Forum zu Raw

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73.8% Bewertung
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    Wie man eine Hasenniere isst oder „Kriege nie mehr als eine Tochter!“

    Exklusiv für Uncut von der ViENNALE
    Ich bin ja sonst sehr resistent gegen Aktuelles und auch viel zu faul Filmmagazine zu lesen. Aber dass um diesen Film viel Tamtam gemacht wird, das hab sogar ich mitbekommen. Also! Nur kurz 4 Sekunden in den Trailer geschaut, Karte gebucht & dann alle Kanäle wieder zugemacht, um möglichst unvorbelastet in den Film zu gehen. Wehe mir erzählt wer was!

    Gestern dann also endlich in der Mitternachtsvorstellung im Gartenbau, es gibt in Wien eh keine bessere Leinwand für Horror. Komischerweise hätten noch viele Leute im Saal Platz gehabt. Na mir sollt's recht sein, dann ist der Popcorngeruch einigermaßen im Rahmen. Das war auch gut so, denn einen starken Magen braucht man bei einigen Szenen des Filmes.

    Aber erst mal fängt alles ganz normal an. Hübsche Eröffnungsszene, sympathisch filigrane Zentralfigur, aber dann geht’s gleich auf die Achterbahn dieses Drehbuchs. Eine nicht gleich entschlüsselbare Szene folgt auf andere, dann wieder kleine schrullige Binnenhandlungen im Mikrokosmos des Unicampus. Dass manches erst einmal lose im Raum zu hängen scheint macht nix, denn es ist so fruchtig frisch ins Bild gebracht, dass man sich auch an der kleinsten Nebeneinstellung erfreut. Spätestens bei der ersten deftigen Grauslichkeitsszene, wenn man innerlich schreit „Tu's nicht!“, weiß man dass nun eh alles zu spät ist und die Regisseurin ab sofort mit uns tun & lassen kann, was sie will.

    Das tut sie dann glücklicherweise auch. Die rückblickend eigentlich nur sehr kleine Geschichte ist derart kompromisslos & erfrischend erzählt, dass es eine Freude ist. Endlich wiedermal ein Film bei dem Leute schnaubend das Kino verlassen! Und das nicht weil sie gelangweilt sind oder vom artsy-fartsy Kunstexperiment genervt, sondern weil sie (vermut' ich mal) nicht ertragen, wie in diesem Film locker lässig das neben Mord & Inzest tabueste Tabu gebrochen wird: Kannibalismus.

    Was, wieso & warum ist einem wie oben erwähnt auch während dem Film nicht immer klar, aber am Ende gibt’s eine derartig glasklare Auflösung, dass selbst der naivste „Ja, aber!“-Frager keine Fragen mehr haben wird.

    Aber jetzt hab ich eh schon zu viel verraten und Sie sollten sich lieber sofort diesen Film ansehen, statt hier gemütlich Rezensionen zu lesen. Oder die DVD vorbestellen, denn ins kakanische Kino kommt der nämlich nicht. Ein Jammer!
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    28.10.2017
    11:16 Uhr