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    Christopher Lee nimmt es mit dem Teufel selbst auf

    Eldritch Advice
    „The Devil Rides Out“, beziehungsweise „Die Braut des Teufels“ in der deutschen Übersetzung, ist eine Adaption des 1934 erschienen gleichnamigen Romans von Dennis Wheatley und dreht sich um den Duke de Richleau, einem fiktiven aristokratischen Abenteurer und Okkultisten. Während Buchlesern eine elfteiligen Reihe zu diesem Charakter zur Verfügung steht, müssen Filmfans mit dieser einen Verfilmungen Vorlieb nehmen (1). Dabei hatten die britischen „Hammer Film Productions“ so große Pläne. Auf der Suche nach Alternativen zu ihren Verfilmungen von Schauerliteratur aus dem 18. und 19. Jahrhundert schien die Umsetzung eines zeitgenössischen Romans eine gute Wahl zu sein. Schließlich gehörte Wheatley seinerzeit zu den populärsten britischen Schriftstellern. Darüber hinaus konnte man den „I Am Legend“-Autor Richard Matheson für das Drehbuch und den erfahrenen Filmemacher Terence Fisher als Regisseur gewinnen. 

    Nicholas, der Duke de Richleau, und sein Gefährte Rex haben seit geraumer Zeit nichts mehr von ihrem Freund Simon gehört. Da dies so gar nicht sein Stil ist, beschließen beide ihm einen Besuch abzustatten, um nach dem Rechten zu sehen. Auf dem ersten Blick ist auch alles in Ordnung. Simon gibt eine Feier für eine astrologische Gesellschaft, der er seit kurzem angehört. Diese zeigt sich allerdings nicht sonderlich erfreut über die Gegenwart der nichteingeweihten Besucher und ihr Anführer Mocata drängt Simon dazu, seine alten Freunde wieder los zu werden. Das macht Nicholas stutzig und um der Sache auf den Grund zu gehen, beginnt er das Herrenhaus zu durchsuchen. Die dabei gefunden okkulten Artefakte sprechen klar für sich - ihr Freund Simon ist einem satanischen Zirkel beigetreten. Um die Seele ihres Freundes zu retten, beschließen Nicholas und Rex diesen dunklen Umtrieben ein Ende zu setzen.

    Ich muss sagen … dies ist okkulter Horror wie ich ihn mag.

    „Die Braut des Teufels“ war seiner Zeit weit voraus. Obwohl von der Zensur toleriert, war Satanismus Ende der 60er Jahre immer noch ein Tabuthema. Dies war wohl auch der Grund warum der Film an den Kinokassen floppte, denn an seiner Qualität gab es nur wenig auszusetzen. Da alte Herrenhäuser und Wälder die primären Kulissen darstellten, konnte ein guter Teil des Budget von £ 285.000 in die Spezialeffekte und Kostüme investiert werden. Diese sind nicht nur gut gelungen, sondern meiner Meinung nach auch ebenso gut gealtert und schaffen es nach wie vor ein Gefühl von Unbehagen und Faszination zu auszulösen. Unterstützt werden diese Szenen von einem subtilen Soundtrack der mehr im Hintergrund arbeitet, denn wirklich in Erinnerung bleibt.

    Der große Vorteil den die „Hammer Film Productions“ mit dem Standort London stets hatten ist, dass es in dieser Stadt überdurchschnittlich viele talentierte sowie brillante Schauspielerinnen und Schauspieler gibt. So gehörte etwa Sir Christopher Lee stets zur ihrem Stammensemble. In „Die Braut des Teufels“ durfte er als der Duke de Richleau eine seiner wenigen Heldenrollen einnehmen. Wie erwartet schafft er es den aristokratischen Abenteuer mit einer Erhabenheit die seinesgleichen sucht darzustellen. Dies gelingt ihm ohne dabei auch nur irgend ein Anzeichen von Arroganz zu versprühen. Ein hervorragender Protagonist benötigt aber auch einen entsprechenden Antagonisten, und sein Kollege Charles Gray steht ihm als der böse Kultführer Mocata schauspielerisch in nichts nach. Seine charismatische und raumfüllende Performanz ist fesselnd und das Publikum kann sich gut in die Rolle seiner Dialogpartner versetzen, denn fängt er erst zu Sprechen an, so lauscht man gespannt. Es ist nicht verwunderlich, dass er drei Jahre nach diesem Film dazu auserkoren wurde James Bonds Erzwidersacher Blofeld in „Diamantenfieber“ zu spielen. Verfügt man über einen Schurken, der in all seinen Szenen ein Gefühl von Bedrohlichkeit vermitteln kann, ist das ein Zeichen für einen guten Film, verfügt man allerdings über einen Schurken, der selbst dann ein Gefühl für Bedrohlichkeit vermittelt, wenn er nicht zu sehen ist, stehen die Chancen gut, dass es sich dabei um einen grandiosen Film handelt. Gray schafft es selbst Szenen, in denen er nicht körperlich präsent ist zu dominieren. Mit Niké Arrighi und Leon Greene ist der Film auch darüber hinaus gut besetzt.

    Ist dieser Film eines freitäglichen Filmabends würdig?

    Gemeinhin gilt „Die Braut des Teufels“ als einer der besten „Hammer-Filme“, und dies vollkommen zu Recht. Für sein Alter ist er ein sehr modern wirkender Film, der insbesondere in seinem Tempo eher aktuellen denn zeitgenössischen Genrevertretern ähnelt. Anstatt den Horror langsam aufzubauen, jagt Fisher seine Protagonisten von Ereignis zu Ereignis, lässt sie dabei nicht zur Ruhe kommen und schafft es das richtige Maß an Hektik zu finden. Dadurch fühlt das Publikum zwar die Anspannung und den Nervenkitzel der Akteure, geht in diesem Tumult aber nicht verloren. Besonders hilft hierbei die routinierte Darbietung von Lee, dessen Charakter der Anker in diesem Film ist.

    Für mich gibt es nur zwei erwähnenswerte Kritikpunkte. Dies wäre zum einen die amateurhafte Kampfchoreographie. Zwar gibt es nicht viele Kämpfe, aber wenn einmal die Fäuste fliegen dann wirkt das wenig überzeugend, sondern vielmehr behäbig und träge. Etwas das allerdings üblich bei vielen älteren Filmen ist. Zum anderen hätte ich mir ein etwas düsteres Ende gewünscht, aber vielleicht machte es die strittige satanische Thematik nötig, ein etwas zu übertriebenes Happy End zu haben. Dennoch handelt es sich hierbei um einen sehr guten Film, der noch heute mehr als nur sehenswert ist. Es ist schade, dass dieser Film ein finanzieller Flop war, denn ich hätte gerne mehr okkulte Abenteuer des Duke de Richleau mit Christopher Lee in der Hauptrolle gesehen. Da ich nun sogar in Versuchung gekommen bin mir als Alternative dazu die Romane zuzulegen, ist dieser Film für mich klarerweise eines freitäglichen Filmabends würdig.

    Habt ihr Interesse an Horror und Trashfilmen sowie anderer cineastischer Kleinodien, empfehle ich euch meinen englischsprachigen YouTube Channel zu besuchen. Dort bespreche ich mindestens einmal wöchentlich ein Filmjuwel aus meiner Sammlung:
    https://goo.gl/oYL4qZ


    1): Zwar existiert aus den 30er Jahren bereits eine Verfilmung von einem anderen Teil dieser Reihe, der Charakter des Duke de Richleau wurde für diese Adaption allerdings nicht übernommen.
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    01.09.2017
    16:32 Uhr