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81.7% Bewertung
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    Proll Pur

    Setdem ich Nina Proll zum ersten Mal in meinem Leben 1999 im legendären Augartenkino anlässlich der damaligen Premiere von "Nordrand" live vor der Leinwand erlebte, verfolgte ich ihren filmischen Werdegang mit großem Interesse.
    Und jetzt, nach beinahe 20 Jahren, sah ich Frau Proll vor der Premierenvorstellung im Schubertkino wieder:
    Keine Spur von Allüren; ihr herzlicher und natürlicher Umgang mit dem Publikum hinterlassen einen sympathischen Eindruck beim Publikum.
    Regisseurin Sabine Derflinger verfilmte Prolls Drehbuch zu "Anna Fucking Molnar" und es entstand ein humorvoller und leicht deftiger Film über die Höhen und Tiefen der exzentrischen Schauspielerin Anna Molnar, die nach beruflichem und privatem Absturz wieder auf die Beine kommen will.
    Bei ihrem Neuanfang stehen ihr ihr "sexsüchtiger" Vater (Uwe Ochsenknecht, ein nicht ganz den herkömmlichen Vorstellungen entsprechender Psychiater (Robert Palfrader) und ein Feuerwehrmann (Muratan Muslu), der sich selbst in einer Lebenskrise befindet, zur Seite.
    Proll spielt mit einer Selbstverständlichkeit und authentisch die Rolle des gefallenen Bühnenstars und zeigt respektlos und voller Humor auf, wie es in der (österreichischen) Theater- und Filmszene läuft.
    Wegen der Sexszenen ist dieses Porträt einer lebens- und liebeshungrigen Frau nicht unbedingt ein Familienfilm, der für Kinder geeignet ist. Wer aber etwas Frisches und Belebendes sehen will und zwischendurch gern lacht wie etwa bei der grandiosen Wasserballett-Szene mit Bloeb, Palfrader, Muslu und Proll im Schwimmbad, ist bei "Anna Fucking Molnar" gut aufgehoben.
    11.12.2017
    20:36 Uhr
  • Bewertung

    Echt ... oder nicht echt

    Anna Molnar …
    ... gefeierte Schauspielerin, großer Bühnenstar, Beziehung, Sex.
    ... gescheiterte Existenz – Bühne und Leben, betrogene Frau, kein Sex.
    ... Stehaufweibchen, den Willen aufzwingend, dem der sie dringend braucht, und endlich Sex.

    Nina Proll (Drehbuchautorin, Hauptdarstellerin) zeichnet ein schonungslos realistisches (?) Bild der Szene und verzichtet dabei auf jegliche Schönfärberei... driftet jedoch auch manchmal ins Übertriebene ab.

    Highlights waren Roman Palfrader (genial) und Simon Schwarz … kleine aber feine Rollen.

    Uwe Ochsenknecht hat den Wiener Dialekt so gut interpretiert (imitiert), so dass seine deutsche Schauspielerherkunft beinah nicht zu erkennen war.

    Ich hatte das große Glück, Karten für diesen Film zu gewinnen und Nina Proll einmal in Persona zu erleben.
    Eine authentische Schauspielerin mit großer darstellerischer Leistung… und eine sympathische, starke Frau.
    Ich habe von ihr bisher nur einen Film gesehen * Am anderen Ende der Brücke (A/China)* … die *Vorstadtweiber* habe ich nie gesehen; so konnte ich völlig unvoreingenommen den Film und die Person dahinter genießen.
    Als Darstellerin und mutige Drehbuchautorin gebe ich ihr 100 % … für den Film gebe ich 90 %.

    PS: Am besten gefiel mir, dass *Anna Molnar* - wieder die Oberhand habend – ihrem Ex-Geliebten Laszlo (Gregor Bloéb) sagte: "Aber diesmal ziehst du dich aus."
    Nina Proll schien die Szene von *Der Reigen* im Film sehr zu genießen. 
    farishta_4df8bf350f.jpg
    28.11.2017
    13:18 Uhr
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    Nina F******* Proll

    Zugegeben, ich bin alles andere als objektiv, aber wer ist das schon? :)
    Als Nina Proll Sympathisant war es mir vergönnt, nicht nur Karten bei Uncut für die Aufführung zu gewinnen, sondern auch das Multitalent vor der Aufführung bei einer Autogrammstunde wahrzunehmen und ein paar Worte mit ihr zu wechseln, zunächst habe ich ihr zum Mut gratuliert, öffentlich eine differenzierte Stellungnahme im #meetoo-Geheul abzugeben, des Weiteren bestätigt, dass wohl nur sehr wenige Frauen ein derart profundes Tiefenverständnis der männlichen Sexualität ihr eigen nennen können, ferner habe ich nach ihrer Geburtszeit gefragt, welche laut Eigenaussage gegen 10 Uhr vormittags liegen dürfte, für die Horoskop-Freunde unter uns.

    Nina Prolls jüngster Film Anna Fucking Molnar hat eine magnetische Tendenz in Richtung genitalwärts, sowohl im Sinne zahlreicher sexuell aufgeladener Szenen, verbal und/oder durch eindeutige Action. Als Drehbuchschreiberin erzählt sie in ungenierter Offenheit vom weiblichen Begehren, vom Umstand, als Frau die brennende Geilheit erstens einzugestehen und zweitens auszuleben, egal ob man(n) damit überfordert ist oder nicht.
    Die weibliche Seele pendelt psychodynamisch zwischen Heiliger und Hure (wobei Hure hier das selbstbestimmte Ausleben und Zulassen der eigenen Sexualität meint, nicht die Prostitution im Sinne von materieller Gegenleistung), im Wechselspiel mit dem schwachen Geschlecht, dem Mann. Tut frau das? Die Kampfemanzen werden wohl keine Freude mit dem Werk haben, da das eingestehen der animalischen und offensiven weiblichen Seite so ganz am schüchtern-zurückhaltenden Opfertypus vorbeiläuft, ja selbst zum "Täterdasein" führt. Ist jedoch die innere Hure erlöst und angenommen, braucht es keine Bekämpfung dieses unterlösten Anteiles im Außen, dieser Mechanismus ist allgemein interessant zu beobachten, speziell in der #meetoo-Debatte.
    Es ist für mich geradezu herzerfrischend aus weiblichem Munde offensiv zu hören "Sag, bist Du auch so geil wie ich?" Die im "normalen" Alltag unterschwellig stets vorhandene, jedoch meist unter dem Mäntelchen der Zivilisation domestizierte Spannung zwischen den Geschlechtern wird hier offensiv und eindeutig angesprochen, abseits von kicherndem Freundinnengetratsche sondern Face 2 Face mit potenziellen Paarungsgenossen. Ja, frau darf, gerade frau darf - und zwar aufgrund der so einfach gestrickten männlichen Sexualität, die auf so eine Formulierung wohl ab und an geradezu dankbar wartet.
    Frau hat hier einen Riesenvorteil, es ist für Frau ein einfaches, bei Geilheit einen Sexualpartner zu finden, weil die meisten paarungsbereiten und ungebundenen Männchen sich wenig belästigt fühlen werden bei einer derartigen Selbstoffenbarung. Mann hat es da schon schwerer, wenn er den selben Satz formuliert kommt dieser wohl weit öfter in die falsche weibliche Kehle, und wird wohl häufig als Belästigung empfunden, das harte Los des männlichen Geschlechts, die Kunst, den richtigen Zeitpunkt für eine derartige oder ähnliche Formulierung zu finden, ohne dass die prospektive Bettgespielin verbal vor den Kopf gestoßen wird.
    Doch zurück zum Film :)
    Der Film ist in diesem Sinne ein wenig “Tabu brechen“, denn ein maskuliner und umtriebiger Casanova wird tendenziell als ein natürlicheres Wesen gesehen, als eine auf diesem Gebiet aktive Frau, auf die dann eben gerne die unerlöste innere „Hure“ projiziert wird. Aus diesem Grunde wird der Film wohl eher keine Breitenwirkung bzw. -begeisterung entfachen, da diese Thematik noch immer ein wenig „Gaga“ ist. Kann man im Film einfach so und so oft "ficken" sagen? Ja kann man, doch wird dadurch der (pseudo-)distinguierte Publikumsteil verprellt, welcher die eigenen Treibhunde besser im Keller angeleint bzw. unausgesprochen lassen will. Liebe, Sex, Krankheit, Tod, Scheitern, zahlreiche Stoffe für Drama und Komödie werden verarbeitet, der Film ist sehr kurzweilig, dabei nicht hektisch geschnitten und hat einige sehr leise und berührende Momente, was für gute (und auch variable) Unterhaltung kein Nachteil ist.
    Ja was ist die Moral von der Geschicht?
    Neben der selbst eingestandenen Verarbeitung biografischer Themen ist hier das pralle Leben drin, mit seinen Hochs und Tiefs und es sei auch angemerkt: keine Angst vor geilen Frauen, die sich das auch zu sagen getrauen, wenn das männliche Vogerl hier anfangs nicht fliegt dann zeigt sich einmal mehr die immense und tonangebende Kraft des Unbewussten. Und: Wer die innere Hure erlöst hat, braucht diese nicht im Außen bekämpfen.
    Ferner sei angemerkt, dass Nina Proll parallel an Jahren auch an Schärfe und Kontur gewinnt, sie wird sich wohl selbst immer ähnlicher. Ich habe mir jüngst „Nordrand“ erstmals seit dem damaligen Kino-Start wieder angesehen, da ist diese Entwicklung im fast 20jährigen Kontrast wunderbar erkennbar. Ich bin sehr gespannt und neugierig, was sie uns in Zukunft präsentieren wird, sie bekommt als Charakter, als Frau, als Person, als Darstellerin klare 100%, dem Film gebe ich aus dem Bauch heraus 80%.

    Aficionados und Sympathisanten sei weiters ihr fast einstündiges Youtube-Interview auf "dem roten Stuhl" ans Herz gelegt. Bevor ich ins Schwärmen komme kann ich wohl ganz einfach (nach erstmaliger, authentischer Live-Wahrnehmung) und abschließend formulieren: "Sie ist für mich ein feminines Naturereignis, hat Ihre Weiblichkeit erfrischend „erlöst“, wieviel ärmer wäre die Welt ohne Sie".
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    28.11.2017
    10:27 Uhr