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    Sex gegen die Einsamkeit

    Der Titel kann Ausgangspunkt für eine Diskussion sein, wobei die Interpretationen von ‘Diese Frau ist doch das Letzte‘ bis hin zu ‘Es gibt halt keine Frauen mehr‘ reichen. In den Dialogen sind frauenfeindliche Ideen vertreten neben echten Machoattituden bzw. Argumenten der Emanzen.
    Gérard (Depardieu) ist alleinerziehender Vater und wacht eifersüchtig über seinen kleinen Sohn. Jede Annäherung eines Fremden blockiert er sofort. So auch die von Valerie (Ornella Muti), einer Kindergärtnerin, die sich liebevoll um den Kleinen kümmert. Ihr Problem ist, dass Gérard quasi ihr Kind ist ‘Mein großes Baby‘, das sie sexuell versorgen muss. Und da der geile Bock ständig auf Begattung aus ist, muss sie geschickt lavieren.
    Die Probleme werden nur angesprochen, der Zuschauer wird durch den ständig nackt durch die Wohnung tigernden Mann abgelenkt. Und Gérard hält da nicht hintern Berg. Er spielt mit seinem Phallus egal ob schlaff oder erigiert ständig rum, versucht sich, Valerie und vielleicht auch die Zuschauer zu provozieren. So versteht er seine Männerrolle. Auch Ornella ist nie mehr so freizügig wie hier unterwegs. Zwei prominente Randfiguren: Michel Piccoli und Natalie Baye vergrößern noch die Ratlosigkeit des Publikums.
    Nachdem sich Gérard wundgevögelt hat, schwört er es zu lassen. Das gefällt Valerie aber auch nicht. Dabei haben ihr die drei Drehbuchschreiber noch die vernünftigeren Worte in den Mund gelegt. (‘Du bist ein Patriarch!‘). Doch sie erreicht Gérard nicht. Ihr Streit wird zur Prügelei, nachdem beide versuchen, ihre individuelle Einsamkeit durch den Umgang mit dem Baby zu kompensieren. In seiner hoffnungslosen Verzweiflung über seine Abhängigkeit von seinem Penis sieht er keinen Ausweg, als sich von diesem maledeiten Körperteil zu trennen. Er greift zu einem Elektromesser… Am Ende schreien alle: Gérard, Valerie und das Baby. Der Zuschauer vielleicht ebenfalls.
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    07.08.2019
    16:22 Uhr