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    Geopferte Zeit

    Exklusiv für Uncut
    Gut zehn Jahre dauerte es bis Bryan Bertinos Slasher-Film „The Strangers“ eine Fortsetzung spendiert bekam. Mit „The Strangers: Opfernacht“ (OT: The Strangers: Prey at Night) reicht Bertino zwar das Regie- Zepter an Johannes Roberts (u.a. „Forest of the Damned“, „Roadkill“) weiter, liefert aber das Drehbuch zum Slasher-Sequel selbst. Die Hauptrollen übernehmen diesmal Christina Hendricks, die unter anderem für ihre Rollen in „Drive“ und „Mad Men“ bekannt ist und Martin Henderson (u.a. „The Ring“, „Grey’s Anatomy“) .

    Da sie ihre rebellische Tochter Kinsey (Bailee Madison) auf ein Internat schicken, entscheiden sich Mike (Henderson) und seine Frau Cindy (Hendricks) einen letzten gemeinsamen Roadtrip mit der Familie zu machen, bei dem auch Sohn Luke (Lewis Pullman) nicht fehlen darf. Zum Übernachten bietet sich der alte Campingplatz von Onkel Marvin an, der praktischerweise auf halber Strecke zu Kinseys Internat liegt. Doch kurz nach Eintreffen muss die Familie bereits feststellen, dass sich hinter der idyllischen Fassade aus Aluminiumwänden mehr als 70er-Jahre-Möbel und Mottenkugeln versteckt. Anstatt der erhofften Familientherapie müssen sich die vier nun dem tödlichen Katz-und-Maus-Spiel von drei maskierten Mördern stellen.

    Während sich „The Strangers: Opfernacht“ bei vielen Genre-typischen Klischees bedient, sucht man nach einer Sache vergebens, Atmosphäre. Momente an denen so etwas wie Spannung entstehen könnte, entledigt sich der Film auf nahezu parodierender Art und Weise. So lässt der Film einen wissen, dass die maskierten Killer, die übrigens eine Präsenz von Schaufensterpuppen haben, zusätzlich zu ihrer Mordlust auch eine starke Vorliebe für 80er-Jahre-Pop aufweisen. Ist der Tod Nahe, wird das dem Zuseher mit einer knallenden Pop-Ballade aus den 80ern signalisiert. Aber auch die titelgebenden „Opfer“ des Films machen es einem schwer, Gefallen an dem Gezeigten zu finden. Die Familienmitglieder, deren einzig wirkliche Gemeinsamkeit der übermäßige Fluchtreflex ist, stellen sich in der Konfrontation mit den Mördern zum Teil so unbeholfen an, dass es einem als Zuseher sehr schwer fällt Empathie zu empfinden bzw. sich überhaupt deren Überleben zu wünschen. Nach 85 Minuten ist der Film auch schon vorbei und alles was davon geblieben ist, ist ein Ohrwurm von Bonnie Tylers „Total Eclipse of the Heart“.

    „The Strangers: Opfernacht“ ist ein Horror-Slasher, der sich an vielen Klischees bedient, aber von keinem wirklich Gebrauch macht. Auch den Slasher-Puristen ist hier wenig geboten, da Gewalt- und Blutdarstellungen eher billig und effektarm wirken und die Inszenierung stark zu wünschen übrig lässt. Dennoch hat der Film unterhaltsame Momente, die aufgrund ihrer absoluten Absurdität schon ins Komödiantische fallen und ein oder zwei herzhafte Lacher hervorbrachten. Es stellt sich also die Frage für welches Publikum der Film überhaupt ausgelegt bzw. geeignet ist.

    85 Minuten sind zwar keine lange Laufzeit, da diese aber kaum mit unterhaltsamem Inhalt gefüllt sind lässt sich sagen, dass das einzige was in „The Strangers: Opfernacht“ de facto geopfert wird, die eigene Zeit ist.
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    29.07.2018
    19:26 Uhr