2 Einträge
5 Bewertungen
60% Bewertung
  • Bewertung

    Die Engelmacherin

    Mike Leigh hat wieder seine Stammcrew zusammengerufen und einen äußerst bewegenden Film abgeliefert. Imelda Staunton in der Titelrolle ist überaus eindrucksvoll. Gerade weil sie so eine freundliche, hilfsbereite Seele ist, kann man ihr ihre illegale Tätigkeit (Abtreibung) kaum übelnehmen. Sie verlangte dafür nicht einmal Geld, sondern wollte nur den ‘jungen Mädchen helfen, wenn was unterwegs war‘. So nennt sie das, der Fachausdruck ist ihr fremd, die Prüderie der 50er Jahre ist heute kaum vorstellbar. Bei uns nannte man diese Frauen ‘Engelmacherinnen‘, ein Euphemismus der ähnlich verklemmt an der Realität vorbeigeht. Mit Tauschhandel und Ballhausszenen als Dekor zeichnet Leigh auch ein Sittengemälde der Nachkriegszeit, inklusive eines Vergleichs zwischen Arm und Reich bei Schwangerschaftsabbrüchen. Beim 8. Kind hilft Vera bei dem Armen, die wohlhabenden Mädels gehen in eine Privatklinik. Neben der großartigen Imelda Staunton, die ihre hilflose Zerknirschtheit direkt an den Zuschauer weiterreicht, beeindrucken in ihrer Schlichtheit Tochter Ethel (Alex Kelly), Schwiegersohn Eddie Marsan und auch Sally Hawkins. Die Familie droht fast auseinanderzubrechen, so geteilt sind die Meinungen über das Unaussprechliche. So hört man auch nicht, was Vera ihrem Mann zuflüstert, als sie ihm sagen muss, was sie getan hat. Und auch die ‘Hinterfrauen‘, die wirklich mit der Vermittlung Geld machen bleiben unbehelligt. Hier glänzt Ruth Sheen als skrupellose Abzockerin. Bei Veras Verurteilung durch Jim Broadbent (als Richter) wird zwar Recht gesprochen, aber es geht kalt und herzlos zu. Hier kann man nur zwischen Mitleid und Entsetzen wählen. Grandiose Tragik einer gut gemeinten dennoch illegalen Hilfe.
    8martin_ea7f49f0f3.jpg
    04.03.2015
    11:22 Uhr
  • Bewertung

    Berührend real

    Ein unglaublich berührender, nachdenklich stimmender Film. Aus der hervorragenden Besetzungsliste sticht vor allem eine grandiose Imelda Staunton hervor, die ihrer Charaktere viel Gefühl ohne kitschigen Pathos oder Hollywood-Heulerei verleiht.
    Endlich wird in einem Film einmal gezeigt, dass Menschen, die Abtreibungen durchführen, auch nur Menschen - oft sogar selbst Mütter - sind und genauso Emotionen haben. Und endlich wird auch einmal gezeigt, dass eine Schwangerschaft nicht zwingend Freude bereitet, sondern dass die Realität oft anders aussieht.
    Ein einzigartiger Film, dem viel zu wenig Beachtung geschenkt wurde, obwohl er sie absolut verdient hätte.
    20.06.2006
    12:53 Uhr