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    Marie Bäumer beeindruckt

    Weniger der Film als Ganzer als Marie Bäumer in der Hauptrolle hat mich beeindruckt. Wie eine Wiedergeburt der legendären Schauspielerin, begleitet von Birgit Minichmayr als ihre Freundin. Wow. Die schwarz-weißen Bilder tun ihr Übriges zur Vertiefung des überwältigenden Eindrucks.
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    13.01.2020
    23:16 Uhr
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    Final Curtain für Romy Schneider

    Exklusiv für Uncut von der Berlinale 2018
    Es hat lange gedauert, aber letztendlich hat sie sich doch noch bereit erklärt. Und sie macht es auch wirklich gut. Marie Bäumer hat sich nach jahrelangem Wehren doch noch breitschlagen lassen, die optische Ähnlichkeit in ein Kapital umzuschlagen und Romy Schneider in „3 Tage in Quiberon“ auf der Leinwand zu verkörpern. Angst habe sie vor der Rolle letztendlich keine gehabt. Man dürfe nicht Gefahr laufen jemanden wie Schneider zu imitieren, sondern müsse einfach frei spielen. Doch was war diesmal anders für Bäumer und warum hat sie retrospektiv auf das richtige Pferd gesetzt?

    Das Jahr ist 1981, Romy Schneider (Marie Bäumer) befindet sich auf Kur in Quiberon, an der bretonischen Küste. Gemeinsam mit ihrer Kindheitsfreundin Hilde (Birgit Minichmayr) will sie ein paar Tage entspannen und in dem Zeitraum der verhassten deutschen Presse, die in ihr nur Sissi und Skandale sieht, ein Interview geben. Auserkoren für diese Aufgabe sind Sternreporter Michael Jürgs (Robert Gwisdek) und Photograph Robert Lebeck (Charly Hübner). Jürgs nimmt sich auch kein Blatt vorm Mund. Mit gezielten provokanten Fragen dringt er tief in die Psyche Schneiders ein, fordert sie und ihre Welt heraus und lässt sie schließlich zugeben: „Ich bin 42, eine unglückliche Frau und heiße Romy Schneider.“ Romy, die ihr Bild zurechtrücken will, Romy, die gegen ihre Dämonen nicht mehr ankämpfen kann.

    Emily Atef versucht nicht, eine „Larger than life“-Figur zu schaffen. Ihre Romy ist ein gebrochener Mensch und der Glanz, den Schneider ausstrahlt ist stets verbunden mit ihrer fragilen Persönlichkeit, ihrem Lechzen nach Liebe und Gesellschaft. Es ist ein Zoom auf einen späten Abschnitt von Schneiders Leben, ein letzter Vorbote ihres baldigen Ablebens 1982, kurz nachdem sich Sohn David selbst an einem Gartenzaun aufgespießt hat. Gedreht in Schwarz-Weiß, orientiert sich der Film visuell an den wunderbaren Aufnahmen von Photograph Robert Lebeck. Fast glaubt man, die berühmte Stilphotographie zum Leben zu erwecken zu sehen. Romy beim Tanzen in einer Bar. Romy wie sie sich begeistert im Bett wälzt. Romy, wie sie über die Felsen auf der Küste springt und sich den Fuß bricht.

    Ob Jürgs wie zur damaligen Zeit behauptet wirklich zu weit gegangen ist mit dem Interview muss der Zuschauer selbst entscheiden. Darsteller Robert Gwisdek findet die feine Linie zwischen berechnendem Arschloch und verständnisvollen Beobachter. Romy hatte ihm letztendlich vertraut, als sie bereitwillig über ihre dunklen Geheimnisse sprach, ihm bereitwillig die Stirn geboten und auf ihre typische kindlich Art entwaffnet. Das ist auch die Message, die Atef vermitteln will. Der begeisterte Romy-Schneider-Fan wird in dem Film zwar nicht viel Neues finden, die Inszenierung und die hervorragenden Darsteller, allen voran Marie Bäumer, gefangen zwischen Schwermut und Lebenswillen, machen diesen Dreitageausflug in die französische Bretagne allerdings wett.
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    20.02.2018
    08:12 Uhr