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    Don’t mess with the Dead

    Exklusiv für Uncut vom Slash Filmfestival
    Im neuen Streifen Verónica des spanischen Regisseurs Paco Plaza, der als Mitschöpfer der [REC]-Reihe ( von der insbesondere der erste Teil als einer der besten Horrorfilme des 21. Jahrhunderts gilt) einem breitem Publikum bekannt wurde, nimmt er sich nach dem Zombiegenre, dem etwas subtileren Heimsuchungsgenre an, und bedient sich dafür einer tatsächlich stattgefundenen Begebenheit aus den 90ern.

    Die 15-Jährige Verónica hat es nicht leicht im Leben. Nach dem Tod ihres Vaters muss sie sich als älteste Tochter der Aufgabe widmen für ihre drei kleinen, äußerst lebhaften Geschwister Lucía, Irene und Antoñito zu sorgen, die Mutter arbeitet bis spät nachts in einer Bar um genug Geld für die Familie aufbringen zu können. Während einer Sonnenfinsternis, nutzen Verónica und ihre Freundinnen Rosa und Diana die Gunst der Stunde, schleichen sich heimlich vom Unterricht und den Lehrerinnen ihrer katholischen Schule davon, um mit einem Ouija-Board Kontakt mit Verónicas toten Vater aufzunehmen. Just in dem Moment, als die Sonne komplett verdeckt zu sein scheint, geht etwas schief. Das zur Kontaktaufnahme benutzte Glas zerspringt wegen Hitze, die plötzlich apathische Verónica flüstert Rosa etwas Geheimnisvolles zu, bevor sie sich wegen Ohnmacht im Krankenzimmer ihrer Schule wiederfindet. Verónica merkt schnell, dass sich etwas verändert hat, sie fühlt sich verfolgt und wird nachts von schrecklich-realistischen Albträumen geplagt, das entzweigebrochene Ouija-Board scheint sich nicht wegsperren zu lassen. Als sie sich der Bedrohung, die sie durch das gefährliche Spiel freigelassen hat, erst wirklich bewusst wird, versucht sie alles, um ihre Geschwister und sich zu schützen, doch die mysteriöse Entität scheint immer näher zu kommen, schon bald gelingt es Verónica nicht mehr Realität und Fiktion zu unterscheiden.

    Die narrative Struktur des Films allein bietet zunächst nichts wirklich Neues, man könnte meinen das Genre wurde zuletzt von Filmen wie „The Conjuring“ oder „Ouija“ nur allzu sehr ausgereizt. Paco Plaza gelingt es aber dennoch durch eine ausgezeichnete visuelle Verarbeitung, einem tollen Kinderschauspielensemble und einer exzellenten, überzeugenden Hauptdarstellerin (Sandra Escacena in ihrer Debütrolle) etwas zu schaffen, das weder abgedroschen noch banal wirkt. Einzig allein stereotype Charaktere wie die blinde Schwester Narcisa, die von den Schülern Sister Death genannt wird und trotz ihrer Blindheit die Anwesenheit böswilliger Geister spüren kann, oder aber Paco Plazas Affinität sein Publikum in regelmäßigen Abständen mit Scarejumps in Schrecken zu versetzen, sind redundante Stilelemente und bilden daher die wenigen Schwachpunkte des Films. Auf emotionaler Ebene hat der Film eine unglaubliche Wirkung, der krasse Gegensatz zwischen den süßen, unschuldigen Grundcharakteren der kleinen Kinder und dem bösen Wesen, welches auf sie lauert, entfaltet sich vollends, stets muss man um das Leben der Kleinen fürchten.

    Horrorregisseur Paco Plaza, der seinen geplanten Auftritt am Slashfestival leider kurzfristig absagen musste, gelingt es einen Horrorschocker zu schaffen, der nicht nur emotional involviert, sondern auch den allmählichen Realitätsverlust Verónicas authentisch und mitreißend darstellt.
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    30.09.2017
    21:03 Uhr