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    Frischer Wind durch Appell zu mehr Demut

    Exklusiv für Uncut
    Jose Mario Bergoglio, seit 2013 Papst der römisch-katholischen Kirche, ist der erste Kardinal der sich den Namen Franziskus ausgewählt hat. Schon in Südamerika als Geistlicher tätig war es für den jetzigen Papst immer wichtig, gerade den Armen zu helfen. Dies machte er nie von oben herab, sondern indem er mitten unter ihnen predigte. Stets wird er deshalb mit dem Heiligen Franz von Assisi in Verbindung gebracht und auch der Film sucht diese Ähnlichkeit in Szene zu setzen.

    Dies geschieht z.B. durch Einstellungen die den Heiligen zeigen sollen wie er damals, vor 800 Jahren in der Region Umbrien, versuchte auf Geheiß Gottes seine Kirche zu erneuern. Diese Szenen brechen durch ihre Darstellung aber ungewollt den Authentizitätscharakter des Films. In Schwarz-Weiß gehalten und im Nachhinein mit einer Unschärfe versehen, die das Alter der Szenerie verdeutlichen soll, wirken die Bilder eher wie aus einer schlechten Historiendokumentation aus dem Privatfernsehen.

    Nichts destotrotz funktioniert die Verbindung, denn im Walten von Papst Franziskus kommen die vergangen Anliegen von Franz von Assisi zum Vorschein. Auch für den heutigen Papst steht Demut an erster Stelle, um die größer werdende Kluft von Arm und Reich zu bekämpfen. Er selbst geht dabei als Beispiel voran. So wird er in einer Einstellung von einem Kind darauf angesprochen warum er seine herrschaftliche Residenz, die ihm als Papst zusteht, nicht in Anspruch nimmt und stattdessen in einer kleinen, einfachen Wohnung haust.

    Er selbst will die Veränderung sein, die er in der Welt gerne sehen würde. Deshalb schreckt er auch nicht zurück, wenn er den Überfluss und die Wegwerfgesellschaft anprangert, die Kirche und manche ihrer Teile nicht außen vorzulassen. Auch im eigenen Haus muss vieles erneuert und reformiert werden. Franziskus Worte sind hier noch viel eingängiger: „Eine Kirche die sich nicht verbessert, ist ein kranker Körper!“ Manche Sätze wiederholt er in den verschiedenen Interviews gezielt wieder und wieder und verstärkt dadurch die Bedeutung der Wörter. Dies macht er aber mit einer unglaublichen Ruhe und Gelassenheit, was den Ausdruck seiner Aussagen nur umso mehr Kraft verleiht.

    Leider steckt hinter dem Film nicht viel mehr als diese starken Aussagen und so wirkt der Film schlussendlich teilweise wie eine lange Predigt. In den Interviews ist der Fokus auch immens auf die Person des Papstes gerichtet und alles andere verschwimmt vor dem Auge des Zusehers beinahe. Es ist verständlich, dass ein Dokumentarfilm über Papst Franziskus diesen auch im Mittelpunkt hat, andererseits predigt dieser doch selbst, dass das Wort aller im Mittelpunkt stehen sollte. Der Film ist somit nur etwas für Anhänger des aktuellen Pontifex, wobei gerade diese wohl das meiste, das behandelt wird schon wissen, oder jene die noch nicht soviel über das Wirken von Papst Franziskus kennen und diese außergewöhnliche Persönlichkeit auf diese Weise kennenlernen wollen.
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    13.06.2018
    18:26 Uhr