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    Groteske der Macht

    Der Abspann beteuert, die wahre Begebenheit, auf der der Film beruht will belegen, dass hier das Leben des Massenmörders Willi Herold kurz vor Ende des 2. Weltkrieges geschildert wird.
    Nachvollziehbar, dass deutsche Soldaten - oder vielleicht auch einfach nur Menschen - in einer Situation, in der es keine ordnende Macht gibt – egal ob sie demokratisch oder autoritär legitimiert ist – zu Monstern werden. Im Chaos gilt das Faustrecht und die bösen Seiten der menschlichen Existenz werden an die Oberfläche gespült.
    So erging es Willi Herold (Max Hubacher), als er die Unform eines Nazi Hauptmanns fand. Er wird zu einem Mörder, der seine Uniform voll ausfüllt. Er verfällt der Macht.
    Nur mit dem zweiten Teil und dem Schluss habe ich so meine Probleme. Das Hineinwachsen in die Autorität der Uniform ist glaubhaft, besonders überzeugend in einer Kneipe in einem Dorf, doch dann im Gefangenenlager – eine Art KZ – wird die Handlung etwas unübersichtlich, trotz drohendem Kriegsende. Das Massaker an den Gefangenen ist echt brutal, auch akustisch. Auch der Kameradschaftsabend mag noch angehen, nur dass im Abspann die Truppe in der Fußgängerzone Passanten ihre Handys wegnimmt, hat mir Probleme gemacht. Soll es heißen Monster plündern immer weiter? Auch heute noch?
    Bei den ausgelassenen Sauf- und Sexorgien kommt ein Hauch von Fellini und Antonioni ins Bild. Das passt irgendwie nicht zum bisher gesehenen. Diese Art der Darstellung ist das, womit ich nicht klarkomme. Googelt man unter ‘Groteske‘ heißt es da: ‘Es ist die Darstellung einer verzerrten Wirklichkeit, die auf paradox erscheinende Weise Grauenvolles, Missgestaltetes mit komischen Zügen verbindet.‘ Und genau das tut Regisseur Robert Schwentke. Diesen Eindruck erweckt der Film aber und verbratet dabei ein unerhörtes Gewaltpotential. Einfach nur schrecklich diese Groteske!
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    08.05.2020
    08:50 Uhr