapitalistische Weltmacht scheidet schon seit längerem die Geister, und das nicht nur seit Trump Präsident ist. Der Dokumentarfilmemacher Eugene Jarecki versucht mit seinem neuen Werk den US-amerikanischen Star schlechthin, Elvis Presley, nochmal neu unter die Lupe zu nehmen, um hinter der Figur versteckte Bezüge zur gegenwärtigen Lage der Nation zu entdecken. Jarecki rollt dazu die Geschichte des Künstlers von Beginn an nochmal auf. Zu Wort kommen dabei Fans, wie auch jene die dem King nicht ganz so wohlgesonnen gegenüberstanden und stehen. Einfache Leute von der Straße werden genauso interviewt, wie Freunde und Partner des Musikers, sowie auch derzeitige Filmstars.

    Der Film nimmt sich mit der Aufgabe eine Bestandsaufnahme von der USA zu machen viel vor und zu Beginn des Filmes ist man als Zuschauer daher auch ein wenig überfordert, rechnet man doch zunächst eher mit einem Film, der dem Leben des Künstlers gewidmet sein sollte. Es treffen so in den ersten paar Minuten viele verschiedene Eindrücke aufeinander. So sind Aufnahmen von Elvis zu sehen, dann wird die aktuelle Politik in den USA diskutiert und im nächsten Moment sehen wir wie sich verschiedene Filmstars auf die Rückbank von Elvis’ Rolls Royce zwängen. Es sind dies alles Faktoren, die der Regisseur verwendet, um von Elvis’ Leben und dessen Verlauf im Showgeschäft auf die Entwicklung der USA zu schließen.

    Elvis’ Lebensgeschichte wurde seit jeher, von Film und Fernsehen, als die Verkörperung des amerikanischen Traumes schlechthin propagandiert. In einfachen Verhältnissen großgezogen, zieht er als Jugendlicher nach Memphis, wo er mit neuen Kulturen in Kontakt kommt und so eine Vorliebe für Blues und Gospel entwickelt. Diese Stile macht er sich dann zu eigen und wird damit in Folge weltberühmt. Viele Afroamerikaner sind gerade deswegen heute nicht sehr gut auf Elvis zu sprechen, da er, so sagen sie, deren Kultur gestohlen, damit viel Geld gemacht hat und als Gegenleistung nie etwas zurückgegeben hätte.

    Der Film ist aufgrund seiner Vielschichtigkeit sehenswert und die anfängliche Flut an Eindrücken wird in Folge systematisch abgebaut. Die Dokumentation liefert viele Informationen, die gut aufbereitet sind. Sie hat zwar mitunter ihre Längen, aber auf Grund der verschiedenen Zugangsweisen und der facettenreichen Eindrücke kommt dann doch immer wieder frischer Wind in die Handlung. Elvis Kindheit, die ersten musikalischen Versuchen in Memphis, Filmdrehs in Hollywood, die Zeit beim Militär und das musikalische Comeback sind alles Lebensabschnitte die Jarecki schafft parallel zur aktuellen Zeitgeschichte der USA in Szene zu setzen. Elvis wird als Weltstar gezeigt der den Kapitalismus nutzte um groß zu werden, aber auch als der Gefangene, der er zwischen Filmdeals und Werbekampagnen war und als der er schließlich im Alter von 42 Jahren zu Grunde ging. „The King“ kann als Warnung gelesen werden, denn wie Elvis steht auch die USA, wie es im Film einmal heißt, kurz vor der Überdosis.
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    24.06.2018
    23:07 Uhr