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    Unterhaltsame Midlife-Crisis mit Twist

    Exklusiv für Uncut
    Die Midlife Crisis dient als filmisches Thema nie aus und der Film „25 km/h“ zelebriert diesen Umstand nahezu indem er Bjarne Mädel und Lars Eidinger als ungleiches Brüderpaar auf einen Mofa-Trip quer durch Deutschland schickt. Die sentimental-idealisierte Vision dieses Lebensabschnitts macht jedoch Spaß und sorgt trotz einiger Schwachstellen für gute Unterhaltung.

    Mädel und Eidinger spielen die Brüder Georg und Christian, die sich auf der Beerdigung des Vaters das erste Mal seit vielen Jahren wiedersehen. Christian ist ein erfolgreicher Businessman geworden, sein Bruder hatte die letzten Jahre im Heimatdorf verbracht um sich um den kranken Vater zu kümmern. Die Spannungen zwischen den beiden entladen sich gleich einmal bei einer ordentlichen Prügelei am Friedhof, doch beim abendlichen Bier im Elternhaus ist das Eis gebrochen.

    Wie der Zufall so will, finden die beiden eine alte Deutschlandkarte, die sie als Jugendliche für einen Mofatrip quer durchs Land abgesteckt haben. Christian, der Stress hat mit seinem Berufsalltag und Georg, der sich ebenfalls festgefahren fühlt beschließen daraufhin in einer Nacht-und-Nebel-Aktion loszufahren. Ziel der Reise laut ihrer pubertären Ichs: Viel essen, viel Sex und am Schluss in die Ostsee pinkeln.

    Die Suche nach dem Sinn im nächsten Lebensabschnitt porträtiert Regisseur Markus Goller zum Teil mit viel Ironie, zum Teil mit tiefer anklingenden Tönen aber auch mit viel Idealisierung. Der Trip entpuppt sich über weite Teile als die verklärte Bubenvision eine Reise durch malerische Landschaften, leere Straßen und die Bekanntschaft spannender Querdenker oder zu besiegender Proleten. Als Zuschauer lässt man sich auch gerne auf diese Reise ein, dennoch lehnt sich die Handlung in ihren ernsteren Momenten manchmal ein wenig zu weit aus dem Fenster.

    Als sich in einem unverfänglichen Gespräch herausstellt, dass Christian aus einer früheren Beziehung einen Sohn hat, den er noch nie gesehen hat, ist klar wohin die Handlung dann den restlichen Film umschwenkt. Plötzlich geht es nicht mehr nur darum Perspektiven und Ziele fürs eigene Leben jenseits der 40 zu entwickeln, sondern auch um die männliche Angst einen Stammeshalter zu produzieren. Die Frage, ob Christian sein Jetset-Leben sausen lässt und eine bedeutsamere Existenz – sprich als Vater zu agieren – anstrebt ist etwas plump und auch praktisch aufgelegt, da der Sohnemann ja schon da ist und nicht erst produziert werden muss.

    Die Art, wie er sich nach 16 Jahren langsam in das Leben des Sohnes einschleicht und den Kontakt zur Mutter sucht hinterlässt auch einen etwas bitteren Geschmack und zeugt von männlichen Scheuklappen und der Romantisierung, wie die Midlife Crisis erfolgreich zu meistern ist. Dass die Brüder auf ihrer Reise sich schon mal quer durch eine griechische Speisekarte futtern oder nach fast 30 Jahren noch immer eine Stepptanznummer perfekt beherrschen scheint da weniger irritierend.
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    02.11.2018
    18:19 Uhr