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    In memoriam Gloria Grahame

    Wenn man sich für ein Biopic entscheidet wird man meistens ein weiteres Ruhmesblatt auf das Podest des Stars legen. Im Falle Gloria Grahame hat sich Regisseur Paul McGuigan auf das Lebensende der Diva verlegt und da ist genügend Spielraum für echte Tragik und Melodramatik. Zumal es sich um eine Love Story handelt, bei der ein Partner doppelt so alt ist als der andere, sowie um einen erinnerungswürdigen Titel.
    Annette Bening spielt den in die Jahre gekommenen Star mit großem Einfühlungsvermögen. Da ist Verletzlichkeit im Spiel, auch Eigensinn und Anerkennung. Das bietet ihr fast alles ihr jugendlicher Liebhaber Peter (Jaimie-IwillDance-Bell), der alles mitträgt. Er verhindert größtenteils eine Schmonzette. Es gibt in der Liebesbeziehung keine Peinlichkeiten, nichts voyeuristisches. Die Bening ist zu souverän, zu locker und zu selbstbestimmt. Leider kann das größtenteils gute Drehbuch ihren langen Abschied nicht verhindern. Dabei gab es doch so einen wunderbaren Schluss: Peter transportiert die totkranke Gloria auf die Bühne, wo er sonst auftritt und erfüllt ihr ihren Lebenstraum: sie spielen auf Stühlen sitzend eine Szene aus Romeo und Julia. (‘Zwei Pilger, neigen meine Lippen sich, den herben Druck im Kusse zu versüßen‘.) Wäre ein großartiges Ende gewesen, doch wir müssen einen zusätzlichen Druck auf die Tränendrüse ertragen. Nicht schlecht, mit kleinen Macken, wie einem Verwirrung stiftenden Cut bezüglich der Örtlichkeiten. Es ist nicht immer klar, ob wir in New York oder in Liverpool sind. Dennoch gab es zu Recht viele Nominierungen.
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    07.06.2018
    11:53 Uhr