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    „Troll“ leidet nicht nur am Etikettenschwindel

    Eldritch Advice
    Während der berüchtigte „Troll 2“ ein Kultfilm ist und zu den ersten Beispielen gehört wenn man an die Kategorie „so schlecht, dass es schon wieder gut ist“ denkt, findet der erste „Troll“-Film in der Populärkultur kaum Beachtung. Der Grund mag wohl sein, dass die Filme des „Troll“-Franchise in einer sehr komplizierten Beziehung zueinander stehen. Bisweilen zählt diese Reihe fünf Filme, von denen die restlichen vier thematisch nichts mit dem Originalfilm zu tun haben. „Troll 2“ sollte ursprünglich „Goblins“ heißen, erhielt vom Vertrieb allerdings einen neuen Namen um ihn als Fortsetzung besser vermarkten zu können. Von „Troll 3“ gibt es zwei Filme, die diesen Titel beanspruchen. Sowohl der vierte Teil der Ator-Saga „Ator – Das Schwert der Macht“ als auch „The Crawlers“ führen „Troll 3“ als Alternativtitel an (Mit „Troll 2“ übrigens alles Filme, an denen der legendäre italienische Filmemacher Joe D'Amato in irgendeiner Funktion mitgewirkt hat). Der letzte bisher erschienene Film ist das deutsche Crowdfunding Projekt „Goblin 2 – Das ist echt Troll“. In dieser Produktion schlüpft der Gelegenheitsschauspieler George Hardy abermals in seine aus „Troll 2“ bekannte Rolle des Michael Waits. Kommen wir aber zurück zum Ursprungsfilm. Seit ein paar Jahren gibt es Berichte, dass man an einer animierten Fortsetzung arbeitet. Wieso? Nun, als „Troll“ 1986 erschien, war gut zehn Jahre bevor die Autorin J. K. Rowling den ersten Band ihrer bekanntesten Romanreihe veröffentlichte, deren Protagonist den Namen mit jenem aus „Troll“ teilt. Der Film soll übrigens „Troll: The Rise of Harry Potter, Jr.“ heißen.

    Ein Umzug bringt immer Veränderung mit sich. Blöd nur wenn diese beinhaltet, dass man das neue Heim mit einem Troll teilen muss, der das gesamte Mietshaus für sich beansprucht. In ebenjene Situation gerät die Familie Potter. Doch es kommt noch schlimmer als der Troll Torok das jüngste Familienmitglied Wendy entführt und ihre Gestalt annimmt um sich unerkannt im Gebäude bewegen zu können. Nur ihr Bruder Harry Jr. ahnt, dass hier etwas nicht stimmen kann und beginnt das Puzzle hinter dem veränderten Verhalten seiner Schwester Stück für Stück zu lösen. Doch schafft er es den Troll zu besiegen bevor dieser sein Ziel erreicht hat?

    Ich muss sagen … dieser Film ist seinen Troll Zoll nicht wert.

    Obwohl „Troll“ über hervorragende praktische Effekte verfügt, die wirklich gut gealtert sind, und Richard Bands adäquater Soundtrack die märchenhafte Atmosphäre des Films stimmig in Szene setzt, scheiterte der Regisseur John Carl Buechler daran, das schwache Drehbuch in einen durchwegs unterhaltsamen Film zu adaptieren. So plätschert die Handlung, nach einem guten Beginn, leider nur vor sich hin und hat nur wenige Highlights zu bieten. So verwundert es nicht, dass „Troll“ nahezu in Vergessenheit geraten ist und primär durch seinen thematisch unzusammenhängenden Nachfolger und dem Fakt, dass der Protagonist und sein Vater beide den Namen Harry Potter tragen bekannt ist.

    Neben „Emmy“- und „Golden Globe“-Gewinner Michael Moriarty als Harry Potter Sr. und Noah Hathaway, der vielen noch als „Atreyu“ aus „Die unendliche Geschichte“ bekannt ist, als sein Sohn Harry Potter Jr., kann „Troll“ mit zwei weiteren bekannten Schauspielern aufwarten, die meiner Meinung nach die wahren Highlights dieses Film sind. Zum einen ist dies, die aus „Seinfeld“ bekannte Julia Louis-Dreyfus als die Nachbarin Jeanette Cooper, und zum anderen der kleinwüchsige Schauspieler Phil Fondacaro, der nicht nur den Troll Torok, sondern ebenfalls Malcolm Mallory, einen Bewohner des Mietshauses, porträtiert. Louis-Dreyfus in einem ihrer ersten Auftritte bewundern zu dürfen ist ein Genuss. Man merkt bereits, dass sie das gewisse Etwas hat. Schauspielerisch gesehen, wird sie nur von Fondacaro übertroffen. Trotz seiner tollen Darbietung als Torok, sagt mir sein Mallory Charakter noch mehr zu. Dieser gibt dem Film eine sehr menschliche Note, insbesondere in einer Szene, in der er sein tragisches Schicksal offenbart, ein Moment der sich einen besseren Film verdient hätte.

    Ist dieser Film eines freitäglichen Filmabends würdig?

    Es ist interessant wie sich Dinge im Laufe der Zeit verändern können. So etwa, dass „Troll 2“ damals nur so benannt wurde um am etablierten Namen des ursprünglichen Film zu profitieren, während dieser heute primär wegen „Troll 2“ bekannt ist. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass „Troll 2“ auf RTL 2 alle paar Woche im Nachtprogramm lief. Im Gegensatz dazu habe ich „Troll“ zum ersten Mal gesehen als ich mir das „Double Feature“ zu beiden Teilen auf DVD kaufte. Diese Art der Vermarktung ist es auch, die für das Original alles andere als vorteilhaft ist. Kennt man nur den Nachfolger, was bei vielen der Fall ist, geht man mit einer komplett falschen Erwartungshaltung in den Film. Erschwerend hinzu kommt, dass „Troll“ als Horrorfilm vermarktet wird, es sich dabei aber um eine Märchenkomödie mit einigen wenigen Horrorelementen handelt.

    Will man diesen Film genießen, sollte man ihn losgelöst von den späteren Einträgen in diesem künstlich geschaffenen Franchise betrachten. Allerdings stellt „Troll“ selbst als Märchenkomödie keine Offenbarung dar. Vor allem wenn man wie ich Komödien sowie Märchen etwas dunkler mag. Allerdings muss ich auch zugeben, dass ich nicht zur eigentlichen Zielgruppe dieses Films gehöre, auch wenn „Metro-Goldwyn-Mayer“ dies nach wie vor anders sieht. Ich denke, dass „Troll“ am besten als Film funktioniert, den man an einem Sonntag Vor- oder Nachmittag gemütlich mit seinen Kindern genießen kann. Der Humor, das märchenhafte Ambiente, sowie die sehr milde Gruselatmosphäre fallen eher in die Kategorie der später erschienenen Kinderserie „Gänsehaut“. Für mich ist „Troll“ ein höchst mittelmäßiger Film und keinesfalls eines freitäglichen Filmabends würdig.

    Habt ihr Interesse an Horror und Trashfilmen sowie anderer cineastischer Kleinodien, empfehle ich euch meinen englischsprachigen YouTube Channel zu besuchen. Dort bespreche ich mindestens einmal wöchentlich ein Filmjuwel aus meiner Sammlung:
    https://goo.gl/oYL4qZ
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    08.06.2018
    07:23 Uhr