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    Spiel, Satz & Sieg

    Exklusiv für Uncut von der ViENNALE
    Dass es im Sport eine Damen- und eine Herrenliga gibt, ist soweit nichts Ungewöhnliches. Dass die Damen jedoch nur ein Achtel des Preisgeldes der Männer bekommen sollen, ist für Billie Jean King (Emma Stone) 1973 nicht nachvollziehbar. Männer sind schneller, stärker und können mit Druck besser umgehen, das sind die Argumente, die sie sich anhören muss. Jemand der diesen Zustand sehr gerecht findet ist Bobby Riggs (Steve Carell), Wimbledon Gewinner und notorischer Spieler. Riggs sieht sich selbst als „chauvinistisches Männerschwein“ und er ist stolz darauf. Frauen liebt er, besonders in der Küche und im Bett. Er könne außerdem jede Frau besiegen, weil Männer einfach besser sind, so meint er. Er geht sogar so weit, dass er um 100.000 Dollar wettet jede Frau besiegen zu können. Billie Jean King geht die Wette ein und kämpfte in einem als „Battle of the Sexes“ hochstilisierten Match, gegen Bobby Riggs. Die Ereignisse rund um dieses ikonische Match, porträtiert das Regieduo Valerie Faris und Jonathan Dayton in diesem Film.

    Selbstsicher und mit einer charmanten Selbstverständlichkeit fordert Emma Stone als Billie Jean King gleich in den ersten drei Minuten des Filmes Gleichberechtigung ein. Wir brauchen keine Vorgeschichte, keine Flashbacks um zu verstehen: diese Frau musste um vieles kämpfen und sie wird nie aufhören zu kämpfen. Sie lässt sich nicht erpressen, unter Druck setzten und sie ist sofort bereit in den sauren Apfel zu beißen, wenn es ihrem Ziel dient. Emma Stone spielt diese Sportlegende unglaublich überzeugend und pointiert. Stone schafft es auch diesen faszinierenden Frauencharakter in seiner ganzen Stärke aber auch Verletzlichkeit zu porträtieren. Dasselbe gilt für Steve Carell der mit Bobby Riggs wieder eine Figur spielt, die witzig aber vor allem arrogant und überheblich ist. All dieses Selbstbewusst verschwindet jedoch in einigen Momenten und wir erkennen die Leere, die dieser Charakter versucht zu füllen.

    Die Kamera von Linus Sandgren (der bereits „La La Land“ drehte) fängt das Ganze in lebendigen, pulsierenden Bildern ein. Er bewegt sich hin und her, zeigt Stone aus nächster Nähe mit Liebe zum Detail, wenn sie sich verliebt oder gibt ihr Platz und Raum für ihre Gefühle. Oft filmt Sandgren die Charaktere dabei über Spiegel und konfrontiert sie mit sich selbst und dem was sie wollen.

    Faris und Dayton spielen sich auch sehr gekonnt mit dem Tennisspielen und ihrer Art jene zu zeigen. Sehr bewusst zeigen sie die Matches teils nur über einen Fernseher, wenn es weniger um das Match an sich geht, als darum wie die Zuschauer und unsere Protagonisten das Match wahrnehmen. Sobald wir die Spiele mehr oder weniger live sehen, geht es um die Spieler und wie sie mit der restlichen Welt verknüpft sind. Der Tennisplatz als solcher tritt in den Hintergrund, hier wird um Ideen, Weltanschauung und Hoffnungen gespielt.

    Billie Jean King kämpfte um Respekt und Gleichberechtigung für Menschen. Wenn sie zu Bobby Riggs sagt: „I am a tennisplayer who happens to be a woman.“ zeigt sich ihr zutiefst humanistischer Zugang. In den heutigen Zeiten ist der Film immer noch brandaktuell und ist besonders im Kontext des Frauenfußballes in seiner Rolle in der Sportwelt ein wichtiger und relevanter Film.

    Dem Regieduo ist es gelungen einen berührenden, intelligenten und höchst spannenden Film zu kreieren über ein Ereignis, das besonders jüngere Generation nicht bekannt sein dürfte.
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    01.11.2017
    22:24 Uhr