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    A Slice of trocken Brot & ein Glaserl Wasser dazu

    Exklusiv für Uncut von der ViENNALE
    Ja da ist nun also dieser durchtrainierte Feschak, der aus der Haft ins väterliche Haus übersiedelt, geknechtet von einer Fußfessel. Er ist trotz fortgeschrittenen Alters (30plus?) noch immer jugendlicher Rebell, das merkt man ganz klar an der wilden Musik, die er hört. Und auch daran, dass er immer garstig zu seinem – zugegeben stinklangweiligen – Vater ist. Aber immerhin, er liebt seine Schwester samt Nichten zärtlich, vom Kettenrauchen abgesehen lebt er sehr gesund und ist auch nicht der Allerungeschickteste wenns darum geht aus Nichts Geld zu machen. Einen Gutteil des Filmes mutet wie eine amerikanische Version von „Hans im Glück“ an. Er fängt an Altmetall zu tauschen, dann größere Dinge & auf einmal hat er sogar richtig Geld. So ein bisschen halt, fürs Märchenschloss reichts noch nicht. Naja. Aber so wirklich passieren tut halt nicht viel im Leben eines Hausarrestanten. Das ist nun mal so.

    „Slice of Life“ nennt sich diese Art von Film, hab ich mich belehren lassen. Was für ein hübscher Euphemismus. Aber ganz so fad wie das Leben der meisten Menschen ist jenes vom dargestellten Keith dann auch wieder nicht. Es reißt ihn ganz schön herum in dieser kleinen Nachbarschaft an die er gefesselt ist. Die meisten Menschen bewegen sich auch ohne Fußfessel nicht so weit wie er. Vom Fleck kommt er allerdings trotzdem nicht dabei. Er trifft eine Fehlentscheidung nach der anderen, aber was ihn nicht umbringt, macht ihn vielleicht härter, gescheiter jedenfalls nicht. Er legt sich mit seinen ehemaligen Ganovenkollegen an (ziemlich rabiate Kerle), nervt seine Ex, will was aus sich machen, aber Schule dann eher doch wieder nicht. Und so weiter.
    Das Fatale bei der Sache: der Zuschauer bleibt davon ziemlich unberührt. Zumindest bei mir ist er nicht angekommen. Die ganze Zeit hatte ich das Gefühl der Figur nur von außen zuzuschauen. Obwohl ihm die Kamera praktisch nie von der Seite weicht wird man nie zum Verbündeten.

    Dass der Film sensationell besetzt ist (schamesrot bekenne ich James Belushi in der Vaterrolle erst im Abspann erkannt zu haben) und auch sonst ist alles technisch astrein umgesetzt. Trotzdem bleibt für mich alles etwas blutleer. Dass gegen Ende dann doch noch ein bisserl Drama passiert, ändert für mich an der Gesamtbilanz nix mehr. Er war nicht übel, aber ich fürchte ich werde diesen Film bald wieder vergessen. Mach's gut kleiner Gauner!
    deutobald_3cfc7ac6b3.jpg
    28.10.2017
    09:28 Uhr