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12 Bewertungen
68.8% Bewertung
  • Bewertung

    Mrs. Graham - Post

    Stephen Spielberg hat diesen Film gemacht, in dem es um die Pressefreiheit geht. Meryl Streep ist hier die Titelheldin Kay Graham. Sie hat die Washington Post geerbt und hängt mit Leib und Seele an ihrem Familienunternehmen. Tom Hanks ist der Chefredakteur.
    Über dunkle Kanäle gelangen Unterlagen über die Erfolgsaussichten des Vietnamkriegs in die Hände der Post. Eine Diskussionslawine wird unter allen Beteiligten losgetreten, die das Für und Wider einer Veröffentlichung abwägen. Dass der Film auf wahren Begebenheiten beruht, versteht sich von selbst. Verteidigungsminister McNamara (Bruce Greenwood) gab sie in Auftrag mit dem Vermerk TOP-SECRET! Ein Whistleblower im Pentagon hatte etwas dagegen.
    Danach wusste man, dass die USA den Krieg nicht gewinnen können und dass man der Öffentlichkeit diese Infos vorenthalten müsse. Es sei militärischer und diplomatischer Selbstmord. Auch die Verschiebung der Veröffentlichung war eine Option. Genauso wie das moralische Gewissen von Journalisten und Verlegern. Meinungen wurden ausgetauscht, ob die Presse den Regierenden oder den Regierten dienen solle. Selbst die ‘Domino Theorie‘ wird erwähnt, nach der, wenn ein Staat im Fernen Osten den Kommunisten in die Hände fällt, dem Beispiel weitere folgen könnten.
    Vor allem Meryl Streep bietet ihr ganzes schauspielerisches Talent auf, um diese Mrs. Graham aus persönlich menschlicher Sicht zu beleuchten: zwischen Moral und Commerz, Verantwortung und Zivilcourage, denn eine Gefängnisstrafe könnte drohen. Ihr gelingt der Spagat zwischen Mutter und Geschäftsfrau. Die letzte Einstellung bringt einen Hinweis auf Watergate (sic!).
    Der Film ist vor allem so wichtig, wenn man an die momentane Figur im Weißen Haus denkt.
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    21.07.2020
    12:56 Uhr
  • Bewertung

    Meryl Streep im Schlafrock reicht nicht ganz

    Rund um die Veröffentlichung der geheimen Militärakten zum Engagement der USA in Vietnam ging es um die beiden großen Tageszeitungen "The New York Times" und die "Washington Post" um Tod oder Leben. Wäre das Gerichtsurteil des US Supreme Court nicht 6:3 zu Gunsten der Pressefreiheit ausgegangen, gäbe es die beiden Zeitungen wohl nicht mehr und eine ganze Reihe von Personen wäre hinter Gittern gelandet. Steven Spielberg inszeniert die Geschichte von Damals rund um die Person der Verlegerin der Post, gespielt von Meryl Streep. Interessanterweise hat er ihr aber lauter eigenartige Szenen zugemutet, in denen sie entweder im Schlafrock umherwandelt und leicht abwesend vor sich hin murmelt oder mehr neben sich als bei der Sache in einer ganzen Runde von Männern im entscheidenden Moment den Mund nicht aufbekommt. Denn ja, eigentlich geht es in dem Film auch um Feminismus und eine der ersten Unternehmerinnen in den USA, die in einer von Männern dominierten Branche erfolgreich war. Dazu gehörten auch mutige Entscheidungen - von all dem, jedoch ist in dem Film nur Meryl im Schlafrock übrig geblieben. Und auch Tom Hanks (erstmals) an ihrer Seite konnte als launiger Chefredakteur nicht so ganz überzeugen - wenngleich er sich in seiner Rolle noch wohler zu fühlen schien als seine mehrfach Oscar-nominierte Kollegin. Nach "Lincoln" und teilweise auch "The BFG" und spätestens jetzt würde ich sagen: Steven wird alt und er wird langsam müde. Darüber können auch die wie immer bis ins kleinste Detail authentische Austattung des Filmes, die Kostüme und die Frisuren und die Detailaufnahmen der alten Druckmaschinen nichts mehr hinwegtäuschen.
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    01.07.2018
    15:35 Uhr
  • Bewertung

    Ich mag ...

    ... Meryl Streep als Schauspielerin sehr gerne - jedoch für diesen Film war die Oscar-Nominierung überbewertet; ich war von ihrer darstellerischen Leistung enttäuscht, hab mir aufgrund der bisherigen Palette ihres schauspielerischen Könnens schon mehr erwartet.
    Sicher hat sie ihre innere Zerrissenheit der Loyalität gegenüber eines Freundes und der Verpflichtung der Information für ihre Leserschaft überzeugend dargestellt ... nur das war definitiv zu langatmig.

    Tom Hanks jedoch war großartig, genauso wie die vielen "Nebendarsteller" ... man war immer irgendwie mitten im Geschehen.

    Das Beste an dem Film war zum Schluss die Meldung des Einbruchs ins WATERGATE Hotel.

    Schaut Euch den Film an!
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    30.04.2018
    13:45 Uhr
  • Bewertung

    Free the Press – Heute wie damals

    Exklusiv für Uncut
    Es gibt wohl kaum ein Thema das global, aber auch vor allem in den USA in den letzten Jahren mehr diskutiert wurde als Fake News. Die Beziehung zwischen Presse und Regierungen ist zu einer regelrechten Erzfeindschaft entartet. Ein Vorwurf dem sich die Presse, vor allem bei Aufdeckungsschlagzeilen, hingeben muss, ist jener, der fehlenden Vaterlandsliebe. Ein beliebter Vorwurf gegen JournalistInnen, die die eigenen Regierungsvertreter hinterfragen. So kommt es, dass der neue Film von Steven Spielberg, der zu Zeiten der Nixon Administration spielt, aktueller den je ist.

    Der Vietnamkrieg hat sich mittlerweile für die ganze Welt als eine große Farce herausgestellt. Begonnen unter bewusst falschen Tatsachen, wurden Leben geopfert in einem Krieg, der nicht gewonnen werden konnte. 1971 noch wurde dieses Unternehmen allerdings mit hohen und edlen Motiven und Idealen gerechtfertigt. Damals wurde der amerikanischen Bevölkerung verkauft, dass man fantastische Fortschritte machte, während in Wirklichkeit eine Division nach der anderen vom Dschungel verschluckt wurden. Ein ehemaliger Reporter der „New York Times“ schafft es jedoch vertrauliche Dokumente, die jene Lügen belegen, zu kopieren und an viele der wichtigen Zeitungen zu schicken. Für Kay Graham (Meryl Streep) die Verlegerin der „Washington Post“ und den Chefredakteur Bran Bradlee (Tom Hanks) steht nun eine wichtige Frage im Raum: sollen sie die Geschichte drucken oder nicht?

    Kay Graham, übernahm die „Washington Post“ nach dem Suizid ihres Mannes und leitet den Übergang der Firma an die Börse. Als Frau in einer von Männer dominierten Geschäftswelt, versucht sie irgendwie ihr Privatleben und die Firma zu balancieren, während sie gleichzeitig darum kämpfen muss, überhaupt in den Verhandlungen wirklich wahrgenommen zu werden. Das enorme Risiko, die geleakten Dokumenten zu veröffentlichen, könnte das Ende für sie und die Zeitung bedeuten. Meryl Streep zeigt einmal mehr, was für eine begnadete Schauspielerin sie ist und präsentiert eine pointierte Darstellung, die jedoch gegen Ende fast zu wenig Screentime bekommt. Die beanspruchte nämlich Tom Hanks für sich, der zwar ebenfalls gewohnt gut spielt, jedoch nicht wirklich überraschen konnte und eben er selbst war. Etwas, das sicher auch auf Meryl Streep zutraf, jedoch konnte sie einiges mehr aus ihrer Rolle herausholen. Dies tut dem Film jedoch keinen Abbruch, denn es sind genau die Rollen, in denen diese beiden Schauspieler mit ihrem Weltruhm funktionieren. Man kennt sie, ihre Gesichter, ihr Spiel und ihre Stimme. Sie geben Menschen die es tatsächlich gab ein Gefühl und eine Präsenz und führen den Zuschauer gekonnt durch einen Film der hauptsächlich aus Leuten besteht die in einem Raum reden. Sie geben diesen unreal anmutenden Gegebenheiten ein vertrautes Gesicht, welches es leichter macht sie zu akzeptieren.

    „The Post“ ist sicher kein Film, den man dafür hernehmen sollte, wenn es um Spielbergs visuellen Genius geht. So ist sein neuestes Werk, kameratechnisch nicht besonders aufregend, neu oder innovativ. Was „The Post“ jedoch allemal zeigt, ist den unschätzbaren Wert von Erfahrung, den Spielberg ohne Zweifel besitzt. Die Szenen sind sauber, schön und elegant inszeniert. Der Film braucht zwar eine wenig Anlaufzeit, nimmt jedoch dann auch ordentlich Tempo und Spannung auf. Man merkt einfach, das hier ein Mann am Werk ist, der genau weiß was er macht und will. Subtile Bildelemente und Entscheidungen beim Colourgrading erschaffen eine zwar bekannte, jedoch effektive Stimmung für die 70er Jahre, die in keinen grellen Kontrastwahn abfällt wie erst letztes Jahr „Skull Island“ oder alles in grauen Matsch ersäuft. In einigen fantastischen Frames etabliert Spielberg wortlos Machtgefüge und Beziehungen. Kombiniert mit einem fantastischen Set Design fühlt sich der Film lebendig und authentisch an. Spielberg und sein Kameramann Janus Kaminski fangen viele Szenen in wundervollen ruhigen Oneshots ein. Hier ist jedoch nicht die Rede von bombastischen und auffälligen OneTakes wie in den Werken von Alejandro Iñárritu oder Alfonso Cuarón, sondern von kleinen, vielleicht einminütigen, unauffälligen One-Takes. Sie führen gekonnt in eine Szene ein, durch einen Konflikt oder begleiten einen inneren Kampf. Sie finden sich immer wieder in seinen Werken und werden mit den Jahren immer besser, subtiler und virtuoser.

    „The Post“ ist ein Film, bei dem man schnell erkennt, dass es ein Film nicht über damals, sondern über heute ist. Spielberg zieht deutliche Parallelen zu den heutigen Debatten und entwickelt sich zu einem feurigen Plädoyer für die Pressefreiheit und die Presse als Kontrollinstanz. Der Film hat sicher nicht die Härte und Radikalität die USA zu kritisieren, wie einige von Oliver Stones Werken, jedoch ist er weit weit entfernt von Patriotismus oder Amerikanismus. Spielberg versucht so gut es geht, keinen Film über amerikanische Zeitung zu machen, sondern die Verantwortung der Presse, ganz allgemein. Ein durchaus spannender Beitrag zu aktuellen Debatte und ein gelungenes Werk, das von der Erfahrung Spielbergs lebt.
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    23.02.2018
    15:36 Uhr