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    Was bleibt?

    Exklusiv für Uncut von der ViENNALE
    „A Ghost Story“ erzählt die Geschichte von C (Casey Affleck) und M (Rooney Mara), die einander innig lieben. Einzig einem bevorstehenden Auszug aus dem Häuschen sehen die beiden mit verschiedenen Gefühlen entgegen. M möchte in die Stadt ziehen, C hingegen würde gerne in dem Haus bleiben, ohne dies aus bestimmten Gründen erklären zu können. Gemeinsam entscheiden sie dann aber auszuziehen. Zu dem kommt es dann aber trauriger Weise nicht mehr, denn C stirbt kurz vor dem geplanten Auszug bei einem Autounfall.

    Auch nach seinem Tod bindet ihn aber seine Geliebte noch an den Ort und so spukt er im Häuschen weiterhin umher, gekleidet als Geist in einem Bettlaken mit zwei schwarzen Löchern als Augen. Nachdem für M nach langer, schmerzhafter Trauer das Leben dann doch irgendwann weiter geht ist C weiterhin an den Ort und den Schmerz gebunden. Während für M also alles wieder geregelte Bahnen einnimmt, vergeht für einen Geist die Zeit immer schneller. M lernt dann auch jemand neuen kennen und zieht schließlich auch aus dem Haus aus. C bleibt aber und sieht weitere Bewohner kommen und gehen, ohne die Möglichkeit selbst von dem Ort loszukommen. Mit der Zeit sieht er Leben entstehen und Leben vergehen und am Ende wird das Häuschen abgerissen um einem neuen Wolkenkratzer Platz zu machen. Alles ist vergänglich und als Geist, der gezwungen ist dies mitanzusehen, stellt sich die Frage was denn dann überhaupt von einem bleibt. Was bleibt von den Menschen nach dem Tod bestehen? Das David Lowery dabei Zeit an sich zum Thema machen wollte, zeigen die langen Einstellungen, in denen wenig bis gar nicht geredet wird. Die Zeit dehnt sich im Film aus und wird dadurch fast greifbar. Gleichzeitig merkt man, durch die Art und Weise wie er zeitliche Veränderung durch den Wechsel der Hausbewohner darstellt, dass alles auch vergänglich ist.

    *** SPOILER ***
    Am Ende des Films findet C die ewig ersehnte Erlösung, doch was die Antwort auf die Frage ist, warum C zunächst das Haus nicht verlassen wollte und er das Haus als Geist dann nicht verlassen konnte bleibt uns der Filmemacher schuldig. Das wir selbst auch nicht erfahren warum der Geist dann doch entschwinden kann soll vielleicht bedeuten, dass die Frage nach der Vergänglichkeit des Menschen eine Frage ist, die sich jeder selbst stellen und auch beantworten muss. Wie der Blick auf ein Fotoalbum lassen Bilder für den jeweiligen Betrachter nur dann Geschichten entstehen, wenn man die Bilder mit einer Erinnerung verknüpfen kann. Der Fakt, dass Lowery dabei den Film in einer Polaroid-Optik auf die Leinwand projizieren lässt, steht auch für diesen ganz persönlichen Einfluss, den dieser Film auf den jeweiligen Zuschauer ausübt.

    *** *** *** ***
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    28.10.2017
    18:21 Uhr