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    Sonniges Trugbild

    Der oscarprämierte Film aus dem Jahr 1994 von Nikita Michalkow ist ein Klassiker des neuen russischen Kinos. Mit wunderschönen Bildern aus einem idyllischen Sommer in einer Datscha wird der Protagonist von der brutalen Welt der stalinistischen Säuberungsaktionen der 30er Jahre heimgesucht. Hier leben Kotow (Regisseur Michalkow), der Held der Sowjetunion mit Ehefrau Marusia (Ingeborga Dapkünaite) und Töchterchen Nadia (Nadjeschda, die Tochter des Regisseurs). Wie ein Held der Sowjetunion verteidigt Kotow z.B. die Kornfelder der Bauern gegen Manöver der Armee. Er kann das, weil man ihn immer noch achtet und verehrt. In dieses friedliche Landleben kommt Mitja (Oleg Menschikow).
    Nach und nach erfahren wir Details vom Vorleben der beiden Männer. Marusia hat Suizidnarben am Handgelenk. Die Enthüllungen laufen in mehreren parallelen Handlungssträngen ab: hier lieben sich Kotow und Marusia in der Mittagsruhe, während Mitja mit Nadia spielt. Kotow und Mitja reden Tacheles. Eine schwarze Limousine von Mitja bestellt, wird Kotow abholen. Zwischendurch sehen wir immer wieder Arbeiter an einem Turm bauen. Der Abschied von Frau und Tochter hat einen Touch von Benignis ‘Das Leben ist schön‘. Man bietet den NKWD Schergen Gebäck und Tee an, Nadja fragt einen
    - ‘Waren sie schon mal im Zoo?‘
    - ‘Ja sicher.‘
    - ‘Sind sie ausgebrochen, weil man sie so schlecht gefüttert hat?‘ Lange Großeinstellung auf Kotows total verbeultem Gesicht. Im Abspann erfahren wir Details vom Ende der Familie Kotow. Gegen Ende wandert immer wieder ein goldener Sonnenpunkt durchs Bild. Blendet uns, Glas zersplittert…
    Ist das die Sonne Stalins mit Bezug zum Titel? Es ist nicht die Sonne die uns leuchtet. Sie täuscht uns. So subtil rechnet Michalkow mit Väterchen Stalin ab.
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    14.11.2017
    10:31 Uhr