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    Hoffnungslos

    Der Titel des Films lies schon ahnen, dass es kein all zu schönes Erlebnis werden würde, "Ugly" zu sehen. Regisseur Juri Rechinsky hat bereits 2013 in seiner gefeierten Dokumentation "Sickfuckpeolple" auf der Viennale seine Vorliebe für seelische Abgründe präsentiert. Diesmal tat er dies mit seinem ersten Spielfilm auf der Diagonale. Die Reaktionen waren sehr verschieden. Die Hälfte des Publikums war gelangweilt, die andere begeistert. Deprimiert verließen allerdings alle den Kinosaal.

    Das von Ulrich Seidl produzierte Drama handelt von Mutter und Tochter, die an verschiedenen Orten (Ukraine und Österreich) leben und beide mit einem schweren Schicksalsschlag zu kämpfen haben, der auch das Leben ihrer Partner unerträglich macht. Die Mutter (wunderbar gespielt von Maria Hofstätter) hat Alzheimer und ist sich in gewissen Momenten ihres mentalen Verfalls schmerzlich bewusst. Auch die Auswirkungen ihrer Krankheit auf ihre Ehe sind für sie und für uns schwer zu ertragen. Das einst liebevolle, intime Verhältnis zu ihrem Mann ist erschüttert und entfremdet. Meilenweit weg von zuhause hat ihre Tochter einen Autounfall und liegt wochenlang in einem tristen, ukrainischen Krankenhaus, gequält von Einsamkeit und Schmerz. Einsam ist sie, obwohl ihr Mann fast die ganze Zeit über neben ihrem Bett über sie wacht und ihre vielen und lauten Schmerzensschreie erträgt, die sich nicht nur in seinen Kopf bohren, sondern auch das Publikum zur Verzweiflung bringen.

    So psychisch belastend der Film inhaltlich ist, so beruhigend sind teilweise seine symmetrischen Bilder. In der Bildgestaltung von "Ugly" liegt unerwartet viel Schönheit, und dafür wurde der Film auf der Diagonal sogar ausgezeichnet. Im Wind wehende Kornfelder sind aber nicht nur schön, sie sind auch laut. Der Film spielt viel mit Ton. Dem Publikum wird viel Lärm zugemutet, was das deprimierende, an der Seele nagende Gefühl des Films gekonnt verstärkt, aber auch zu seiner Unerträglichkeit beisteuert.

    "Ugly" ist wirklich nichts für jeden. Man kommt nicht umher, etwas bei dem Film zu fühlen, aber er arbeitet sehr mit Gefühlen, die die meisten von uns wohl lieber nicht fühlen wollen. Daher ist "Ugly" bestimmt kein Festival-Liebling, aber mit dem Stempel "Ulrich Seidl Productions" wird diese schwere Kost bestimmt noch zu dem Publikum finden, welches diese zu schätzen weiß.
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    05.04.2017
    12:59 Uhr
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    Zwei Paare können weder miteinander noch ohne einander

    Exklusiv für Uncut von der Diagonale
    Eine Zigarette in zitternden blutigen Händen, eine schreiende Frau in einer Badewanne. Ein Mann, der nicht an die Liebe glaubt. Eine Frau, die ihre Liebe zu vergessen droht. Ein fast leerstehendes Krankenhaus in der Ukraine. Zwei Liebesgeschichten, die deprimierender gar nicht sein könnten.

    Der ukrainische Regisseur Juri Rechinsky schafft mit seinem Spielfilmdebut „Ugly“ ein düsteres, fast schon spirituelles Bild von zwei Paaren, denen harte Schicksalsschläge im Weg ihres Glücks stehen. Hanna (die junge Frau, die aufgrund eines Autounfalls einen langen Genesungsprozess vor sich hat) und ihre Mutter, die an Alzheimer erkrankt, haben schon an sich kein leichtes Dasein. Aber auch ihre Männer müssen versuchen mit diesen Situationen zurecht zu kommen, was für beide eine größere Herausforderung darstellt, als sie anfangs vielleicht gedacht haben. Reicht bloße Liebe allein noch aus?

    Rechinksy erzählt die zwei Geschichten anachronisch, irgendwie sind die Handlungsstränge miteinander verwoben, obwohl es zwei verschiedene Erzählungen sind. Der Film behält die ganzen 90 Spielminuten über sein düsteres Ambiente, weshalb es sehr verständlich ist, dass dieser Film wahrscheinlich nicht für jedes Publikum ist. Der Regisseur selbst sagte im Publikumsgespräch, dass „Ugly“ sehr polarisierte: entweder man liebt ihn oder man mag ihn gar nicht. Ich gehöre leider eher zur letzteren Gruppe.

    Zwar hat der Film durchaus seine guten Qualitäten, die Bilder waren fantastisch, wie die ganze Kinematographie und auch auch sehr deutlich der Schmerz der Figuren zu spüren, die sie sich selbst und einander zufügen. Aber „Ugly“ war 90 Minuten lang wirklich nur traurig und deprimierend, es gab keinen Moment, an dem man gedacht hätte, dass es vielleicht doch Hoffnung gibt. Somit war es für mich persönlich eher schwierig anzuschauen und wenn ich ganz ehrlich bin, trotz der wunderschönen Ästhetik, war ich etwas froh, als langsam zu einem Ende kam.
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    04.04.2017
    22:22 Uhr