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    Sex, Trash & Low Fantasy – Jack Hills Spätwerk!

    Eldritch Advice
    Noch bevor „Conan der Barbar“ seinen Weg in das Kino des Jahres 1982 fand und die Welt das Geheimnis des Stahls enträtseln ließ, vermuteten einige Produktionsfirmen, dass „Sword & Sorcery“ „Science Fiction“ als Trend ablösen wird. Also beschlossen sie ihre eigenen „Low Fantasy“-Ableger zeitlich mit dem Release des kommenden Schwarzenegger Hits abzustimmen um in seinem Windschatten an den Kinokassen eifrig mitzuverdienen. Einer dieser Filme ist „Die Mächte des Lichts“ für den die B-Movie Regie Legende Jack Hill aus dem Ruhestand zurückgeholt wurde und der spätere Trashveteran Jim Wynorski eines seiner ersten Drehbücher verfasste.

    In einem fantastischen Land in prähistorischer Zeit regiert der tyrannische Magier Traigon mit eiserner Faust. Die Macht dazu verlieh ihm die Göttin Caligara, doch dies geschah nicht ohne Preis: Sein erstes Kind soll ihr als Opfer dargebracht werden. Traigons schwangere Geliebte hat allerdings nicht vor, ihren Nachwuchs an die grausame Göttin zu verlieren und flieht nach der Entbindung mit ihren frischgeborenen Zwillingstöchtern Mira und Mara. Ein vergebliches Unterfangen, denn Traigon und seine Häscher schaffen es sie in einem abgelegenen Waldstück zu stellen. Ob seines doppelten Vaterglücks wählt der Magier das Mittel der Folter um zu erfahren welche seiner Töchter denn nun die Erstgeborene sei. All dieses Leid blieb Krona, einem ebenfalls mächtigen Magier und ehemaligen Lehrmeister von Traigon nicht unbemerkt. Angewidert von dem was aus seinem alten Schüler geworden ist, streckt er ihn und seine Soldaten nieder. Noch während er sich um die im sterbend liegende Mutter kümmert und ihr versichert auf ihre Zwillinge Acht zu geben, schwört Traigon mit seinem letzten Atemzug bittere Rache. Um auf diesen Tag vorbereitet zu sein, schenkt Krona Mira und Mara die Gabe der Magie und bringt sie zur Farm eines alten Freundes um dort in Sicherheit aufwachsen zu können. Eine friedvolle Zeit die nach 20 Jahren ein Ende findet als ihr Vater seinen Schwur in die Tat umsetzt und dem Tod entrinnt.

    Ich muss sagen … Mutter aller Trash-Filme!

    Jack Hill hatte durch seine Werke einen Einfluss auf das Schaffen von Hollywoodgrößen wie Francis Ford Coppola und Quentin Tarantino. Bei letzterem insbesondere durch seinen 70er Jahre Kultfilm „Switchblade Sisters“. „Die Mächte des Lichts“ ist von der Qualität seiner früheren Werke allerdings um Welten entfernt. Es spricht für sich, dass Hill zum ersten Mal in seiner Karriere ein Pseudonym verwendete und diesen Film als Brian Stuart „getarnt“ abdrehte. Durch Zeitdruck und ein geringes Budget stand dieses Projekt schon von Beginn an unter keinem guten Stern und bei dem was am Ende rauskam darf man sich glücklich schätzen, dass überhaupt so etwas wie eine ungefähre Rahmenhandlung existiert. Was darin passiert ist ein heilloses Durcheinander. Die prähistorische Zeit in der dieser Film spielt, ist zu keinem Zeitpunkt glaubhaft, denn Kulissen sowie Kostüme wirken billigst zusammengeschustert und schaffen es nicht das Gefühl von Authentizität zu vermitteln. Bei den Effekten sieht es nicht viel besser aus. Es fließt zwar reichlich Kunstblut und zahlreiche Extremitäten müssen sich unfreiwillig von etlichen restlichen Körpern trennen, aber überzeugend sieht das nur selten aus. Allerdings muss ich erwähnen, dass dies zu einem Teil an der guten HD-Umsetzung der österreichischen Blu-Ray liegt. Diese offenbart vieles was 1982 noch im Nebel der Low-Definition verborgen blieb. Der Score indes kann nicht auf eine solche Ausrede zurückgreifen. Dieser ist einfach nur generisch und klingt wesentlich zu unbeschwert für eine düster gezeichnete „Low Fantasy“-Welt.

    Aber dafür hat dieser Film Zwillinge! Leigh und Lynette Harris mögen zwar keine geschulten Schauspielerinnen sein, aber Playboy-Puristen kennen sie vielleicht noch aus der deutschen Dezemberausgabe von 1981 in der sie mit dem klangvollen Slogan „Sex mal zwei, Zwillinge machen sich frei“ für Aufmerksamkeit sorgten. Ein Slogan der gut und gerne auch die Tagline dieses Films hätte sein können, denn Kampfkunst und Schauspiel waren nicht die primären Gründe warum diese beiden Schönheiten als Protagonistinnen gecastet wurden. Ihr Mangel an schauspielerischen Talent schafft es allerdings im Meer der kreativen Einöde dieses Machwerks unterzugehen, da es niemanden in diesem Film gelingt seinen Charakter auch nur annähernd überzeugend darzustellen. Fairerweise muss man erwähnen, dass es ihnen nicht leicht gemacht wurde zu glänzen. Wynorskis Drehbuch ist miserabel und Sätze wie „Been buried a thousand years, you know?“ während Untote sich gerade an den Opferjungfern vergehen müssen erst einmal überzeugend dargeboten werden.

    Ist dieser Film eines freitäglichen Filmabends würdig?

    Betrachtet man „Die Mächte des Lichts“ aus einer filmtechnischen Perspektive offenbaren sich nur wenig positive Aspekte wie die düstere Atmosphäre in den Katakomben und das Make-Up der Untoten. Alles andere ist ungenügend. Unter dem Strich kommt ein sehr schlechter Film dabei heraus. Gleichwohl jene Kategorie von schlecht die unter den richtigen Voraussetzungen als gut zu werten ist, denn von Beginn an versucht dieser Film nicht einmal so etwas wie Seriosität aufzubauen und begleitet die Zuseher von einer lächerlichen Szene zur nächsten. Dabei lernen wir unvergessliche Charaktere wie einen stets erregten Menschenaffen, einen ebenso lüsternen aber wesentlich unheimlicheren Satyr, einen wie ein Zwerg gekleideter Wikinger mit unechten Bart und Haaren und einen halbnackten Barbaren der eher anrüchig denn heroisch ist kennen. Individuen so abstrus, dass selbst eine sturzbetrunkene Gruppe „Dungeons & Dragons“-Spieler an ihrer Generierung gescheitert wäre. Ich bin mir nicht sicher ob ich dies als idiotisch oder genial einstufen soll, nur eines ist gewiss: Ich habe mich schon lange nicht mehr so blendend amüsiert.

    „Die Mächte des Lichts“ hat kein Recht auch nur im selben Atemzug wie „Conan der Barbar“ genannt zu werden und ich gehe sogar so weit zu behaupten, dass sie überhaupt nicht im selben Genre beheimatet sind. Dieser Film mutet eher wie eine „Softcore-Fantasy-Parody“ denn wie ein „Sword & Sorcery“-Streifen an. Lässt man sich darauf ein ist alles für einen ausgelassenen Filmabend angerichtet, insbesondere wenn Gleichgesinnte anwesend sind. Cineastische Schandwerke wie dieses erheben den Makel zur Kunst und daher erkläre ich „Die Mächte des Lichts“ eines freitäglichen Filmabends würdig.

    Habt ihr Interesse an Horror und Trashfilmen sowie anderer cineastischer Kleinodien, empfehle ich euch meinen englischsprachigen YouTube Channel zu besuchen. Dort bespreche ich mindestens einmal wöchentlich ein Filmjuwel aus meiner Sammlung:
    https://goo.gl/oYL4qZ
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    29.09.2017
    22:24 Uhr