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    Wirres Ende

    Ritesh Batra hat versucht den tiefschürfenden Roman von Julian Barnes zu verfilmen. Ein Glück, dass er als Hauptdarsteller Jim Broadbent (als Tony Webster) verpflichten konnte. Der trägt den ganzen Film und vermeidet so, dass man das Ganze in die Schublade “Ärgerlich, weil kryptisch“ versenken muss.
    Im Roman werden zwei Teile klar getrennt, im Film werden sie zerschnitten und gemischt. Hier erhält der antiquierte Titel ‘Cutter‘ wieder seine ursprüngliche Bedeutung.
    Der geschiedene Tony Webster wird durch äußere Ereignisse gedrängt sein Leben zu überdenken. Das tut er auf zwei Ebenen, die nicht leicht zu durchschauen sind. Alle Figuren, die um ihn herum auftauchen sind kalt, unfreundlich und distanziert. Dabei ist Tony jetzt eine Seele von einem Alten. (War vielleicht früher einmal ein junger Grantler!) Weil er in Cambridge studiert hat, gibt es noch philosophische Einblendungen in die Dialoge.
    Die Ex (Harriet Walter, trocken und gefühllos) macht ihn fertig, wo sie nur kann. Seine Tochter Susie (Michelle-DowntonAbbey-Dockery) findet erst nach der Geburt ihres ersten Kindes nette Worte für den geburtshelfenden Opa. Und die mysteriöse Veronica (Charlotte Rampling) trifft sich mit Tony, läuft davon, taucht als Betreuerin auf und verschwindet wieder. Verwirrspiel ist angesagt. Das können die Zuschauer beim Verlassen des Kinos im Gespräch klären. Das sollte aber nicht das übliche Verhalten sein. Man kann über den tieferen Sinn interpretatorische Gespräche führen, nicht aber über den banalen Inhalt. Ich verließ das Kino mit den Fragen ‘Wer war nochmal die Sarah?‘ und in welchem Verhältnis stand das Schnittchen als junge Veronika (Freya Mavor) zum jungen Tony? Und wo kommt der behinderte Sohn her? Ein wirres Ende. Alles F.F.E. oder was? Nicht alles, vielleicht manches. K.V.
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    16.06.2018
    10:37 Uhr