Forum zu Ekel

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    Caroles Krankheit

    Ein früher Polanski und schon ein Klassiker. Der Vorspann ist eine Verneigung vor Bunuel – nur ohne Rasiermesser. Das kommt später zum Einsatz.
    Catherine Deneuve spielt die Carole äußerst beeindruckend mit Gesichtslähmung. Eine junge Frau einsam, depressiv und irgendwie tief traurig. Fachleute sprechen von Katatonie.
    Als ihre Schwester Hélène (Yvonne Furneaux) für ein paar Tage in Urlaub fährt, verliert die junge Maniküre jeglichen Bezug zur Realität und begeht zwei Morde.
    Eine sensible Psychostudie verweist auf ihre Krankheit. Erste Wahnvorstellungen, sind die Hände aus der Wand, die nach ihr greifen. Später ein tonloser Vergewaltigungsversuch eines Arbeiters, den sie im Vorübergehen mal kurz gesehen hatte. Sie kaut Fingernägel, bügelt ohne Strom, schreibt unsichtbares Zeug auf einen Spiegel, trägt einen abgezogenen Kaninchenkopf in ihrer Handtasche. Sie lebt in einer anderen Welt.
    Die breit angelegte Kameraarbeit von Legende Gilbert Taylor schwebt durch Carols Zimmer und erfasst viele Details. Ein Foto von der kleinen Carole verweist auf ihre Kindheit. (Eventuell Missbrauch!?) Besonders Carols Gesichtszüge haben es der Kamera angetan. Ihre reglose Mimik schafft die optische Verbindung zwischen ihrer kalten Schönheit (sie war damals 22) und ihren grausamen Taten, die sie mit dem eingangs eingeführten Rasiermesser von Hélènes Freund Michael (Ian Hendry) begeht. Ihr Freund Colin (John Frazer) verzweifelt an Carols fehlender Zuneigung und bezahlt es mit seinem Leben. Die s/w Bilder spielen mit Licht und Schatten und verdeutlichen Caroles Gemütszustand. Es geht Polanski hier nicht um detektivische Aufklärungsarbeit, denn die Morde haben wir ja gesehen, sondern nur um die Darstellung dieser armen, kranken Seele. Dabei benutzt er optische und akustische Schocker.
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    21.06.2018
    18:57 Uhr