Forum zu Eva

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    Adams Suche

    Vom Titel her gesehen drängt sich natürlich der Vergleich mit dem Film von Joseph Losey aus dem Jahre 1962 auf mit Jeanne Moreau in der Hauptrolle. Die Handlungen der beiden Evas sind nicht vollkommen identisch. Aber was viel schwerwiegender ist: die neuere Fassung von 2018 mit Isabelle Huppert in der Hauptrolle ist verglichen mit der Urfassung ein fahriger, ziellos umherirrlichternder dialoglastiger Streifen. Auch das gestohlene Manuskript spielt in der Fassung von 2018 fast keine Rolle. Recht eindimensional agiert der junge Bertrand (Gaspard Ulliel) hier, der auf die reife Edelnutte ausschließlich fixiert ist. Und die Huppert spult ihr Repertoire aus dem Hurenmilieu professionell runter. Bertrand bleibt farblos und wird am Ende auch noch von Evas Ehemann George (Marc Barbé) – der gerade aus dem Knast entlassen wurde – versohlt. Seine Freundin Caroline bleibt unauffällig zwischen durchtriebenem Blondchen, das geheiratet werden will, und einem hilflosen Opfer. Die stümperhaften Schreibversuche von Bertrand, der ja nur vom Ruhm das gestohlenen Manuskripts lebt, passen nicht so recht zur übrigen Handlung. Genauso wie seine unmotivierten Gewaltausbrüche. Und Richard Berry als Bertrands Verleger weiß so gar nicht, was er hier soll. Aber das größte Manko am ganzen Film ist ein fehlender Schluss oder eine Wandlung oder eine Erkenntnis, vielleicht sogar ein Todesfall. Hier ist am Ende einfach Schluss. Schade um die vertane Zeit.
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    18.10.2020
    14:17 Uhr
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    Langweiliges Erotikdrama

    Exklusiv für Uncut von der Berlinale 2018
    Ein französisches Drama mit Isabelle Hupert als Objekt der sexuellen Begierde. Klingt eigentlich ganz vielversprechend. Was Regisseur Benoit Jacquot letztendlich aber abliefert ist ein unausgeglichenes Chaos an Plot, Charakteren und Sinnhaftigkeit, was zusätzlich durch die schlampige Inszenierung unterstrichen wird.

    Sexarbeiter Bertrand (Gaspard Ulliel) landet eines Abends bei einem älteren Kunden, den schwulen Theaterautor Regis (Richard Berry). Die Aussicht, nackt mit Bertrand in der Badewanne zu sitzen ist zu viel für dessen Herz, er stirbt an einem Herzinfarkt. Bertrand, ein zwielichtiger Egomane, nimmt dessen kürzlich fertig gestelltes Skript „Passwörter“ daraufhin mit und veröffentlicht es unter eigenen Namen. Ein paar Monate später ist Bertrand ein gefeierter Autor mit attraktiver Verlobten und einem ehrgeizigen Manager. Der wartet bereits ungeduldig auf das nächste Stück das Bertrand natürlich nicht liefern kann. Als er sich für ein Wochenende zum Schreiben in die Berge zurückziehen will, kreuzen sich seine Wege mit der Edelprostituierten Eva (Isabelle Hupert). Fasziniert von ihr, beginnt er sich immer wieder mit Eva zu treffen und alle Konversationen niederzuschreiben, in der Hoffnung diese in ein neues Stück umwandeln zu können.

    Basierend auf James Hadley Chases 1945 erschienenem Buch „Eva“, wagte sich Regisseur Jacquot an seine erste Romanverfilmung. Sein Versuch, die zwielichtigen Charaktere in einem erotischen Milieu aufeinander loszulassen und so Spannung zu schaffen geht nicht auf. Ulliel bringt das Arschloch in seinem Charakter zwar ausreichend zum Vorschein, bleibt aber sonst als Hauptfigur äußerst blass. Huppert scheint keinen besonderen Zugang zur Rolle gefunden zu haben, sie spielt sich nach einem uneindeutigen Schema F. Diese mysteriöse Frau, von der Bertrand so fasziniert ist, sie ist nicht. Dafür verratet die Handlung letztendlich zu viel über sie. Sobald die Perücke und die Peitsche wieder im Schrank ruhen, verwandelt sich Eva in die liebende Ehefrau, die sich mit einem etwas bizarren Freier herumschlagen muss.

    Ebenso unausgegoren sind auch andere Handlungsstränge und Charakterentwicklungen. So etwa Bertrands Manager, der Eva persönlich kennen lernen will. Nach seinem Abstecher in ihr Haus und einem Gespräch zwischen den beiden wird dieses Treffen nie wieder erwähnt. Bertrands Verlobte Caroline (Julia Roy) kreiert wenig Sympathie mit ihrem ständigen Aufmerksamkeitsbedürfnis und ihrer Eifersucht. Doch das dramaturgische Hauptproblem ist die Tatsache, dass sich die Handlung irgendwann komplett verliert und die Geschichte keinem klaren roten Faden mehr folgt. Da hilft es auch nicht, dass die visuelle Inszenierung wenig mehr zu bieten hat. In der Manier eines Home Videos wackelt die Kamera oft unkoordiniert durchs Bild, kollidiert fast mit Wänden und lässt den Zuschauer zweifeln, ob es Soderberghs Film war der mit Handy gedreht wurde oder dieser.

    Zu loben dagegen ist die Entscheidung Jacquots, auf plastische Erotik zu verzichten. Das Machtverhältnis und die Psychospiele zwischen Eva und Bertrand bieten mehr Spannung als jegliche durchchoreographierte Sexszene. Es ist eine düstere Form von Erotik, die die gediegene Huppert ohne sonderliche Anstrengung noch ausstrahlen kann. Ulliel kann hier schauspielerisch bei weitem nicht mithalten. Aber weder er noch Huppert hätten bei diesem Film noch viel retten können. Unter all dem potenziellen Drama steckt im Endeffekt nur viel heiße Luft und Langeweile.
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    31.03.2018
    23:43 Uhr